Altersvorsorge in Deutschland „Die Renten sollten nicht mehr so stark steigen“
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Bundesregierung in unterschiedlichen Fragen der Wirtschaftspolitik. So beschäftigen sich die fünf Top-Ökonomen auch mit der Zukunft der ersten Säule der Altersvorsorge in Deutschland. Erklärtes Ziel des SPD-geführten Arbeits- und Sozialministeriums ist es, sowohl das Rentenniveau auf dem bisherigen Niveau zu halten als auch die Beitragssätze zu begrenzen.
Daher fließt mit 110 Milliarden Euro bereits heute ein Viertel des jährlichen Bundeshaushalts in die Rentenkasse. „Wenn wir es so laufen lassen, müsste der Bund in 25 Jahren mehr als die Hälfte des Haushalts dafür ausgeben“, erklärt Monika Schnitzer. „Das kann nicht funktionieren“, warnt die Vorsitzende des Sachverständigenrats und Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität in einem aktuellen Interview der mit Süddeutschen Zeitung.
Dringender Reformbedarf bei Rentenversicherung
Als Grund für den dringenden Reformbedarf führt Schnitzler die abzusehende demografische Entwicklung an: „Meine Generation hat über ihre Verhältnisse gelebt. Wir haben zu wenig Kinder großgezogen und zu wenig zurückgelegt.“ Doch weil die sogenannten Babyboomer bald in Rente gehen, sollte der Beitragssatz der gesetzlichen Rentenversicherung möglichst bald steigen. Denn dann könne man die heutige Generation 50 plus noch an den steigenden Ausgaben der Rentenkasse beteiligen.
Hallo, Herr Kaiser!
„Und wir sollten die Renten im Laufe der Zeit weniger stark steigen lassen“, so die Vorsitzende des Sachverständigenrats weiter. „Bisher sind die Renten an die Löhne gekoppelt. Das sollte sich ändern. Die Renten sollten nicht mehr so stark steigen wie die Löhne.“ Außerdem schlägt sie vor eine stärkere Abkehr vom sogenannten Äquivalenzprinzip im Rentenrecht vor: „Wer doppelt so viel in die Rentenkasse einzahlt, sollte nicht mehr automatisch doppelt so viel herausbekommen.“
Ebenso müsse sich die Politik an das heißte Thema Renteneintrittsalter herantrauen: „Es gibt mehrere Stellschrauben, und man muss sie alle nutzen.“ Der Vorschlag des Sachverständigenrats: „Für jedes Jahr zusätzlicher Lebenserwartung kann jemand vier Monate länger Rente beziehen, muss aber auch acht Monate länger arbeiten. Das würde hochgerechnet heißen: Im Jahr 2061 wären wir bei der Rente mit 69. Bei einer Rente mit 70 wären wir erst in 55 Jahren.“