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Zukäufe Warum Fondshäuser zu Multi-Boutique-Managern werden

Brückenbau am Autobahnkreuz im Ruhrgebiet
Brückenbau am Autobahnkreuz im Ruhrgebiet: Alternative Anlagen wie Direktinvestments in Unternehmen und Infrastruktur sollen in den kommenden Jahren hohe Erträge bringen. Nicht jeder Asset Manager hat den Trend aber in der Produktpalette. Was tun? | Foto: imago images/Hans Blossey

Zukaufen oder selbst hochziehen? Vor dieser Entscheidung steht eine Fondsgesellschaft, die ihr Geschäft um eine neue Anlageklasse erweitern oder in einem bestimmten Bereich wachsen will. „Das Pendel schlägt oft in Richtung kaufen“, sagt Maren Schmitz, Leiterin des Asset-Management-Beratungsgeschäfts bei KPMG in Deutschland. Selbst Personal und Expertise in einem speziellen Segment aufzubauen, könne Jahre dauern. Fondshäuser seien stark im klassischen Wertpapiergeschäft. Abseits von Aktien und Renten säßen Experten häufig bei spezialisierten Fondsboutiquen. Tun sie sich zusammen, profitieren beide Seiten, so Schmitz.

Fondsgesellschaften, die den sogenannten Multi-Boutiquen-Ansatz verfolgen, sind in Deutschland selten. Große internationale Gesellschaften, die kleinere Häuser zukaufen, darunter Natixis Investment Managers, BNY Mellon und Affiliated Managers Group (AMG), sind aber auch hierzulande am Markt. In der Regel handelt es sich ursprünglich um klassische Fondsgesellschaften, die sich durch Zukäufe zum Multi-Boutique-Manager gewandelt haben. Auch ein zugekauftes Fondshaus bringt mitunter kleinere Häuser mit – so im Falle des Asset Managers Legg Mason, der im vergangenen Jahr von Franklin Templeton übernommen wurde.

Für die großen Fondshäuser bringt das Modell viele Vorteile, sagen Branchenexperten. Spezialisten, oftmals sogenannte High-Alpha-Manager, seien in den Konzernen nicht so häufig zu finden, so Philip Kalus, geschäftsführender Partner des auf Fondsgesellschaften spezialisierten Beratungshauses Accelerando Associates. Mit renommierten Boutiquen, die die eigene Produktpalette ergänzen, könne sich die Muttermarke schmücken. „Fondshäuser suchen nach Anlageklassen, die sie nicht abdecken oder in denen sie nicht gut genug sind.“

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Für Multi-Boutiquen ist das breitere Angebot ein Hauptargument für den Ansatz: „Damit können wir alle Bedürfnisse eines Kunden abdecken, weil wir im Vertrieb für jeden Bedarf die passende Schublade aufziehen können“, sagt Sebastian Römer, Zentral- und Osteuropachef von Natixis. Mit insgesamt 26 angeschlossenen Fondstöchtern gehört das Unternehmen zu den größten Multi-Boutique-Managern. In Deutschland liegt der Vertriebsfokus auf fünf Häusern. Die zweite Stärke ist laut Römer die Resilienz des Geschäftsmodells. Trends wechselten sich oft ab, mal favorisierten Kunden etwa Value-, mal Growth-Aktien. „Die wichtigsten Ertragsbringer wechseln von Jahr zu Jahr“, so der Natixis-Manager.

Der Deal ist meist ähnlich: Die Boutique schlüpft unter das Dach einer größeren Fondsgesellschaft. Die Mutterorganisation bietet mit Administration, IT und Vertrieb die Infrastruktur und gibt in Bezug auf Risiko und Regeltreue Standards vor. Die Boutique dagegen behält ihre Marke und soll sich auf ihr Kerngeschäft und ihre Expertise fokussieren – das Portfoliomanagement. „Durch unsere Struktur können sich unsere Investment-Einheiten auf das konzentrieren, was sie am liebsten machen und am besten können: Investieren“, sagt Römer. Alles, was ablenke, wolle die Fondsgesellschaft den Boutiquen abnehmen, besonders den Vertrieb. Die Muttergesellschaft sei damit eine Art Dienstleistungszentrum für die angeschlossenen Häuser.

Unterschiede gibt es bei der Organisation. Teilweise sind die Boutiquen stark in den Mutterkonzern eingeflochten. Bei Principal Global Investors, in Deutschland etwa mit der Immobilientochter Principal Real Estate Investors tätig, zeigt sich das daran, dass einige der integrierten Töchter auch den Namen der Muttergesellschaft tragen. Nordea Asset Management dagegen geht ausschließlich Kooperationen mit Boutiquen ein. Einen Zukauf habe es noch nie gegeben, teilt der Multi-Boutique-Manager mit. Die Aufgabenteilung ist aber ähnlich: Die operative Seite mit Vertrieb, Kundenbetreuung, Reporting und Fondsbuchhaltung werde von Nordea übernommen, heißt es. Das Portfoliomanagement bleibt bei den Boutiquen.

„Als Verwaltungsgesellschaft liegt die Verantwortung für die Verwaltung der Kundengelder auf unserer Seite“, schreibt Nordea. Um Risiken von Investoren abzuwenden, habe das Fondshaus auch schon Partnerschaften beendet, etwa wenn die Performance dauerhaft unter den Anforderungen geblieben sei.

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