Sven Anders von J.P.Morgan AM Die Kunst des Alpha: Wie man im durchanalysierten US-Markt noch Schätze hebt
Allen Krisen zum Trotz steigen die Börsenindizes immer weiter. Der S&P 500 hat seit Jahresanfang mehr als 18 Prozent zugelegt – angetrieben wird er vor allem durch die großen Technologiewerte. Apple erreichte jüngst eine neue Rekordbewertung, Microsoft ebenso und über den raketenhaften Aufstieg von Nvidia sind bereits viele Texte verfasst worden. Die Magnificent Seven dominieren den Markt. Und lenken manchmal davon ab, dass es auch abseits der Techwelt interessante Investmentchancen gibt. Davon ist jedenfalls Sven Anders überzeugt.
Der Investment-Spezialist erklärt im Podcast „The Portfolio People“, welche Sektoren er spannend findet, wie man sich am besten auf die bevorstehende US-Wahl vorbereitet und wie man als aktiver Manager im durchanalysierten US-Markt dennoch Alpha erzeugen kann.
Die Magnificent Seven: Glanz und Grenzen
Der US-Markt biete in der Breite attraktive Investments, ist Anders überzeugt. „Es sind eben nicht nur sieben Aktien, obgleich natürlich diese sieben Aktien sehr groß gewichtet sind“, eröffnet der J.P.-Morgan-Experte das Gespräch. Die sogenannten Magnificent Seven – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla – machen mittlerweile rund ein Drittel des S&P 500 aus. Eine Dominanz, die bei vielen Anlegern Erinnerungen an die Dotcom-Blase weckt. Doch Anders sieht die Situation differenzierter: „Technologie wird interessant bleiben, Technologie wird wichtig bleiben, aber das breitet sich aus in den Gesamtmarkt.“
Dennoch richtet das Team um Anders den Blick auf weniger beachtete Industrien. „Gerade diese Sektoren außerhalb der Glorreichen Sieben – Finanztitel, Gesundheitswesen, Industrie, Energie, Basismaterialien oder auch Versorger – das sind die Unternehmen, die wirklich sehr spannend sind“, erklärt Anders. So gewichtet J.P. Morgan bei einigen Strategien etwa den Energiesektor über, insbesondere bei Ölaktien.
Auf den ersten Blick mag dies in Zeiten der Energiewende kontraintuitiv erscheinen. Doch Anders hat gute Gründe für diese Positionierung: „Die USA sind in der ausgesprochen guten Lage, dass sie Nettoexporteur von Öl und Gas sind. [...] Der Ölpreis ist deutlich über dem, was US-Unternehmen tatsächlich brauchen, um profitabel zu sein.“
Diese Aussage unterstreicht eine oft übersehene Stärke des US-Marktes: seine Vielseitigkeit. Während Europa um Energieunabhängigkeit ringt, haben sich die USA zum Nettoexporteur gewandelt – eine Transformation, die Anders zufolge erhebliches Potenzial für Investoren birgt.
US-Wirtschaft zwischen Boom und Bangen
Doch wie steht es um die gesamtwirtschaftliche Lage der USA? Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und anhaltender Inflationssorgen zeigen sich viele Analysten skeptisch. Anders hingegen bleibt gelassen: „Wir warten ab. Das Wachstum liegt um und bei 2 Prozent. Das klingt jetzt natürlich deutlich weniger als die 3 Prozent letztes Jahr, aber das ist der langfristige Durchschnitt.“
Hier gibt es die Episode auf
In den USA werden die Schlagzeilen derzeit von der bevorstehenden Präsidentschaftswahl im November beherrscht. Während einige versuchen, die Wahlergebnisse zu antizipieren, zeigt sich Anders zurückhaltend: „Wir versuchen von der politischen Seite etwas Abstand zu halten.“ Stattdessen konzentriere sich das Team auf politische Veränderungen, die am Ende tatsächlich durch den Kongress kommen könnten und Auswirkungen auf Geschäftsmodelle haben.
Wer gewinnt, sei am Ende gar nicht so relevant. Viel wichtiger sei eine klare Entscheidung in der Wahlnacht. „Für die Aktienmärkte wäre das die beste Variante, wenn es keine Unsicherheit im Markt gibt“, erläutert Anders. Und er ist überzeugt: Eine geteilte Regierung, in der eine Partei die andere blockiert, könne durchaus auch positive Effekte für den Markt haben.
Aktives Management: Die Kunst des genauen Hinsehens
Der US-Markt ist Heimatland der größten und wichtigsten Konzerne der Welt. Es gibt kaum einen Analyst, der nicht regelmäßig die Geschäftsbericht durchkämmt. Wie lässt sich in einem der effizientesten Aktienmärkte der Welt überhaupt noch Alpha generieren?
Anders' Antwort ist ein Plädoyer für gründliche Recherche und langfristiges Denken: „Wir zeigen über langfristige Berichtszeiträume, dass es immer wieder möglich ist, den Markt outperformen.“ Der Schlüssel liege laut Anders in der Fähigkeit, über den Tellerrand zu blicken und Chancen dort zu erkennen, wo andere sie übersehen.
„Den ganzen Markt einfach nur rein passiv abzudecken ist aus meiner Sicht die falsche Variante“, betont er. Der Wert eines aktiven Managers liege nicht in der Fähigkeit, kurzfristige Marktbewegungen vorherzusagen, sondern darin, langfristige Trends zu erkennen und zu nutzen, ist er überzeugt.
Anders ist laut eigener Aussage „4 bis 5 mal im Jahr“ in den USA, zudem liest er viel hauseigenes Research. Doch auch für ihn gibt es ein Leben jenseits der Börse. Auf die Frage nach seinem perfekten Tag abseits der Märkte antwortet Anders: „Einfach viel Zeit draußen verbringen, in der Natur und beim Sport.“ Als begeisterter Tennisspieler zieht er Parallelen zum Aktienmarkt: „Man lernt dabei, fokussiert und konzentriert zu bleiben.“
Fazit: Ein Markt voller Möglichkeiten
Sven Anders' Perspektive auf den US-Aktienmarkt zeigt, dass hinter den Schlagzeilen über die Magnificent Seven eine Welt voller Möglichkeiten wartet. Mit einem breiten Ansatz, der sowohl etablierte Sektoren als auch aufstrebende Bereiche berücksichtigt, möchte J.P. Morgan Asset Management weiterhin attraktive Chancen für aktive Investoren bieten.
Exklusiver Sponsor dieser Folge ist Edmond de Rothschild Asset Management
Dieser Podcast enthält Ansichten, Meinungen und Empfehlungen anderer Investment Manager, die nicht die Ansichten von Edmond de Rothschild Asset Management darstellen. Die von Edmond de Rothschild Asset Management geäußerten Ansichten stellen keine Anlageberatung dar, waren zum Zeitpunkt der Aufzeichnung korrekt und können sich ändern. Mehr über Edmond de Rothschild Asset Management erfahren