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Suche nach dem Mehrwert Das Ende der Anlageberatung?

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Mischfonds zum Beispiel verfolgen die geniale Idee, je nach Marktlage in Aktien oder Anleihen umzuschichten. Leider verpassen auch hier die Profis oft den richtigen Zeitpunkt. Die Bilanz ist eher lausig. Und weshalb schneidet der Index der Hedgefonds (HFRX) nicht besser ab als der MSCI-Word-Index, obgleich die Avantgarde der Finanzjongleure doch besser sein müsste als die einfache Abbildung von etwas mehr als 1600 Aktienunternehmen aus 23 Ländern?

Vermögensverwaltende Fonds möchten sich schon gar nicht mehr an einer Benchmark messen lassen und rekurrieren auf den Absolute-Return-Ansatz, das heißt sie möchten bei jeder Marktlage unabhängig von Vergleichsindices eine positive Rendite erzielen. Wer möchte das nicht? Auch hier gilt: einige schaffen es vielleicht, die meisten scheitern. Woher soll man nun wissen, wem man sein Geld anvertrauen kann?

ETFs und Honorarbertung


Die Lösung des Problems sehen viele in der Honorarberatung. Der Anlageberater wird hier wie ein Anwalt oder Steuerberater nach einem Gebührenmodell entlohnt. Deshalb darf er auch nur provisionsfreie Produkte vermitteln. Der Marktanteil der Honorarberatung ist noch sehr gering, soll aber politisch gefördert werden und verzeichnet Zuwächse.

Ein erstes Problem dabei ist, dass sich eine solche Beratung für den Dienstleister (je nach Gebührenmodell) erst ab einem Anlagebetrag von mindestens 50.000 Euro lohnt; manche gehen sogar von 100.000 Euro aus [vergleiche zum Beispiel hier>>] Ob der Kunde hierbei dann tatsächlich günstiger wegkommt, ist noch keinesfalls eindeutig geklärt. Uns interessiert hier aber mehr die Frage, ob dabei überhaupt etwas geboten wird, was die Höhe der Vergütung rechtfertigt. In der Regel wird beim Honorarmodell ausschließlich mit Exchange Traded Fonds (ETFs) gearbeitet. Diese Finanzprodukte haben viele Vorteile: sie sind äußerst kostengünstig, bieten Diversifikation, haben kaum Verwaltungsgebühren, sind dessen ungeachtet rechtlich ein geschütztes Sondervermögen, haben folglich kein Emittentenrisiko (wie Zertifikate) und lassen sich zudem auch noch börsentäglich handeln.

Dafür verzichten sie auf aktives Management und bilden einfach nur einen sogenannten Marktindex nach, wie zum Beispiel den Dax, Dow Jones, Nikkei, MSCI World und viele andere mehr. ETFs haben nur einen Nachteil: sie beinhalten keine Vergütung für den Vertrieb, weshalb sie auch nur beratungsfrei oder gegen Beratungshonorar angeboten werden.

Was vor einigen Jahren nur für institutionelle Anleger wie Pensionsfonds zugänglich war, verzeichnet inzwischen große Mittelzuflüsse auch von Privatanlegern. Inzwischen handelt es sich um ein für alle zugängliches Finanzprodukt, das Eingang in die Ratgeber-Literatur und Finanzseiten der Tageszeitungen gefunden hat.

Schließlich ist heute jeder auch nur ein paar Klicks auf seinem PC davon entfernt, sich bei einer Direktbank ein nahezu kostenloses Depot und mit fünf bis zehn ETFs einzurichten, das langfristig höchsten Anforderungen der Diversifikation genügt.

Fazit


Wieso also sollte ich für einen Vermögensverwalter, einen Anlageberater oder für einen offenen, aktiv gemanagten Wertpapierfonds einen Haufen Geld ausgeben, wenn ich mit einer einfachen und kostengünstigen Alternative wahrscheinlich besser fahre und die sich zudem mit wenigen Handgriffen und dem Wissen weniger Buchseiten bewerkstelligen lässt?

Diese Frage muss sich heute jeder stellen, sei er nun Berater, der nicht nur Geld verdienen, sondern sich auch vor seinen Kunden und seinem eigenen Berufsethos rechtfertigen muss, sei es als Kunde, der für sich und sein Geld die bestmöglichen Lösungen sucht.

Das notwendige Wissen für den Privatanleger passt zwar nicht auf einen Bierdeckel, ließe sich aber in ein paar Stunden als Schulfach oder Volkshochschulkurs vermitteln. Es ist heute wesentlich wichtiger zu wissen, was ich alles nicht wissen muss, denn hier kann schlechter Rat sehr teuer werden.

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Mehr Beiträge von Guido Kirner finden sie in seinem Finanzblog unter: www.kirner-finanzblog.de

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