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Strategien in der Krise Lockdown gefährdet Dividenden

Shopping- und Entertainment-Center in Peking: In China haben die Ausschüttungen der Unternehmen in den vergangenen Jahren zugenommen.
Shopping- und Entertainment-Center in Peking: In China haben die Ausschüttungen der Unternehmen in den vergangenen Jahren zugenommen. | Foto: imago images / ITAR-TASS
Matthew Jennings, Investment-Direktor bei Fidelity

Dividendenstrategien haben in Zeiten niedriger Zinsen stark an Bedeutung gewonnen, bieten sie doch die von vielen begehrten regelmäßigen Ausschüttungen. Die meisten Fondsmanager solcher Strategien bevorzugen nachhaltige Ausschüttungen, die stetig wachsen. Dividendenkürzungen hingegen lassen bei ihnen die Alarmglocken schrillen. Und genau solche Kürzungen oder auch Komplettausfälle stehen jetzt bei vielen Unternehmen weltweit an. „In der Finanzkrise 2008 wurden die Dividenden im Schnitt um mehr als 20 Prozent gekürzt. Eine Zahl, die sich in diesem Abschwung wahrscheinlich mehr als verdoppeln dürfte“, befürchtet Matthew Jennings, Investment-Direktor bei Fidelity.

Manager und Anleger sollten sich dennoch nicht entmutigen lassen. Denn in diesem Jahr, in Zeiten von Corona und wirtschaftlichem Lockdown, gelten etwas andere Regeln. Ein genauer Blick ist nötig, warum die Dividende schrumpft oder ausfällt. „Wenn nicht das Unternehmen an sich, sondern die Wirtschaft selbst in Bedrängnis geraten ist, können Kürzungen oder verzögerte Ausschüttungen auch ein Zeichen von unternehmerischer Vorsicht sein“, gibt Jennings zu bedenken.

In der aktuellen Lage ist es für viele Unternehmen schwer abzuschätzen, wie lange ihre Kapitalströme gestört sein werden. Eine defensive Dividendenpolitik kann helfen, der Gesellschaft die nötige Liquidität zu erhalten. Der Fokus sollte also nach Ansicht des Fidelity-Experten auf den Fundamentaldaten des Unternehmens liegen: „Derzeit ist es von entscheidender Bedeutung, gut geführte und gut kapitalisierte Unternehmen zu identifizieren, da diese wahrscheinlich relativ stark aus der Krise hervorgehen werden.“

Aufsichtsbehörden fordern Dividenden-Stopp

Ein Dividendenabschlag kann aber auch ganz andere Gründe haben. Etwa eine Aufforderung der Aufsichtsbehörden. In Großbritannien, Europa und Neuseeland wurden bereits Banken angehalten, ihre Dividenden auszusetzen. Statt Aktionäre zu beglücken, sollen sie sich auf die Unterstützung der Wirtschaft konzentrieren. „Auch Versicherungen in Großbritannien und der Eurozone wurden gebeten, Ausschüttungen und Aktienrückkäufe vorübergehend einzustellen“, so Jennings.

Zudem sind einige Branchen besonders arg von der Krise gebeutelt und deren Unternehmen auf Staatshilfen angewiesen. Das Zusammenspiel von staatlicher Unterstützung und gleichzeitigen Dividendenzahlungen ist der steuerzahlenden Bevölkerung nur schwer zu vermitteln. „In einigen europäischen Ländern haben sich Regierungen verpflichtet, staatliche Hilfen für dividendenzahlende Unternehmen zu verweigern“, sagt Jennings. Wer in den USA Hilfskredite des zwei Billionen Dollar schweren Cares-Act in Anspruch nimmt, darf ebenfalls weder Ausschüttungen leisten noch eigene Aktien zurückkaufen.

Auch die Kontaktsperre erschwert Dividendenzahlungen. Jahreshauptversammlungen und damit Abstimmungen über Ausschüttungen können nicht wie gewohnt stattfinden. Dies trifft auch Unternehmen, die eigentlich wie gewohnt ihre Dividenden leisten wollen. Mittlerweile sind virtuelle Aktionärstreffen möglich, diese erfordern aber eine gewisse Vorbereitung. In Deutschland beispielsweise hat Beiersdorf mit ein paar Wochen Verzögerung Ende April seine Jahreshauptversammlung online abgehalten und eine stabile Dividende beschlossen. Auch die Henkel-Dividende soll nicht gekürzt werden, kommt aber in diesem Jahr nicht wie geplant im April, sondern erst im Juni. „Im Großen und Ganzen betrachten wir diese Schwierigkeiten als vorübergehend. Sie haben keine Auswirkungen auf das Kapitalrenditeprofil einer bestimmten Investition“, urteilt Jennings.

Stabile Branchen und Hoffnung in China

Wie die beiden Beispiele aus Deutschland zeigen, sind nicht alle Branchen unter Dividendendruck geraten. „In Europa gibt es einige stabile Unternehmen in Branchen wie Pharma, Grundbedarfsgüter und Industrie, von denen wir relativ sichere Dividenden erwarten“, sagt Jennings.

China erweist sich ebenfalls als Hoffnungsträger für Dividendenjäger. In den vergangenen Jahren haben die Ausschüttungen dort zugenommen. Die Gesellschaften handeln jedoch nicht nur aus freien Stücken so großzügig gegenüber ihren Investoren. „Die chinesische Wertpapieraufsicht hat wiederholt höhere Vergütungen für die Aktionäre in Form von Dividenden gefordert“, erklärt Jennings. Vor allem staatliche Unternehmen dürften dieser Aufforderung nachkommen. Schließlich füllen ihre Dividenden auch die Regierungskassen. „Zu den großen Dividendenzahlern gehören die größten staatlichen Unternehmen, bei denen es sich häufig um Finanzinstitute, Energieerzeuger und Immobilienentwickler mit zyklischen Gewinnen handelt“, sagt Jennings und weist gleichzeitig daraufhin, dass in China viele Unternehmen wirtschaftlich zu kämpfen  haben und ihre Ausschüttungen wie ihre globalen Konkurrenten kürzen.

Kurzfristige Störungen bei Dividendenzahlungen sind also letztlich weltweit zu erwarten, die langfristigen Aussichten für ansonsten solide Unternehmen sieht Jennings jedoch positiv.

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