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Berufsunfähigkeitsversicherung „Studie kann als eine Art Druckmittel missbraucht werden“

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Cui bono? Geschäftspraxis wirft Fragen auf

Viel interessanter als Studien dieser Art ist vielfach zu hinterfragen, wem sie (in dieser Form) eigentlich nützen. Der Kommentar eines Vorstandsmitglieds eines BU-Versicherers auf LinkedIn machte uns stutzig. Er schrieb dort:

„Es wäre richtig und gut das Thema zu diskutieren, da wir als Versicherungsindustrie hier echt den Unterschied machen können für unsere Kunden. Wenn das Ergebnis wäre, dass der Weg zum Anwalt die beste Lösung ist, weil Sorge besteht, nicht als Kunde eines Kollektivs behandelt zu werden, hätten alle verloren (Kunde, Vermittler, Versicherer). Allerdings die Diskussion zu führen, um dabei Fees zu generieren, finde ich die falsche Motivation…“

Ein weiterer Dialog auf LinkedIn, in dem Claus-Dieter Gorr selbst beteiligt war, bestätigt den Hinweis. Hier hakte ein Mitarbeiter eines anderen Versicherers nach:

„Meine Meinung ist keine Kritik an Ihrer Studie, nur an der Interpretation der Ergebnisse – in dieser Diskussion beruhend auf dem Artikel in ‚Die Welt‘ (…) Ich schätze Sie auf dem Gebiet der BU doch als sehr kompetent, wenngleich natürlich auch sehr kritisch. Aber kritische Stimmen braucht der Markt. (…)“

Die Antwort von Claus-Dieter Gorr folgte auf dem Fuße:

„Ja, und genau das verkaufen wir u. a. den Versicherern in unseren Beratungsprojekten.“

(Screenshots liegen dem Autor vor).

Auf den Kern reduziert bedeutet das: Zum einen fertigt Premium Circle als Analysehaus Studien über die Branche an, fällt darin Urteile und stellt sogar Forderungen. Zum anderen verkauft das Unternehmen offenbar proaktiv Beratungsleistungen an betroffene Versicherungsunternehmen, in denen diese Themen behandelt und Probleme kuriert werden sollen.

Rainer Demski, Zukunft für Finanzberatung

Ein solches Verfahren gilt unter seriösen Rating- und Analyseunternehmen nicht nur in der Versicherungswirtschaft als verpönt. Und das aus gutem Grund: Es verquickt diametrale Interessen und öffnet Tür und Tor dafür, Studien nur oder zumindest vornehmlich zur Beförderung der anschließenden Beratungsleistungen anzufertigen. Die Publikation der Studien kann gleichsam als eine Art „Druckmittel“ missbraucht werden.

Auf diese Weise können Studien schon ex ante ihre gebotene fachliche Neutralität und wissenschaftliche Grundlage einbüßen. Sie wären interessengeleitet und würden Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Die vorliegende BU-Studie aus dem Hause Premium Circle und die Kommentare aus der Branche lassen zumindest diesen Gedanken aufkommen. 


Über den Autor

Rainer Demski ist Zweiter Vorsitzender des 2018 von Verbänden, Marktteilnehmern und Dienstleistern der Vermittlerbranche gegründeten Vereins Zukunft für Finanzberatung. Der Verein versteht sich nach eigenen Angaben als „imagebildendes Sprachrohr aller beratenden Berufe in der Finanz- und Versicherungswirtschaft“. Wichtigstes Ziel sei es, zu einem positiven Branchenimage in der Öffentlichkeit beizutragen.

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