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S&P 500: Warum Sektorinvestments besser sind als Einzelaktien
Wenn Anleger oder Fondsmanager den breiten Markt schlagen wollen, schauen sie häufig nach günstig bewerteten Aktien, die das Potenzial haben, besser abzuschneiden als der Aktienindex, in dem sie vertreten sind. Solch traditionelles Stock Picking, das auf vielen unterschiedlichen Kennzahlen basieren kann, erweist sich jedoch als zunehmend schwierig.
Dafür gibt es mehrere Gründe, wie eine Analyse des US-Aktienindex S&P 500 zeigt: So bewegen sich die Aktien des S&P 500 zunehmend im Einklang mit ihren jeweiligen Sektoren. In den vergangenen 30 Jahren hat die durchschnittliche Korrelation zwischen der Überschussrendite einzelner Aktien im Vergleich zum S&P 500-Index und der Überschussrendite der jeweiligen Sektoren in Relation zum Gesamtindex deutlich zugenommen.
S&P 500: Aktien bewegen sich von der Performance immer mehr wie Sektoren
Lag die Korrelation zwischen der Überrendite einzelner Aktien beziehungsweise der jeweiligen Sektoren zum S&P 500-Index im Jahr 2012 noch bei rund 25 Prozent, beträgt sie heute etwa 40 Prozent (siehe Abbildung). Der aktuelle Wert liegt deutlich über dem historischen Durchschnitt, was es erschwert, potenzielle Ausreißer innerhalb eines Sektors zu identifizieren.
Gleichzeitig ist die paarweise Korrelation der Überschussrenditen der Sektoren im gleichen Zeitraum, also zwischen den Jahren 1990 und 2023, sehr niedrig geblieben und liegt zwischen -10 und +10 Prozent (siehe folgende Abbildung).
Während also Aktien innerhalb eines Sektors deutlich stärker als früher dazu neigen, sich in die gleiche Richtung zu entwickeln, verläuft die Entwicklung einzelner Sektoren weitestgehend unabhängig von der Entwicklung anderer Sektoren.
Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, sich auf die Anlagechancen zu konzentrieren, die einzelne Sektoren bieten, statt die Chancen von Einzeltiteln in den Fokus zu nehmen. Denn letztere lassen sich in einem solchen Umfeld nur viel schwieriger erkennen.
Einen entsprechenden Ansatz verfolgen sogenannte Sektorrotationsstrategien. Sie sind so konzipiert, in regelmäßigen Abständen diejenigen Sektoren zu identifizieren, die das Potenzial haben, besser abzuschneiden als der Gesamtmarkt.
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Die Vorzüge einer solchen Sektorrotationsstrategie gerade auch gegenüber klassischen Stockpicking-Ansätzen werden noch deutlicher, wenn man sich die Ursachen für die veränderten Marktbedingungen vor Augen führt.
S&P 500 und viele seiner Sektoren sind stark konzentriert
Die Kombination aus zunehmendem Gleichlauf von Aktien und sektoralen Überschussrenditen und einer relativ stabilen geringen paarweisen Korrelation der sektoralen Überschussrenditen ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sowohl der S&P 500-Index als auch einige wichtige Sektoren mittlerweile extrem konzentriert sind. Dies gilt insbesondere für einige Sektoren wie Finanzwerte, zyklische Konsumgüter und Informationstechnologie.
Das heißt, einzelne Titel sind im S&P-500-Index beziehungsweise Sektor sehr hoch gewichtet und bestimmen damit entscheidend über deren Gesamtperformance.
Auf der anderen Seite sind viele Sektoren relativ breit gestreut geblieben wie Energie, Werkstoffe, Industrie, Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen oder Versorger.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der S&P 500-Index im Laufe der Zeit an Konzentration gewonnen hat, obwohl einige Sektoren nach wie vor recht diversifiziert sind. Daher korrelieren die Überschussrenditen von Aktien und Sektoren immer stärker miteinander, was es schwierig macht, Chancen auf der Ebene der einzelnen Aktien zu finden. Die Überschussrenditen der Sektoren sind jedoch nach wie vor „unkorreliert“. Das heißt, sie bewegen sich in einem kleinen Bereich um den Nullpunkt, sodass die Nutzung von Sektoren zur Ermittlung von Anlagechancen in der heutigen Marktkonfiguration nach wie vor eine sehr attraktive Idee ist.
Über den Autor
Carmine de Franco ist Head of Research und ESG bei Ossiam.