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Flossbach von Storch Research Institute über Vorstandsgehälter EZB spielt Dax-Chefs in die Karten

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Sieben CEOs erreichen nicht ihre Zielvorgaben

Der Blick in die Mustertabellen des DCGK ergibt weitere interessante Vergütungsdetails. So übersteigt der Zufluss durch die kurzfristige variable Vergütungskomponente die Gewährung im Durchschnitt um 21 Prozent. Dies deutet an, dass die Vorstandsvorsitzenden ihre Zielvorgaben um 21 Prozent übertroffen haben. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Verhältnis leicht angestiegen. Im Jahr 2014 betrug es noch +15,9 Prozent. Während der Lufthansa-CEO Carsten Spohr auf kurze Sicht den Vorgaben mit einem Vergütungsplus von 128 Prozent glänzend entsprochen hat, ist Martin Zielke von der Commerzbank (-50 Prozent) unter den Zielvorgaben zurückgeblieben. Bei insgesamt sieben Konzernen liegt das Verhältnis unter null, was darauf hindeutet, dass sich die Geschäfte nicht wie erwartet entwickelt haben. Bei Fresenius und Merck wiederum beträgt der Zuwachs genau 0 Prozent, was andeutet, dass die Zielvorgabe genau erreicht wurde und der gewährte Betrag zur Auszahlung kam.

Und wie sieht es bei der langfristigen Vergütung aus? Der jährliche Wertzuwachs der langfristigen Vergütungskomponenten beträgt im Schnitt 5,4 Prozent, bei einer durchschnittlichen Laufzeit von drei bis vier Jahren. Bei 13 Dax-Unternehmen liegt die jährliche Wachstumsrate sogar über 10 Prozent, etwa bei BASF, Merck und Adidas – Indiz dafür, dass die Vorstände die gegebenen Ziele wie erwartet erreichen oder sogar übertreffen.

Insgesamt übersteigt der Zufluss durch langfristige Vergütungsprogramme die Gewährung nach DCGK-Berechnungen durchschnittlich um 103 Prozent. Demnach ist die Auszahlung rund doppelt so hoch wie die Gewährung.

Lockere Geldpolitik übertüncht den unternehmerischen Erfolg

Die Studie zeigt: Die kurzfristigen Ziele, durch variable Vergütungskomponenten als finanzielle Anreize abgesteckt, wurden nur in den wenigsten Fällen untertroffen. Seit 2014, also in den vergangenen vier Jahren, trat dies nur in 28 Prozent aller Fälle auf. Die Studie stellt sich daher die Frage: Ist die 100-Prozent-Zielvorgabe das erwartete Ziel? Oder werden die Ziele absichtlich etwas niedriger gesteckt, damit sie leichter übertroffen werden können?

Für die eklatante Zunahme der langfristigen Vergütungen, sehr oft an die Entwicklung der eigenen Unternehmensaktien gekoppelt, spricht den Studienautoren zufolge aber etwas anderes: Die Dax-Vorstände können gut das Doppelte der Gewährung vereinnahmen, weil sie nicht nur von den gestiegenen Unternehmensgewinnen profitieren, sondern in hohem Maße auch von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: Ein großer Teil der Kurssteigerungen ist auf die lockere Geldpolitik und nicht auf den unternehmerischen Erfolg zurückzuführen.

Fazit: Mehr Transparenz tut not

Auf der Grundlage der Mustertabellen des DCGK ist es möglich, Vorstandsgehälter separat nach Zufluss und Gewährung zu analysieren. Während der Zufluss durch kurzfristig orientierte Vergütungsprogramme 21 Prozent über der Gewährung liegt, ist die durch langfristige Programme bewirkte Auszahlung im Durchschnitt doppelt so hoch wie die Gewährung. Der Grund für die massive Zunahme ist weniger im unternehmerischen Erfolg zu suchen, sondern hängt vielmehr mit den durch die Geldpolitik der EZB stark gestiegenen Aktienkursen zusammen.

Die von der Politik erreichte Transparenz in der Berichterstattung über die Höhe der gezahlten Vorstandsgehälter erfreut Investoren. Wie die einzelnen Gehälter entstanden sind, bleibt jedoch ungeklärt, da es zu wenige Informationen über die gesetzten Anreize gibt. Aus Sicht aller Stakeholder wäre es wünschenswert, wenn auch hier eine ähnliche Transparenz geschaffen würde.

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