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Telemedizin und Beziehungsmanagement Covid-19 beschleunigt Disruption im Gesundheitssektor

Ein Bienenschwarm: Bei Bienen wird beim sogenannten Biomonitoring die Schadstoffaufnahme im Körper gemessen – ein Verfahren, das auch bei Menschen angewandt und immer weiter perfektioniert wird.
Ein Bienenschwarm: Bei Bienen wird beim sogenannten Biomonitoring die Schadstoffaufnahme im Körper gemessen – ein Verfahren, das auch bei Menschen angewandt und immer weiter perfektioniert wird. | Foto: imago images / Future Image
Pascal Mercier, Credit Suisse Asset Management

Wir erleben wir im Gesundheitssektor derzeit eine rasante technologische Disruption. Technologische Fortschritte werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren jeden Aspekt des Gesundheitswesens verändern. Das reicht von der Forschung und Entwicklung (F&E) über innovative Behandlungen und Therapien bis hin zu Krankenhauseffizienz sowie Frühdiagnose- und Biomonitoring-Systemen, die unseren Gesundheitszustand aufrechterhalten und uns gar nicht erst erkranken lassen sollen.

Pandemie bedeutet Wendepunkt für die Digitalisierung

Die Unternehmen haben bereits vor der Krise begonnen, allmählich in die digitale Transformation zu investieren – beispielsweise, um sich veränderten Kundenbedürfnissen besser anpassen zu können, betrieblich effizienter zu arbeiten und die Gewinne zu steigern. Doch die Corona-Krise ist ein bedeutender Wendepunkt: Die Tatsache, dass so viele Mitarbeitende derzeit wegen der COVID-19-Pandemie von zu Hause aus arbeiten müssen, wird mehr Investitionen in Cybersicherheit, Automatisierung, Online-Bildung, Telegesundheit und Telemedizin nach sich ziehen.

Bei einigen Unternehmen ist diese Beschleunigung bereits jetzt deutlich sichtbar. Das Biotechnologieunternehmen Moderna hat als eines der ersten Unternehmen im Februar 2020 begonnen, einen Impfstoff-Kandidaten am Menschen zu testen. Das Unternehmen verwendet eine neue Technologie auf der Basis von Boten-RNA (Boten-RNA enthält die Anweisungen, anhand derer Zellen alle Proteine herstellen und in verschiedene Körperteile senden).

Der Sektor Telemedizin und Telegesundheit hat auch überzeugend gezeigt, warum man in Zukunft vor dem Gang zum Arzt oder Krankenhaus lieber erst einen Telearzt oder ein Telekrankenhaus kontaktieren sollte. Unternehmen wie Teladoc Health in den USA, Ping An Healthcare and Technology und Alibaba Health Information Technology in China haben sich in diesem Umfeld alle gut entwickelt, da die Anleger Telemedizin als wichtige Dienstleistung im Falle eines Virusausbruchs und künftig auch unter normalen Umständen anerkannten. Besonders beim US-Telemedizin-Unternehmen Teladoc Health sind die Ergebnisse greifbar: Die virtuellen Arztbesuche, die sogenannten „Virtual Doctor Visits“, nahmen im vergangenen Monat stark zu. Grund war, dass das Weiße Haus Mitte März 2020 eine Ausweitung der Telegesundheitsleistungen für Medicare-Versicherte angekündigt hatte.

Ein weiteres aktuelles Beispiel ist Veeva Systems, das Cloud-basierte Lösungen für die Life-Science-Branche anbietet. In der aktuellen Pandemie fungiert Veeva Systems als digitales Rückgrat seiner Kunden. Diese sind große Pharma- und Biotechnologieunternehmen wie Eli Lilly, die Tests für und potenzielle Impfstoffe gegen das Coronavirus sowie Behandlungsmethoden für COVID-19 entwickeln. Veeva Engage ist das Relationship-Management-Programm des Unternehmens, mit dem sich Fernverbindungen zwischen Ärzten und Gesundheitsfachkräften herstellen lassen. Die Verwendung des Produkts hat sich in den letzten Wochen verzehnfacht.

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Digitalisierung bleibt langfristiges Thema

Auch künftig werden digitale Technologien schneller eingeführt werden, und die digitale Transformation vieler Sektoren wie des Gesundheitswesens wird sich beschleunigen – auch nach der COVID-19-Pandemie. Zwar sind auch Healthcare-Aktien von den Marktschwankungen betroffen. Die derzeit erhöhte Marktvolatilität ist jedoch hauptsächlich den gesamtwirtschaftlichen Sorgen wegen der COVID-19-Pandemie zuzuschreiben. Diese Volatilität schmälert weder die Notwendigkeit einer Lösung für die steigenden Gesundheitskosten noch die erhebliche Unterstützung durch die Politik und die Aufsichtsbehörden. Unserer Einschätzung nach hat sich an den langfristigen Triebfedern hinter dem Thema digitale Gesundheit nichts geändert.

Angesichts der zahlreichen weltweiten Herausforderungen und Unwägbarkeiten könnten viele Anlagen verschoben werden, bis sich der wirtschaftliche Ausblick klärt. Doch gleichzeitig hat die aktuelle Krise klarer den je gezeigt, dass die steigenden Gesundheitskosten weltweit dringend und unverzüglich angepackt werden müssen.

Langfristig denken

Das ist auch einer der Gründe, warum wir unsere fundamentale Einschätzung des Themas während der jüngsten Marktkorrektur nicht wesentlich geändert haben. Unser Thematic-Equities-Team investiert in langfristige Wachstumsthemen, die unserer Meinung nach unsere Gesellschaft in den nächsten fünf bis zehn Jahren grundlegend verändern werden. Wir identifizieren und analysieren also die langfristigen Wachstumsthemen in der Welt und wählen die Pure Player aus, die von diesen Langfristthemen am meisten profitieren dürften. Die Auswahl erfolgt nach dem Bottom-up-Prinzip mit einer gründlichen Fundamentalanalyse. Unser Universum besteht dabei aus innovativen börsennotierten Unternehmen, deren Marktkapitalisierung häufig relativ klein ist, was zu einem Beta von größer als eins führt. Deshalb werden wir in Marktabschwungphasen wahrscheinlich hinter unserem Referenzindex zurückbleiben. Unser Ziel ist es jedoch, langfristig und über einen typischen Zyklus hinweg eine Outperformance zu erreichen.

Was wir jedoch gemacht haben, ist, die erhöhte Marktvolatilität für Umschichtungen zu nutzen und unser Engagement in den unserer Meinung nach überzeugendsten Ideen zu verstärken.

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