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Tech-Aktien Warum Cybersicherheit und Robotik schwer gefragt bleiben

Vernetzte Welt
Vernetzte Welt: Die Firmen verlängern und erweitern ihre Verträge für Software als Dienstleistung (SaaS) und investieren in neue Hardwarelösungen, um Rechenzentren und Server gegen Hackerangriffe zu schützen. | Foto: Imago Images / Panthermedia

2020 und 2021 schien für Anleger alles, was mit Technologie zu tun hatte, lohnend. Aber im Jahr darauf wendete sich das Blatt. Technologieaktien mussten einen Großteil ihrer Kursgewinne wieder abgegeben, weil für alle klar schien, dass die Branche unter den hohen Zinsen und dem Ende des Konjunkturzyklus leiden würde. Wir sind überzeugt, dass Cybersicherheit und Robotik besser gegen einen Abschwung gewappnet sind, als es die wahllose Verkaufswelle im letzten Jahr vermuten lässt.

Cybersicherheit

Cyberangriffe haben gegenüber den Zeiten vor der Pandemie um 81 Prozent zugenommen. Die von ihnen verursachten Kosten werden auf 10,5 Billionen US-Dollar geschätzt. Unternehmen fahren angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit alle nicht dringend erforderlichen Ausgaben zurück. Die für Cybersicherheit gehören ihren IT-Leitern zufolge nicht dazu. Deshalb dürfte die IT-Sicherheit der Bereich sein, in dem die Ausgaben selbst in einem Abschwung am wenigsten gekürzt werden.

Grafik 1: Cybersicherheit hat hohe Priorität

Quelle: Morgan Stanley Research, „Macro Flash“-Umfrage unter 100 IT-Leitern, Stand: 24. Juni 2022. Unter „Sonstige“ sind Bereiche wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputer und Blockchain zusammengefasst.

Das Balkendiagramm veranschaulicht die Bereiche der Technologieausgaben, für die laut einer Umfrage von Morgan Stanley Research unter IT-Leitern Kürzungen am wenigsten wahrscheinlich sind. 30 Prozent der Befragten äußerten, dass die Cybersicherheit ihrer Ansicht nach der von Kostensenkungen am wenigsten betroffene Technologiebereich sein werde.

Auch die Politik hat reagiert: Im März 2022 unterzeichnete US-Präsident Biden den Cyber Incident Reporting for Critical Infrastructure Act, der Betreiber kritischer Infrastrukturen verpflichtet, Cybersicherheitsvorfälle an das Heimatschutzministerium zu melden. Die Europäische Union hat derweil einen Vorschlag für Cyber-Hygienevorschriften vorgelegt.

 

Wir gehen von weiterhin hohen Ausgaben für die Sicherheit im Netz aus. Viele Firmen verlängern und erweitern ihre Verträge für Software als Dienstleistung (SaaS) und investieren in neue Hardwarelösungen, um Rechenzentren und Server gegen Hackerangriffe zu schützen, sowie in biometrische Sicherheit. Bis 2027 prognostiziert die Branchenplattform Cybersecurity Ventures für SaaS eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 14,1 Prozent. Dennoch ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis für den Tech-Sektor im S&P 500 Index mit 4,8 nach wie vor deutlich höher als für den Teilbereich Cybersicherheit mit 2,7, zieht Jones Day Insights den Vergleich. Ein relativ niedriges Kurs-Umsatz-Verhältnis deutet darauf hin, dass Anleger derzeit nicht bereit sind, für Cybersecurity-Aktien pro US-Dollar Jahresumsatz so viel zu zahlen wie für Technologiewerte im Allgemeinen. Dies könnte daher ein attraktiver Einstiegspunkt für eine Anlage sein.

Robotik

Roboter können essenziell dazu beitragen, viele der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern. In den USA gibt es fünf Millionen mehr offene Stellen als Arbeitslose bei einem Lohnwachstum von 6 Prozent  pro Jahr, so das Marktforschungsunternehmen Markets and Markets. Nach unseren hauseigenen Untersuchungen im Verbund mit FactSet liegen die Versorgungsengpässe eine Standardabweichung über dem historischen Durchschnitt, und in nächster Zeit könnten so viele Arbeitsplätze näher oder in die Heimatmärkte der westlichen Produktionsländer zurückverlagert werden wie nie zuvor, kalkuliert das Bureau of Labor Statistics.

Grafik 2: Umstellungen von Lieferketten sind in immer mehr US-Unternehmenspräsentationen Thema

Quelle: Bloomberg, Stand: Juli 2022. Die Daten stammen aus einer Auswertung von Telefonkonferenzen zu Gewinnberichten und aus Unternehmenspräsentationen durch Bloomberg.

