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Syz Asset Management zur aktuellen Marktlage „Die US-Wirtschaft wächst auf fremde Kosten“

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EZB-Politik bleibt locker

Auf dieser Seite des Atlantiks herrscht mittlerweile ein ähnlicher Grad an Prognosesicherheit im Hinblick auf die geldpolitischen Aussichten. Doch dies ist auch so ungefähr die einzige Gemeinsamkeit mit den USA. Tatsächlich hat sich die Wachstumsdynamik in der Eurozone in der ersten Hälfte des Jahres konstant verlangsamt und der zugrunde liegende Inflationsdruck ist bestenfalls verhalten. Aufgrund der robusten Binnennachfrage wird zwar erwartet, dass sich das Wachstum in den kommenden Monaten stabilisiert. Exportabhängige industrielle Sektoren werden jedoch weiterhin durch die globalen Handelsspannungen und die Zolldrohungen belastet.

Angesichts dieses Umfelds der positiven, aber schwächeren Wachstumsdynamik und der zunehmenden Abwärtsrisiken (ganz zu schweigen von den politischen Risiken in Italien) gelang Mario Draghi ein weiterer Balanceakt. Formell hält die EZB zwar ihren geldpolitischen Normalisierungskurs und bestätigte die positiven wirtschaftlichen Aussichten. Aufgrund der Abwärtsrisiken und Unsicherheiten legte sie jedoch einen außerordentlich vorsichtigen Zeitrahmen für diese Normalisierung vor: Dieser umfasst das wahrscheinliche (aber nicht sichere) Ende der quantitativen Lockerung bis zum Jahresende und einen Aufschub der ersten Zinserhöhung bis nach dem Sommer 2019.

Die zugrunde liegende Idee liegt auf der Hand: Die EZB nimmt bewusst eine eher übervorsichtige Haltung ein und will die sehr expansiven Finanzierungsbedingungen so lange beibehalten, bis sie zuversichtlicher ist, dass die laufende Erholung in der Eurozone durch nichts abgewürgt wird.

Dieses Bild des schwächeren Wachstums und der niedrigen Inflation, das auf eine längere Zeit der expansiven Geldpolitik hindeutet, prägt nicht nur die Eurozone, sondern mehr oder weniger die gesamte industrialisierte Welt (ohne die USA), einschließlich Japans und Australiens.

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Schwellenländer leiden unter Währungsabwertung

In den Schwellenländern schwächt sich die Wachstumsdynamik auf breiter Linie ab. In China ist die Frage nach den Auswirkungen der US-Handelszölle auf exportabhängige Branchen nur eine weitere Sorge in einem ohnehin schon schwächeren Wachstumsumfeld im Inland. Die chinesische Regierung verfügt jedoch über die nötigen Instrumente, um solche Belastungen bis zu einem gewissen Grad abzufangen, zum Beispiel mit den Hebeln der Geldpolitik (die in der letzten Zeit eindeutig expansiv geworden ist) und der Währungspolitik (mit einer Abwertung des Yuan um 5 Prozent gegenüber dem US-Dollar in zwei Monaten).

Im Gegensatz dazu richtet sich der allgemeine geldpolitische Trend in den Schwellenländern auf knappere Kreditkonditionen, da sich die Zentralbanken bemühen, die Währungsabwertung und den dadurch verursachten importierten Inflationsdruck zu begrenzen. Zinserhöhungen in der Türkei, Indonesien, Mexiko und Indien sowie das Ende des Lockerungszyklus in Südafrika, Brasilien und Russland zeugen vom veränderten makroökonomischen Hintergrund in den Schwellenländern. Die Ursache dieses Wandels ist die geldpolitische Straffung der US-Notenbank und ihre Auswirkungen auf Volkswirtschaften, die auf Finanzierungen in US-Dollar angewiesen sind.

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