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Stresstests für Privatanleger: So werden Portfolios überprüft

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Das Ergebnis einer klassischen Markowitz-Optimierung mit den zuvor definierten Restriktionen findet sich in Tabelle 2. Die Volatilität des resultierenden Portfolios beträgt 4,34 Prozent, was einem Risiko von ca. 2.640 Euro über zwölf Monate entspricht.

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Das Portfolio von Herrn Müller ist breit diversifiziert und durch den Immobilienfonds, Gold und den Rohstoffbasket liegt der Fokus auf Sachwerten. Staatsanleihen werden dem Festgeld vorgezogen, da durch mögliche Kursgewinne die Korrelationen zu den anderen Anlageklassen teilweise negativ sind (vergleiche Tabelle 3). Der Aktienanteil ist mit rund 17 Prozent moderat.

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Beispiel 2: Herr Meier ist selbstständig, lebt in einer kleinen Eigentumswohnung und hat ebenfalls 100.000 Euro zur Seite gelegt. Ziel von Herrn Meier ist es, dass eine möglichst stabile Rendite um die 5 Prozent erzielt wird.

Das relevante Stressszenario von Herrn Meier ist eine Rezession, da in diesem Fall sein Unternehmen leidet. Inflationsängste hat er weniger, da analog zu dieser auch seine Gewinne steigen würden und er eine Eigentumswohnung besitzt.

Somit werden folgende Anforderungen an eine Portfoliooptimierung gestellt:

•    Aktien dürfen nur 20 Prozent des Portfolios ausmachen
•    Sachwerte dürfen bis zu 30 Prozent seines Portfolios ausmachen
•    Um eine breite Diversifikation zu erzielen darf maximal 25 Prozent in ein Asset investiert werden
•    Die Zielrendite beträgt 5 Prozent

Die Ergebnisse der Optimierung finden sich in Tabelle 2. Die Volatilität beträgt 5,07 Prozent, was einem Risiko von rund 3.350 Euro über 12 Monate entspricht. Durch den hohen Anteil von 50 Prozent in Geldwerten und den aktuell sehr niedrigen Renditen, musste ein großer Teil in riskantere Anlagen – darunter Emerging Markets – investiert werden, um die Zielrendite von 5 Prozent zu erreichen.

Die Ergebnisse verdeutlichen sehr eingehend, dass trotz relativ ähnlicher Risiko-/Renditekennzahlen eine Berücksichtigung der jeweiligen Lebenssituation zu sehr unterschiedlichen Optimierungsergebnissen führt. Die Kunst für einen Privatanleger beziehungsweise seinen Anlageberater ist es nun, die relevanten Ziele und Risiken in jedem Fall einzeln zu identifizieren, zu bewerten und in einen konkreten Anlagevorschlag zu überführen.

Hierbei stellen Stresstests und der Einsatz quantitativer Methoden, also wie in unserem Fall formale Portfoliooptimierungen, sinnvolle Werkzeuge dar. Besonders über die Vorgabe von Restriktionen oder Limiten an einzelne Anlagen und Anlagegruppen können die individuellen Anforderungen berücksichtigt werden.

Zur Person: Daniel Ziggel ist geschäftsführender Gesellschafter der quasol GmbH. Dort beschäftigt er sich intensiv mit den Themen Portfoliooptimierung, quantitative Handelsstrategien und Risikomanagement. Ab Oktober 2011 führt er zusätzlich für die Golfmann Stahlberger Unternehmensberatung Fortbildungen zum Thema „Kapitalanlage- und Risikomanagement“ durch.


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