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Nächste KI-Etappe: Auf welche Branchen setzen?

Künstliche Intelligenz (KI) blieb auch 2024 das dominante Anlagethema im Tech-Sektor, und machte ihn zum Spitzenreiter unter den globalen Aktiensektoren. Beflügelt von steigenden Ausgaben für KI-Rechenzentren führte die Halbleiterbranche den Technologiesektor das zweite Jahr in Folge an.
Gleichwohl waren die Renditeunterschiede in diesem Subsektor beachtlich: Abgesehen von den drei Giganten NVIDIA, Broadcom und TSMC verbuchten Halbleiterfirmen Bloomberg zufolge im Schnitt eine Rendite von -9 Prozent.
Wir haben mit Alice Kazak über die fundamentale Transformation der Tech-Branche durch KI gesprochen, die von der Neuausrichtung der Software-Industrie über steigende Investitionen in KI-Rechenzentren bis hin zur Disruption klassischer Internet-Geschäftsmodelle reicht und Anlegern neue Chancen eröffnet.
DAS INVESTMENT: Frau Kazak, wie könnten sich Softwareunternehmen in einem Umfeld entwickeln, in dem KI den Wandel weiter vorantreibt?
Alice Kazak: Wir sehen hier eine interessante Entwicklung. Softwaretitel haben in der zweiten Jahreshälfte 2024 erstmals seit der Einführung von ChatGPT die Halbleiteraktien überholt. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, besonders wenn sich weitere Gewinner in Bereichen wie Dateninfrastruktur und Anwendungen herauskristallisieren.
Bei welchen Softwareunternehmen sehen Sie besonderes Potenzial?
Kazak: Besonders vielversprechend sind Anbieter von branchenspezifischer Software. Sie profitieren davon, dass Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen suchen, die sich nahtlos in ihre Geschäftsprozesse einfügen. Gerade in datenintensiven Bereichen wie Recht, Buchhaltung und Finanzdienstleistungen sehen wir konjunkturunabhängiges Wachstumspotenzial.
Wie wirkt sich eigentlich der Einsatz von KI auf die IT-Sicherheit aus?
Kazak: KI verändert die Cybersecurity-Branche fundamental. Traditionelle Schutzmechanismen werden es künftig schwerer haben. Im Vorteil sind Unternehmen, die auf KI-basierte Sicherheitssysteme setzen, etwa für prädiktive Bedrohungsmodellierung und Echtzeit-Erkennung von Anomalien.
Es wird zunehmend diskutiert, dass künstliche Intelligenz das traditionelle Modell der nutzer- oder abobasierten Preisgestaltung der Softwareanbieter verändern dürfte. Wie berechtigt ist diese Annahme?
Kazak: Die Auswirkungen sind bereits deutlich erkennbar: KI-Anwendungen machen den Lizenzbedarf für Unternehmen schwer kalkulierbar. Der Trend geht daher zu verbrauchsbasierten Preismodellen, die sich flexibel an die schwankenden Rechenleistungsanforderungen von KI anpassen. Diese Entwicklung zwingt Softwareanbieter mit traditionellen Lizenzmodellen zum Umdenken.
Ist eine Erholung bei den IT-Ausgaben der Unternehmen in Sicht?
Kazak: Ein immer größerer Anteil der Ausgaben fließt in KI-Tools und die zugehörige Infrastruktur. Wir beobachten, dass Unternehmen sogar bereit sind, bei der Aktualisierung herkömmlicher IT-Werkzeuge zu sparen, um in KI und Automatisierung investieren zu können. Für 2025 erwarten wir also weniger einen Ausgabenboom als vielmehr eine strategische Umschichtung der vorhandenen Mittel in Richtung künstliche Intelligenz.
Welche weiteren Entwicklungen prägen aktuell den Halbleiter- und Hardware-Sektor?
Kazak: Der Ausbau von KI-Rechenzentren nimmt deutlich an Fahrt auf. Die Investitionen der großen Hyperscaler wie Amazon, Microsoft und Google sind von 30 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 auf etwa 200 Milliarden in 2024 gestiegen. Das treibt die Nachfrage nach KI-Beschleuniger-Chips und Netzwerkhardware massiv an.
Die Herausforderungen, die sich durch die rasante Entwicklung ergeben, sind allerdings immens, oder?
Kazak: Absolut. Eine zentrale Herausforderung ist der wahrscheinlich enorme Energiebedarf. Gleichzeitig sehen wir aber auch spannende Entwicklungen in der Verteidigungstechnologie, wo KI die Effizienz durch autonome Systeme steigert. Die klassischen Märkte wie Automobilbau und Industrie bleiben dagegen noch unter Druck, wobei wir hier in der zweiten Jahreshälfte 2025 eine Erholung erwarten.
Inwieweit verändern sich Internetunternehmen durch KI?
Kazak: Die großen Internet-Player sind definitiv Vorreiter bei der KI-Monetarisierung. Sie nutzen ihre enormen Datenschätze sehr geschickt für personalisierte Angebote. Nehmen Sie beispielsweise Social-Media-Unternehmen wie Snap und Meta – die haben in kürzester Zeit KI-gestützte Avatare eingeführt. Oder schauen Sie auf Roblox mit seinem digitalen Branding. All das dient dazu, Nutzer länger auf den Plattformen zu halten.
Vielen Unternehmen ist daran gelegen, die Anleger dauerhaft in ihren Aktien zu halten. Was kommt auf die Betreiber klassischer Suchmaschinen zu?
Kazak: Das ist tatsächlich ein kritischer Punkt. Der 200-Milliarden-Dollar-Suchmaschinenmarkt steht vor einem Umbruch. Wenn Nutzer zunehmend direkte Antworten von KI-Systemen bevorzugen, müssen Google und Co. ihr werbebasiertes Geschäftsmodell überdenken. Entscheidend für den künftigen Erfolg werden proprietäre Daten sein – wer einzigartige Datensätze besitzt, kann präzisere KI-Lösungen entwickeln und sich so Wettbewerbsvorteile sichern.
Was bedeutet letztlich die KI-getriebene Transformation der Tech-Branche für Anleger?
Kazak: Wir stehen am Beginn einer regelrechten „Revolution der Intelligenz“. Die Entwicklung verläuft exponentiell, und die führenden Unternehmen arbeiten bereits an Künstlicher Allgemeiner Intelligenz; eine Form der künstlichen Intelligenz, die theoretisch in der Lage wäre, jede intellektuelle Aufgabe zu bewältigen, die auch ein Mensch ausführen kann. Für Anleger bedeutet das: Sie müssen flexibel bleiben und sich an die dynamische Entwicklung anpassen. Besonders gute Chancen sehen wir für aktive Investoren mit tiefem Technologieverständnis.
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