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Technologie-Experte im Interview „China hat die Industrieländer weit überholt“

Jonathan Tseng ist seit 2013 als Analyst für den Technologiesektor bei Fidelity. Davor arbeitete er bei Merrill Lynch, Morgan Stanley und JP Morgan im Investment-Research für die Technologiebranche und hat über 17 Jahre Investmenterfahrung.
Jonathan Tseng ist seit 2013 als Analyst für den Technologiesektor bei Fidelity. Davor arbeitete er bei Merrill Lynch, Morgan Stanley und JP Morgan im Investment-Research für die Technologiebranche und hat über 17 Jahre Investmenterfahrung.

DAS INVESTMENT: Innerhalb von 30 Jahren vom Entwicklungsland zur Heimat weltweit führender Tech-Unternehmen – wie hat China das geschafft?

Jonathan Tseng: Konflikte zwischen Nationen sind seit jeher ein wichtiger Treiber für technologische Entwicklungen. So gesehen begann der Aufstieg Chinas wohl mit seiner Niederlage im ersten Opiumkrieg Ende des 18. Jahrhunderts. Doch trotz einer 40-mal größeren Armee konnte China nicht mit der überlegenen britischen Marinetechnologie konkurrieren.

Was haben die Chinesen daraus gelernt?

Tseng: Die Demütigung, als größte Volkswirtschaft der Welt aufgrund der technischen Unterlegenheit den Krieg verloren zu haben, hat sich tief ins kollektive Gedächtnis der Chinesen gebrannt. Und schon im Jahr vor der endgültigen Niederlage begannen sie damit, britische Schiffe in geheimen Werften zu kopieren. Dieses Muster haben sie beibehalten – bis die Kopie irgendwann besser wurde als das Original.

Warum?

Tseng: Der 1987 gegründete Technologiekonzern Huawei stand lange im Schatten westlicher Konkurrenten wie Ericsson oder Cisco. Er hat die Konkurrenztechnologien kopiert und aufgrund niedriger Preise Marktanteile erobert. Da Unternehmen wie Huawei nicht unter Druck standen, kurzfristig Gewinne erzielen zu müssen, konnten sie sich mit der Entwicklung Zeit lassen. Und schon bald beschränkten sie sich nicht mehr auf Kopien, sondern fügten eigene Ideen hinzu, die bei den Konsumenten gut ankamen.

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US-Präsident Donald Trump versucht, China mit Strafzöllen Einhalt zu gebieten – eine erfolgsversprechende Strategie?

Tseng: Mit den protektionistischen Maßnahmen will die US-Regierung unter anderem verhindern, dass die Chinesen weiter geistiges Eigentum von US-Unternehmen kopieren oder gar ganze Konzerne aufkaufen. Deshalb dürfen bestimmte Geräte auch nicht nach China verkauft werden. China hat aber diesen unglaublichen Ehrgeiz, aufzuholen. Ich denke, es wird schwer, dagegen anzukommen.

Wie zeigt sich dieser Ehrgeiz?

Tseng: Nehmen wir zum Beispiel die Halbleiterindustrie: China importiert aufgrund der gewaltigen Binnennachfrage die Hälfte aller Chips weltweit, doch nur jeder zehnte Chip wird in China produziert. Der Plan „China 2025“ soll Abhilfe schaffen. Er beinhaltet Milliardenförderungen für chinesische Tech-Unternehmen, die in von ausländischen Unternehmen dominierten Branchen wie etwa der Halbleiterindustrie tätig sind.

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