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Geld Intelligenz und Gehalt: Studie zeigt überraschende neue Erkenntnisse

Spitzenverdiener sind meist schlau, aber nicht zwangsläufig die intelligentesten Menschen im Raum, wie eine Studie zeigt.
Spitzenverdiener sind meist schlau, aber nicht zwangsläufig die intelligentesten Menschen im Raum, wie eine Studie zeigt. | Foto: IMAGO Images / agefotostock

Je höher das Einkommen eines Menschen, desto intelligenter ist er – das zumindest ist eine weitverbreitete Annahme. Doch stimmt sie auch? Der Zusammenhang zwischen finanziellem Erfolg und Intelligenz wurde in zahlreichen Studien untersucht. Auch Thijs Bol, außerordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Amsterdam, sowie seine Kollegen Marc Keuschnigg und Arnout van de Rijt widmeten sich vor kurzem diesem Thema - und gewannen einige neue Erkenntnisse. Auch dank eines ungewöhnlichen Datensatzes.

„Frühere Studien haben festgestellt, dass der berufliche Erfolg mit den kognitiven Fähigkeiten zunimmt, aber sie haben nicht untersucht, wie umgekehrt die Fähigkeiten mit dem beruflichen Erfolg variieren“, schreiben die Autoren im Abstract ihrer Studie mit dem Titel „The plateauing of cognitive ability among top earners“.

Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich so zusammenfassen: Im Durchschnitt steigen Löhne mit den kognitiven Fähigkeiten. Die Person mit dem höchsten Einkommen muss jedoch nicht die schlauste sein. Denn Ultrareiche – also das oberste Prozent der Einkommenspyramide – sind im Schnitt sogar weniger intelligent als die Einkommensgruppe direkt unter ihnen.

Forscher nutzten Daten des schwedischen Militärs

Früheren Untersuchungen zu diesem Themenbereich fehlte es meist an repräsentativen Daten aus den höchsten Einkommensklassen. Deshalb bedienten sich die Wissenschaftler eines Datensatzes aus Schweden: Das schwedische Militär ermittelte die kognitiven Fähigkeiten für 59.000 Männer im Alter zwischen 18 und 19 Jahren im Rahmen des obligatorischen Wehrpflichttests. Diese Daten wurden kombiniert mit den Gehältern eines elfjährigen Zeitfensters von Männern im Alter zwischen 35 bis 45 Jahren.

Die Daten zeigen, dass es ab einem gewissen Einkommensniveau zu einem Plateau kommt - und die kognitiven Fähigkeiten im Spitzenbereich sogar wieder abfallen.

Grundlage der Untersuchung war der jährliche Bruttolohn, der von den Arbeitgebern direkt an die schwedischen Steuerbehörden gemeldet wurde. Damit die Daten möglichst aussagekräftig sind wurden auch Jahre mit Teilzeitbeschäftigung und Nulleinkommen sowie Prämien, die als zusätzliches, direkt steuerpflichtiges Lohneinkommen ausgezahlt wurden, einbezogen. Zudem sind die Daten inflationsbereinigt, um die Gehälter von Personen vergleichbar zu machen, die in verschiedenen Kalenderjahren in den Arbeitsmarkt eingetreten sind.

Das Ergebnis: Mit steigenden intellektuellen Fähigkeiten steigt im Durchschnitt auch das Lohnniveau. Ab einem gewissen Einkommenslevel nimmt dieser Effekt jedoch spürbar ab. Oberhalb eines Jahresgehalts von umgerechnet 60.000 Euro stagniert die Beziehung zwischen Fähigkeit und Lohn „auf einem bescheidenen Niveau von +1 Standardabweichung“.

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Bemerkenswert: „Das oberste 1 Prozent schneidet bei den kognitiven Fähigkeiten sogar etwas schlechter ab als die Einkommensschichten direkt unter ihm“, schreibt das Forscher-Team.

Heißt: Im obersten Gehaltsniveau spielen die kognitiven Fähigkeiten nicht mehr die wichtigste Rolle, sondern es kommt offenbar auf weitere Faktoren an. Die Ergebnisse sollten jedoch nicht so interpretiert werden, dass die Spitzenverdiener „dümmer“ sind als der Durchschnitt - sie sind im Durchschnitt nur nicht intelligenter.

 

Einschränkungen der Einkommens-Studie

Wie bei jeder Studie gibt es natürlich auch bei dieser Einschränkungen. So wurden die Ergebnisse der Intelligenztests mit den Gehaltsdaten in Zusammenhang gebracht. Nicht-kognitive Fähigkeiten wie die Motivation einer Person, soziale Fähigkeiten, Kreativität oder die psychische Stabilität wurden nicht berücksichtigt. Zudem sind kognitive Fähigkeiten für einige Berufsgruppen relevanter als für andere – zumal der akademische Bereich, in dem sie am wichtigsten sind, nicht zu den am besten bezahlten gehört.

Weiterhin ist die Analyse mit Schweden nur auf ein einziges Land beschränkt und berücksichtigt ausschließlich gebürtige Männer. „Dies ist eine unvermeidliche Einschränkung der Daten“, schreiben die Autoren der Studie, da Frauen bei der Datenerhebung nicht beim Militär waren. Ob die Ergebnisse deshalb auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden können, müssten weiterführende Studien zeigen.

Um ein größeres Publikum auf die Studienergebnisse aufmerksam zu machen nutzte Autor Thijs Bol übrigens ungewöhnliches Marketing: In einem Tweet fasste er seine Ergebnisse kurz und knapp zusammen – und erwähnte darin Tesla-Gründer und seit einiger Zeit Twitter-Boss Elon Musk, einen der reichsten Menschen überhaupt. Der Marketing-Kniff verschaffte dem Tweet mehr als 2100 Likes und 1,1 Millionen Ansichten.

Elon Musk hat darauf bislang nicht reagiert.

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