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Telemedizin als Anlagechance Wachstumsspritze für das Depot

in AktienLesedauer: 7 Minuten
Virtuelle Sprechstunde
Virtuelle Sprechstunde: In den USA hat nahezu jeder dritte Erwachsene keinen Hausarzt und 60 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe des Lebens an mindestens einer chronischen Erkrankung, erklären Thomas Amrein, Portfoliomanager, und Fang Liu, Analystin bei Credit Suisse AM | Foto: imago images / ITAR-TASS

Werden Akzeptanz und Nutzung der Telemedizin nach Covid-19 anhalten? Telemedizinische Lösungen im Gesundheitswesen haben ein hohes Potenzial: Niedrige Kosten, kürzere Wartezeiten und Skalierbarkeit.

Der beispiellose weltweite Lockdown im Zuge der Corona-Krise hat zu einer größeren Akzeptanz der Telemedizin geführt. Doch wie wird sich die Branche entwickeln, wenn das Virus eingedämmt ist? Thomas Amrein, Portfoliomanager, und Fang Liu, Analystin bei Credit Suisse AM werden das Konzept der „Telemedizin als virtuelle medizinische Grundversorgung“ erörtern. Die zentrale Frage lautet: Können sich telemedizinische Lösungen im Gesundheitswesen nun flächendeckend verbreiten, effizient umgesetzt und strukturell verankert werden? Und welche Vorteile bieten sie?

Bequemlichkeit und positive Nutzererfahrungen

Laut Datenerhebungen, die im „American Journal of Managed Care“ veröffentlicht wurden, hatten Patienten in den USA im Jahr 2015 für einen 20-minütigen Arzttermin im Schnitt 37 Minuten Fahrzeit und 64 Minuten Wartezeit in der Praxis. Auch das Warten auf einen Termin dauert lange: Einer weiteren Studie von 2017 zufolge mussten Patienten in US-Großstädten im Schnitt 24 Tage auf eine erste ärztliche Beratung warten.

Das Problem besteht bei Telemedizin nicht: Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Online-Konsultation beträgt in der Regel unter zehn Minuten. Der Siegeszug der Smartphones führte zu einer vermehrten Nutzung von Telemedizin, da die Verwendung von Bildern und Videos die Zuverlässigkeit der Diagnosen deutlich gesteigert und somit die virtuelle Konsultationserfahrung für Patienten allgemein verbessert hat.

Von der Akutversorgung zur Normalisierung der Telemedizin

Dank der kurzen Wartezeiten und der zunehmenden Genauigkeit der Diagnosen ist die virtuelle Gesundheitsversorgung ein naheliegender Ersatz für eine persönliche ärztliche Beratung – besonders für Patienten mit dringenden Beschwerden. Allerdings erleben wir aktuell eine spannende Entwicklung weg von diesem ursprünglichen Verwendungszweck. So ist die virtuelle Verhaltensmedizin in den letzten Jahren enorm gewachsen, da sich die entsprechenden Krankheiten durch ihre lange Dauer und wiederkehrende Natur gut für Online-Konsultationen eignen. Das Potenzial: Auf dem Gesundheitsmarkt für psychische Störungen werden allein in den USA etwa 24 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Der Online-Anteil ist dabei nach wie vor gering.

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Ein vielversprechender Bereich, um die Prävention zu verbessern, ist zudem die Kombination aus Fernüberwachung und Telemedizin. Innovationen wie das Diabetes- und Herz-Rhythmus-Management per Fernzugriff haben sich als sichere, zeitsparende und kosteneffiziente Lösung mit hoher Patientenzufriedenheit erwiesen. Die Demokratisierung dieser Lösungen könnte sehr vorteilhaft sein. Ein beachtlicher Anteil der globalen Bevölkerung leidet an langfristigen chronischen Krankheiten. Alarmierend ist etwa die Situation in den USA: Nahezu jeder dritte Erwachsene hat keinen Hausarzt und 60 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe des Lebens an mindestens einer chronischen Erkrankung.

Virtuelle medizinische Grundversorgung

Hier kommt das Konzept der virtuellen medizinischen Grundversorgung („Virtual Primary Care“, VPC) ins Spiel. Darunter wird ein umfassendes Angebot verstanden, das die Notfallversorgung, Verhaltensmedizin, psychische Gesundheit, das Management chronischer Erkrankungen und andere spezialisierte Angebote wie die telemedizinische Versorgung durch Kinderärzte umfasst. Dabei erhält jeder Patient eine maßgeschneiderte Lösung für seinen aktuellen Lebensabschnitt.

Einige innovative Angebote aus diesem Bereich sind bereits auf dem Markt. Doctor On Demand beispielsweise, ein führender Telemedizin-Anbieter in den USA, bietet gemeinsam mit Humana eine neue Krankenversicherung an, bei der die virtuelle medizinische Grundversorgung im Mittelpunkt steht und die mit erheblich niedrigeren Monatsbeiträgen einhergeht. Am anderen Ende des Spektrums könnten VPC-Plattformen den Patienten ein intelligentes Überweisungssystem bieten, indem sie Kontakt zu einem spezialisierten Kompetenzzentrum an einem beliebigen Ort im Land herstellen – unabhängig vom Wohnort des Patienten. Dies würde erfordern, dass die Plattform in das allgemeine lokale Gesundheitssystem integriert wird. Durch einen regen Daten- und Analysenaustausch wäre der VPC-Anbieter dann in der Lage, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und letztlich die Kosten der medizinischen Grundversorgung zu senken.

Wir halten es durchaus für denkbar, dass durch VPC-Plattformen eine langfristige Beziehung zwischen Patienten und Ärzten im Bereich der virtuellen Grundversorgung entsteht, bei der die elektronische Patientenakte, Termine und Zahlungsverlauf an einem zentralen Ort verfügbar sind.

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