Substanzkraft, Produktqualität und Service Diese 4 Lebensversicherer gewinnen im Qualitäts-Rating


Für Sebastian Ewy hat die Zukunft bei Deutschlands Lebensversicherern längst begonnen: Immer mehr Anbieter setzen immer stärker auf fondsgebundene Lebensversicherungen, berichtet der Senior Analyst des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) aus Köln. Für die „Policen der Zukunft“ sprächen zwei Gründe: „Zum einen belasten sie die Versicherer deutlich weniger als klassische kapitalbildende Lebensversicherungen, da der Kunde den größten Teil des Kapitalmarktrisikos trägt. Je nach Police kann dieses Risiko sogar ganz bei ihm liegen“, erklärt Ewy.
„Und – wichtig für den Vertrieb: Fondsgebundene Lebensversicherungen können den Kunden zum anderen auch in Niedrigzinszeiten ordentliche Renditen bieten.“ Das bedeute jedoch nicht, dass es den Kunden gleichgültig sein kann, bei welchem Anbieter sie sich absichern. Denn die jahrelange Niedrigzinsphase beende für die Lebensversicherer die „goldenen Zeiten“, welche sie in den nächsten Jahren in ernsthafte Schwierigkeiten brächten. Vor zwei Jahrzehnten garantierten die Anbieter den so genannten Höchstrechnungszins von bis zu 4,0 Prozent.
Kapitalbildende Leben-Policen mit Altlasten
Für neu abgeschlossene Policen liegt der Höchstrechnungszins seit zwei Jahren zwar bei nur noch 0,9 Prozent. Und für das Jahr 2021 fordern Deutschlands Aktuare ein Absenken auf 0,5 Prozent. Doch je länger die Niedrigzinsphase andauert, desto schwieriger wird es, die Altverträge mit hohen Garantieversprechen zu bedienen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stellte bereits rund ein Drittel der 84 deutschen Lebensversicherer „unter verschärfter Beobachtung“, weil ihnen auf lange Sicht finanzielle Probleme drohten.
Die in 2011 eingeführte Zinszusatzreserve (ZZR) sollte den Versicherern eigentlich helfen, einst gegebene Garantieversprechen auch in längeren Niedrigzinszeiten erfüllen zu können. Jedoch fehlt das Geld, das in die ZZR fließt, an anderer Stelle. Die ZZR wurde so zur Belastung für die Branche. Insbesondere, weil die Lebensversicherer zu schnell zu viel Geld in die ZZR pumpen mussten. Dank geänderter Berechnungsmethoden wird dieser Finanzpuffer seit 2018 deutlich langsamer aufgebaut. Die Folge: Die Überschussdeklarationen erholten sich minimal.
Firmen mit zukunftssicherem Geschäftsmodell
Zwar zeigen sich aktuell die Auswirkungen der ZZR-Änderungen noch nicht sonderlich stark, doch das dürfte sich in den kommenden Jahren ändern: Anstatt in die ZZR einzuzahlen, werden die Versicherer dann Kapital entnehmen, um die Ausschüttungen an die Kunden zu erhöhen. Die Senkung des Zinsniveaus in 2019 mit teilweise negativen Zinsen wird jedoch in 2020 eine Herausforderung sein, da dies den Effekt der Änderungen der Bedingungen der Zinszusatzreserve bereits voll kompensiert hat. Weitere Anpassungen bei der ZZR sind 2020 zu erwarten.
Umso wichtiger sei es laut Ewy daher, dass Neukunden bei Abschluss ihrer Police gezielt Anbieter mit zukunftssicherem Geschäftsmodell auswählen. „Aber auch für alle, die bereits eine kapitalbildende Lebensversicherungs- oder Rentenpolice haben, sollte die Zukunftsfestigkeit ihres Versicherers oberste Priorität haben.“ Eine solide Kapitalausstattung und stabile Ertragskraft seien dafür unverzichtbar. Jeder Kunde solle sich fragen, ob sein Versicherer auch in den kommenden Jahrzehnten die zugesagten Leistungen erwirtschaften und ausschütten kann.
Substanzkraft, Produktqualität und Service
Helfen soll ihnen dabei die Studie „Unternehmensqualität der Lebensversicherer“ von DFSI Ratings. Die aktuelle Ausgabe umfasst insgesamt 37 Versicherer, die zusammen knapp drei Viertel des deutschen Lebensversicherungsmarktes abdecken. Die finanzielle Substanzkraft der Versicherer analysierten die DFSI-Tester anhand der Kennzahlen Gewinndeklaration 2019, Nettorendite und Substanzkraftquote. Letztere ermittelten sie aus den Bewertungsreserven und den Quoten der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) und des Eigenkapitals.
Allerdings sei für die Kunden nicht nur die finanzielle Substanzkraft wichtig, um einen Lebensversicherer zu beurteilen. Ewy führt außerdem die Produktqualität und den Service an. Denn für die Kundschaft komme es auch auf das Preis-/Leistungsverhältnis der Produkte, die individuellen Versicherungsbedingungen sowie auf Produktvielfalt an. Im DFSI-Qualitätsrating ist neben der Substanzkraft auch der Teilbereich Produktqualität mit je 40 Prozent gewichtet. Die Qualität der Produkte misst das DFSI dafür mit hauseigenen Tests.
Alle Teilnoten der besten Serviceversicherer
Mit insgesamt 21 Unternehmen erhielt das Gros der klassischen Lebensversicherer die Endnote Gut. Fünf Service- und ein Direktversicherer bekamen die Note Befriedigend.
★★★:Exzellent; ★★:Sehr Gut; ★: Gut
Unternehmen |
Gesamtergebnis |
Substanzkraft |
Produktqualität |
Service |
WWK |
★★★ |
★★ |
★★★ |
★★★ |
Huk-Coburg |
★★★ |
★★ |
★★★ |
★★★ |
Allianz |
★★ |
★ |
★★★ |
★★★ |
Continentale |
★★ |
★ |
★★★ |
★★★ |
Axa |
★★ |
★ |
★★★ |
★★★ |
Stuttgarter |
★★ |
★ |
★★★ |
★★★ |
Württembergische |
★★ |
★ |
★★★ |
★★★ |
LV 1871 |
★★ |
★★ |
★★ |
★ |
Quelle: DFSI-Qualitätsrating
Die Servicequalität fließt mit einem Gewicht von 20 Prozent ins Endergebnis ein. Diese Kennzahl ermitteln die Analysten indirekt aus Daten zu Früh- und Spät-Storni, Beschwerden bei der Bafin sowie den Ergebnissen hauseigener und fremder Servicestudien. Beim Gesamtergebnis erreichen aktuell lediglich zwei der 34 untersuchten Serviceversicherer die Bestnote Exzellent: die WWK und die HUK-Coburg. Sechs weitere Lebensversicherer schnitten sehr gut ab: Allianz, Continentale, Axa, Stuttgarter, Württembergische und LV 1871.