Ifo-Studie über Einkommensgleichheit
Warum die OECD nicht ganz richtig liegt
Ifo-Wissenschaftler (von links): Paul Hufe, Andreas Peichl, Daniel Weishaar Foto: Ifo-Institut
Laut OECD-Studie hat man in Deutschland mehr Geld, je reicher man geboren wird – vereinfacht ausgedrückt. Drei Wissenschaftler des Ifo-Instituts in München haben die Studie einer Probe unterzogen. Das – etwas relativierende – Ergebnis lesen Sie hier.
Darüber hinaus verweisen wir auf methodische Alternativen zur IGE, die die Multidimensionalität von Chancenungerechtigkeit berücksichtigen. Da diese Maße zudem auf die Mechanismen von Chancenungerechtigkeit eingehen, haben sie eine höhere Relevanz für die Findung geeigneter Politikmaßnahmen.
Die IGE in Deutschland – ein Vergleich
Das Maß der IGE gibt an, wie das Einkommen des Kindes mit dem Einkommen der Eltern zusammenhängt. Im einfachsten Fall ist sie das Ergebnis der folgenden Regressionsgleichung:
wobei Y1 das Lebenseinkommen der Kindsgeneration und Y0 das Lebenseinkommen der Elterngeneration darstellt. Aufgrund struktureller Unterschiede in der Arbeitsmarktbeteiligung von...
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Darüber hinaus verweisen wir auf methodische Alternativen zur IGE, die die Multidimensionalität von Chancenungerechtigkeit berücksichtigen. Da diese Maße zudem auf die Mechanismen von Chancenungerechtigkeit eingehen, haben sie eine höhere Relevanz für die Findung geeigneter Politikmaßnahmen.
Die IGE in Deutschland – ein Vergleich
Das Maß der IGE gibt an, wie das Einkommen des Kindes mit dem Einkommen der Eltern zusammenhängt. Im einfachsten Fall ist sie das Ergebnis der folgenden Regressionsgleichung:
wobei Y1 das Lebenseinkommen der Kindsgeneration und Y0 das Lebenseinkommen der Elterngeneration darstellt. Aufgrund struktureller Unterschiede in der Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen und Männern bezieht sich die Mehrzahl der Studien auf den Zusammenhang zwischen dem Einkommen des Vaters und des Sohnes. Die IGE wird nun durch β repräsentiert. Eine IGE von 55,1 Prozent, wie von der OECD berechnet, bedeutet demnach, dass eine Verdopplung des Einkommens des Vaters im Schnitt mit einem 55,1 Prozent höheren Einkommen auf Seite des Sohnes zusammenhängt. Freilich liefert die OECD nicht den ersten Versuch, die IGE für Deutschland zu quantifizieren. Daher lohnt ein Vergleich der OECD-Ergebnisse mit diesen Studien. Abbildung 1 zeigt eine Übersicht über die IGE-Schätzungen verschiedener wissenschaftlicher Arbeiten für Deutschland. Die Datengrundlage aller dieser Arbeiten bildet das Sozio-oekonomische Panel (GSOEP), so dass die Nutzung alternativer Datenquellen als konfundierender Faktor ausgeschlossen werden kann.
Es wird deutlich, dass alle betrachteten Studien niedrigere Elastizitäten für Deutschland finden. Die Bandbreite der Schätzungen liegt zwischen 9,5 und 39,1 Prozent. Somit liegen selbst die pessimistischsten Schätzungen in der bestehenden Literatur über 15 Prozentpunkte unter der OECD-Schätzung.
Die hohe Varianz der IGE-Schätzer und die extreme Schätzung der OECD lassen sich durch mehrere Faktoren erklären. Trotz der formal einfachen Berechnung und der Nutzung vergleichbarer Datengrundlagen haben Wissenschaftler/Innen bei der Berechnung der IGE einen erheblichen Ermessensspielraum. Im Folgenden werden wir auf diese Ermessensspielräume insbesondere im Hinblick auf die Einkommensdefinition sowie die Beschränkung der Grundgesamtheit eingehen und die daraus resultierende Variation der in Abbildung 1 gezeigten Ergebnisse näher erläutern.
Methodische Erwägungen
Einkommensdefinition
Bei der Berechnung der permanenten Einkommen bezieht sich die große Mehrheit der von uns betrachteten Studien auf das reale jährliche individuelle Bruttoarbeitseinkommen. Ausnahmen finden sich in Wiegand (1997) sowie Eisenhauer und Pfeiffer (2008), die sich auf monatliche Einkommen beziehen. Eberharter (2013) sowie Bratberg et al. (2017) betrachten das Haushaltseinkommen anstelle der Individualeinkommen. Eberharter (2013) verwendet zudem das Nettoeinkommen (Einkommen nach Steuern und Transfers) anstelle des Bruttoeinkommens.
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