Das gab es seit langer Zeit nicht mehr: Europäische Aktien überholen amerikanische Titel! Seit Jahresbeginn ist der Euro Stoxx 50 fast zwölf Prozent im Plus, während der Dow Jones nur knapp zwei Prozent zulegen konnte. Eine starke Leistung, die bereits seit einiger Zeit zu beobachten ist. Über drei Monate ist das Aktienbarometer des Euroraums um beeindruckende 14 Prozent gestiegen, während es für den Dow Jones mit fünf Prozent in die entgegengesetzte Richtung ging.
Verbesserte Gewinnaussichten
Für die gute Stimmung gibt es einige Gründe. Einer davon ist das Ende der Null-Covid-Politik im Reich der Mitte, von dem europäische Unternehmen stärker profitieren als amerikanische. China bleibt der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union. So wurden im Jahr 2021 Waren im Wert von 700 Milliarden Euro nach China exportiert, was 16 Prozent des gesamten EU-Warenverkehrs ausmacht. Außerdem reagierte der europäische Aktienmarkt erleichtert auf den Rückgang der Energiepreise, die einen wesentlichen Beitrag zum Rückgang der Inflationsrate geleistet haben. Ein weiterer Faktor, der Anleger optimistisch stimmt sind die verbesserten Gewinnaussichten für europäische Unternehmen, je mehr die Bedenken vor einer schwerwiegenden Rezession nachlassen.
Zudem bietet der europäische Markt zurzeit viele günstige Aktienschnäppchen. Denn Investoren ziehen seit vielen Jahren Gelder aus europäischen Aktienfonds und ETFs ab. Grund dafür ist der allgemeine Pessimismus, der durch politische Krisen auf dem alten Kontinent und die vergleichsweise schlechte Entwicklung der Aktienkurse hervorgerufen wurde. So liegt der Euro Stoxx 50-Index, der die führenden Unternehmen der Eurozone repräsentiert, seit Ende 2012 mit 117 Prozent im Plus, verglichen mit einem Anstieg des S&P 500 in den USA von fast 300 Prozent.
Europäische Aktien sind günstig
Dies spiegelt sich in den Bewertungen wider. Der Euro Stoxx 50 weist ein 2023er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 auf, während der breiter gefasste S&P 500 ein KGV von rund 18 aufweist. Günstige Bewertungen sind allerdings noch keine Garantie für zukünftige Kurssteigerungen. Billige Aktien können über längere Zeitperioden weiterhin billig bleiben, wie es in den vergangenen zehn Jahren zu beobachten war. Wachstumsstarke Technologietitel haben von den sinkenden Zinsen stark profitiert, da es günstig war, Wachstum zu finanzieren.
Doch dieser Trend hat sich inzwischen umgekehrt. Wie Fondsmanagerin Louise Dudley von Federated Hermes betont, steigt im Technologiebereich zudem der Konkurrenzdruck: „Hier nimmt der Wettbewerb um die nächste Wachstumsphase zu, da die großen Unternehmen erhebliche Investitionen tätigen und Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und der Suchmaschinenoptimierung erzielen. In der Zwischenzeit wird die Value-Rally weiter an Fahrt gewinnen, und die Wachstumstitel werden weiterhin zu kämpfen haben, da die Unternehmen ihre Technologieinvestitionen zurückfahren“.
Systematische Value-Auslese
Das spräche für eine Rotation hin zu Value-Aktien. Mit einem systematischen Ausleseverfahren können seit vielen Jahren die Strong-ETFs der Deka überzeugen. So konzentriert sich der Deka Stoxx Europe Strong Value ETF auf die Auslese von Unternehmen mit starken Fundamentaldaten und günstigen Bewertungen. Die Value-Eigenschaften werden anhand fundamentaler Kennzahlen erfasst. Diese umfassen das erwartete KGV, das erwartete Gewinnwachstum, das historische KGV, das historische Gewinnwachstum, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und die Dividendenrendite. Aus den ermittelten Fundamentalkennzahlen werden Value-Werte berechnet. Am Ende entsteht eine Mischung der 20 „reinsten“ Value-Unternehmen Europas. Die Indexanpassung des im März 2008 aufgelegten ETFs erfolgt jährlich im September.
Mischung aus namhaften und weniger geläufigen Titeln
Saipem, ein weltweit agierender italienischer Anbieter von Öldienstleistungen, hat derzeit mit 8,5 Prozent das größte Gewicht innerhalb eines Portfolios. Die Firma, gegründet in den 1950er Jahren, ist auf den Ölbohr- und Pipelinebau spezialisiert und verzeichnet durch ihre weltweite Präsenz starke Wachstumsraten. Die Italiener legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz und setzen auf energiesparende Technologien, um ihre Umweltauswirkungen gering zu halten.
Mit KGHM Polska Miedz ist ein führender polnischer Bergbaukonzern mit 7 Prozent am zweithöchsten gewichtet. Die 1961 gegründete Firma ist ein bedeutender Produzent von Kupfer und Silber und betreibt Minen und Anlagen in Polen, Kanada und Chile. Die Polen agieren von der Exploration bis hin zum Verkauf der Rohstoffe. In den Top-10 Werten finden sich aber auch bekannte Namen wie der Essenslieferant Delivery Hero, der Autobauer Renault und der Windkraftspezialist Vestas Wind Systems.
Geografisch ist das Portfolio über ganz Europa verteilt. Die meisten Aktien stammen aus Frankreich (21 Prozent), Großbritannien (18 Prozent), Italien (14 Prozent) und Schweden (10 Prozent). Mit Delivery Hero und einem Anteil von fünf Prozent stammt nur ein Unternehmen aus Deutschland.
Starkes Momentum
Der ETF profitiert momentan stark von der Renaissance der Value-Aktien. In diesem Jahr gehört er mit einem Anstieg von ungefähr 20 Prozent zu den renditestärksten Portfolios für europäische Titel. Auch in den vergangenen zehn Jahren hat er den Sektor-Durchschnitt deutlich übertroffen – mit einem Plus von 120 Prozent. Das sind im Vergleich immerhin mehr als 30 Prozent Unterschied, trotz seiner Fokussierung auf Substanzwerte, die über diesen Zeitraum ja tendenziell schlechter abschnitten.