Das Balkendiagramm zeigt, wie häufig Veränderungen in Lieferketten bei Gewinnmitteilungen und Unternehmenspräsentationen in den USA erwähnt wurden. Onshoring bezeichnet die Verlagerung von Produktionsschritten an einen Standort in dem Land, in dem die Endfertigung erfolgt. Unter Reshoring versteht man die Rückholung von Produktionsschritten, die ins Ausland verlagert wurden, in das Land, aus dem sie ursprünglich verlagert wurden. Nearshoring ist die Auslagerung von Produktionsprozessen an Unternehmen in einem nahegelegenen Land, das häufig an das Land mit der Endfertigung angrenzt.

Der verstärkte Einsatz von Robotern in der Verkehrs- und Lagerlogistik, der Fertigung, im Gesundheitswesen und Dienstleistungssektor könnte helfen, Engpässe abzumildern. Mit jedem Dollar Lohnerhöhung werden Investitionen in Robotertechnik immer attraktiver. Auch die sinkenden Preise von Robotern tragen zu deren Verbreitung bei.

Unseres Erachtens haben Robotikunternehmen ansehnliches Wachstumspotenzial, das ihre Bewertungen aber nicht widerspiegeln: Das KGV des NYSE FactSet Global Robotics and Artificial Intelligence Index ist mit 11,2 nur halb so hoch wie das des S&P 500 Technology Index mit 22,1, signalisiert der Atlanta Fed Wage Growth Tracker.

Auch Innovationen dürften das Wachstum ankurbeln. Robotik als Dienstleistung (RaaS) senkt die Anschaffungskosten, und Abo-Mietmodelle ermöglichen Unternehmen eine flexible Nutzung, so wie bei Software und der Cloud bereits üblich. Für Robotik als Dienstleistung prognostiziert eine Studie der Federal Reserve New York ein jährliches Wachstum von 17 Prozent bis 2028. Viele Firmen mit saisonalen Nachfragespitzen werden RaaS nutzen, um ihre Produktion hoch- oder runterzufahren, ohne dass dafür langjährige Investitionen erforderlich sind. Künftig dürften auch autonome mobile Roboter mehr Abnehmer finden. Im Gegensatz zu ihren bekannteren Pendants, den autonom fahrenden Fahrzeugen, benötigen autonome mobile Roboter keine vordefinierten Wege oder die Aufsicht durch Menschen. Besonders hilfreich sind sie im Gesundheitswesen, wo Reinigungsroboter mittels UV-Licht Oberflächen desinfizieren und sich in Räumen voller großer Geräte und mit vielen beweglichen Teilen gut zurechtfinden, berichtete das Wall Street Journal. Die Wirtschaftslage und die anhaltenden Innovationen sind die Gründe für das vom Markt erwartete Wachstum des Robotiksegments um 22,8 Prozent pro Jahr bis 2030 (BlackRock, FactSet).

Deglobalisierung verändert den gesamten Technologiesektor

Bei den Diskussionen über die Aussichten des Technologiesektors in diesem Jahr muss aus unserer Sicht auch der Trend zur Deglobalisierung berücksichtigt werden, der sich fortsetzen und nach wie vor auf den gesamten Sektor auswirken dürfte. Die 53 Milliarden US-Dollar aus dem CHIPS and Science Act zur Förderung der Halbleiterproduktion in den USA werden beispielsweise „zu einer Rückverlagerung von Produktionskapazitäten aus Asien führen“. Davon ist Tony Kim, Portfoliomanager des BlackRock Fundamental Active Equity Fund, überzeugt, der ein Vermögen von über 30 Milliarden US-Dollar in Tech-Aktien verwaltet.

Auch bei anderen sensiblen Technologien wie EV-Batterien, Quantencomputern und Künstlicher Intelligenz werden die staatlichen Eingriffe mit Zuckerbrot in Form von Subventionen und Peitsche über Zölle und Vorschriften weitergehen. Jeff Shen, Co-CIO der Strategie Systematic Active Equities bei BlackRock, hält daher Ausschau nach alternativen Datenquellen, um die Entwicklung in den Unternehmen im Blick zu behalten. Er stellt fest, dass „bei Entscheidungen zum Standort kritischer Produktionsschritte und zur Zahl der Arbeitskräfte künftig nicht mehr nur die Produktionskosten, sondern auch der Faktor Produktionssicherheit eine zentrale Rolle spielen werden“. Dies ist ein überzeugendes Argument für eine Anlage in Tech-Unternehmen, deren Produktion und Vertrieb stärker auf die Binnenwirtschaft ausgerichtet sind und die somit weniger Gefahr laufen, ins Fadenkreuz der Geopolitik zu geraten.

Mehr zu unserem thematischen Ausblick finden Sie hier.

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