Lebensversicherung Streit um Folgen der steigenden Zinszusatzreserve

„Die Schätzungen des BdV sind falsch“,sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Er reagiert damit auf aktuelle Berichte über die Ausgestaltung der Zinszusatzreserve (ZZR), die Lebensversicherer seit 2011 bilden müssen. Hiermit sollen die Anbieter dafür zu sorgen, dass sie trotz niedriger Zinseinnahmen alle garantierten Leistungen an ihre Kunden leisten können. Um die ZZR zu berechnen, gibt es jedes Jahr einen neuen Referenzzinssatz. Je niedriger der Zinssatz ausfällt, desto mehr Geld muss zusätzlich in der ZZR zurückgelegt werden.
Der Bund der Versicherten (BdV) veröffentlichte am Montag seine Sorge darüber, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) jetzt die „stärkste Senkung seit drei Jahren“ bekannt gegeben habe: Der ZZR-Referenzzinssatz sinkt von 1,92 Prozent auf 1,73 Prozent. Damit erstmals auch Tarife betroffen, die zwischen 2012 und 2014 mit einem Rechnungszins von 1,75 Prozent kalkuliert worden sind. „Das lässt Schlimmes befürchten“, kommentiert BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Denn das bedeute eine weitere Erhöhung der ZZR, die bereits heute viele deutsche Lebensversicherer kaum noch schultern könnten.
„Wir erwarten branchenweit eine Erhöhung der ZZR auf knapp 100 Milliarden Euro“, so Kleinlein weiter. Dies könne finanzschwachen Versicherern die Solvenz kosten. Denn: „Der Reservierungsbedarf steigt bis 2025 auf etwa 150 Milliarden. Das ist ein Fass ohne Boden.“ Dem entgegnet Asmussen: „Richtig gerechnet ergibt sich für das laufende Jahr eine Zuführung zur ZZR von rund 11 Milliarden Euro. Insgesamt beläuft sich die Reserve damit auf 87 Milliarden Euro. Die ZZR ist auch kein Fass ohne Boden, denn ab 2021 werden die Unternehmen Jahr für Jahr weniger in die Reserve einzahlen, sofern es beim historisch niedrigen Zinsniveau bleibt.“