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S&P 500: Er hat das höchste Klumpenrisiko seit 1957 (Oktober 2023)

Nachdem 2022 ein Jahr zum Vergessen an den Börsen war, ging es in vielen Bereichen dieses Jahr wieder kräftig nach oben. So legte der S&P 500 im ersten Halbjahr 2023 etwa um 15,9 Prozent zu. Bemerkenswert daran ist vor allem, dass der Großteil der Rally von gerade einmal sieben Unternehmen angefeuert wurde: Alphabet (Google), Amazon, Apple, Microsoft, Meta (Facebook), Nvidia und Tesla. An der Wall Street gelten die Tech-Giganten mittlerweile als „Magnificent Seven“, also „die glorreichen Sieben“.
Die Unternehmen waren in den vergangenen Monaten die Zugpferde des Marktes und haben maßgeblich zu den Zugewinnen des S&P 500 beigetragen. Allein diese sieben Unternehmen steuerten 73 Prozent dieser Gewinne bei. Die anderen 493 im Index enthaltenen Unternehmen teilten die restlichen 27 Prozent demnach unter sich auf.
Diese Konzentration spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Index wider. Der S&P 500 zeigt eine Konzentration von 29,6 Prozent in den Magnificent Seven. Dies ist der höchste kombinierte Anteil seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1957.

Die Gewichtung (Stand: 15. Oktober 2023) im Detail:
Unternehmen |
Anteil am S&P 500 |
Apple |
6,8 Prozent |
Microsoft |
6,3 Prozent |
Amazon |
5,6 Prozent |
Alphabet |
4,4 Prozent |
Tesla |
3,9 Prozent |
Meta |
3,8 Prozent |
Nvidia |
2,3 Prozent |
Summe |
29,6 Prozent |
Vor allem der Grafikchip-Hersteller Nvidia sticht hervor. Die Aktie des Unternehmens erzielte, angefeuert vom globalen Hype um Künstliche Intelligenz, dieses Jahr einen Kursanstieg von mehr als 200 Prozent.
Doch auch abseits des KI-Hypes ist die Konzentration des S&P 500 in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Dies ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, darunter die zunehmende Dominanz von Technologieunternehmen und die Konvergenz von Branchen.
Wenn man heute den S&P 500 kaufe, dann erwerbe man im Grunde nur eine Handvoll Unternehmen, die rund ein Drittel des Index ausmachen, schrieb Torsten Sløk, Chefökonomen von Apollo Asset Management. „Und diese haben ein durchschnittliches KGV von etwa 50“, schrieb er weiter.
Auch andere Indizes verklumpen zunehmend
Eine ähnliche Entwicklung ist beim MSCI World zu beobachten. Das Börsenbarometer von Morgan Stanley umfasst rund 1.500 Aktien aus 23 Industrieländern. Die wichtigsten Kurstreiber waren in diesem Jahr auch hier die Magnificent Seven Alphabet, Amazon, Apple, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla.
Der Vermögensverwalter Robeco hat die Diversifizierung im MSCI World genauer unter die Lupe genommen. Insgesamt machen die Top 10 Aktien mehr als 20 Prozent des gesamten Index aus. Eine Möglichkeit, diese Konzentration zu messen, ist das 'Effective N'.
Bei einem Portfolio mit 100 gleichgewichteten Aktien beträgt dieser Wert 100. Würde dagegen eine einzelne Aktie 99,9 Prozent eines Portfolios mit 100 Aktien dominieren, läge das effektive N bei knapp 1. Ein hoher Effective-N-Wert zeigt also eine gute Diversifikation, ein niedriger Wert weist auf Konzentration hin.
Seit 2018 sinkt dieser Wert im MSCI World Index kontinuierlich, wie diese Grafik von Robeco zeigt:

Mit einem Wert von 130 Ende Juni 2023 erreichte der MSCI World im Betrachtungszeitraum seinen Tiefststand.
Trotz der vielen Aktien im Index, begrenzt die Dominanz einiger weniger – allen voran US-Technologieaktien – die Diversifikationsmöglichkeiten. Diese hohe Konzentration sowohl beim S&P 500 als auch beim MSCI World birgt einige Risiken für Anleger.
Sollten die Aktienkurse der Magnificent seven fallen, weil es etwa zu einer Verlangsamung des KI-Wachstums oder einer weiteren Eintrübung des makroökonomischen Umfeldes kommt, könnte das entsprechend zu einer höheren Volatilität und einem starken Rückgang des S&P 500 führen.
Welche Alternativen es zum MSCI World gibt und wie Index-Ingenieure an den besseren Welt-ETFs schrauben, können Sie hier in unserer Titelgeschichte nachlesen.
Sehr groß war der Anteil dieser Unternehmen auch am Auswahlindex Nasdaq 100. Sie erreichten dieses Jahr dort einen Anteil von mehr als 55 Prozent am Nasdaq 100, was ein Rebalancing zur Folge hatte, um die Unwucht zu reduzieren und den Anteil der sieben Werte auf 43 Prozent zu senken.