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Templeton-Growth-Fund-Manager im Gespräch „Wir erleben die längste Durststrecke für Value-Aktien"

Norman Boersma, Fondsmanager des Templeton Growth Fund und des Templeton Growth (Euro) Fund sowie Investment-Chef der Templeton Global Equity Group. Boersma kam 1991 als Direktor des Portfoliomanagements zu Templeton. Seit 1993 ist er leitender Proftoliomanager. Vor seiner Tätigkeit bei Templeton arbeitet er als Fondsmanager für den Ontario Hydro Pension Fund. Er hat einen B.A.-Abschluss in Wirtschaftswissenschaft und Politologie von der York University in Toronto und einen M.B.A. von der University of Toronto.
Norman Boersma, Fondsmanager des Templeton Growth Fund und des Templeton Growth (Euro) Fund sowie Investment-Chef der Templeton Global Equity Group. Boersma kam 1991 als Direktor des Portfoliomanagements zu Templeton. Seit 1993 ist er leitender Proftoliomanager. Vor seiner Tätigkeit bei Templeton arbeitet er als Fondsmanager für den Ontario Hydro Pension Fund. Er hat einen B.A.-Abschluss in Wirtschaftswissenschaft und Politologie von der York University in Toronto und einen M.B.A. von der University of Toronto.
DAS INVESTMENT: Sie halten auf der Versicherungsmesse DKM einen Vortrag. Ist Ihnen bewusst, dass der Templeton Growth in Deutschland einer der meistgenutzten Fonds in Versicherungen ist?

Norman Boersma:
Auf jeden Fall, und wir sind sehr dankbar für das Vertrauen. Wir haben über die Jahre festgestellt, dass deutsche Anleger tendenziell sehr geduldig, diszipliniert und langfristig orientiert sind. Das passt zweifellos perfekt zur Anlagephilosophie des Fonds.

Die vergangenen zwölf Monate liefen nicht allzu gut für Sie. Ihr Fonds liegt hinter seinem Vergleichsindex zurück.

Boersma:
Wir hatten einigen Gegenwind. Ungefähr ein Drittel der relativen Schwäche geht auf das Konto von Währungen. Insbesondere war es ungünstig, dass wir die Eurozone und damit auch den schwachen Euro über- und die USA mit dem starken Dollar untergewichtet hatten.

Und mit Sicht auf die Branchen?

Boersma:
Die bei uns übergewichteten Energiewerte waren problematisch, als die Opec die Förderung erhöhte und die Sorgen über das globale Wachstum eskalierten. Jetzt notieren viele dieser Aktien auf Bewertungsniveaus wie zu Zeiten der Finanzkrise. Wir erwarten aber, dass der Ölpreis wieder in Richtung der Förderkosten steigen wird. Und die liegen über 70 Dollar je Barrel.

Die aktuelle Value-Schwäche dürfte Ihnen auch nicht gerade helfen.

Boersma:
Wir erleben in der Tat gerade die längste Durststrecke für Value-Aktien überhaupt. Sie laufen schon seit neun Jahren schlechter als Growth-Titel.

Warum so lange?

Boersma:
Die Wirtschaft läuft seit der Finanzkrise nur gedämpft. In so einem Umfeld zahlen Anleger gern eine Prämie für Wachstum und damit für Growth-Aktien. Ein weiterer Aspekt ist, dass die lockere Geldpolitik der Zentralbanken viele Probleme einzelner Unternehmen vertuscht. Fundamentaldaten zählen kaum.

Wann ändert sich das?

Boersma:
Das Verhältnis von Value- zu Growth-Aktien hängt stark vom Zinszyklus ab. Die Geldpolitik hat an der Börse alle Boote gehoben. Wenn also die US-Notenbank ihre Zinspolitik wieder normalisiert, sollte das die Fundamentaldaten der Unternehmen wieder mehr in den Vordergrund rücken. Die Bewertungen sprechen jedenfalls für ein Value-Comeback. Seit der Hightech-Blase um die Jahrtausendwende lagen die Kurs-Buchwert-Verhältnisse von Growth- und Value-Aktien nicht mehr so weit auseinander wie heute.

Der Fonds hatte seine stärksten Momente immer während Aktienmarkt-Turbulenzen. Die gab es seit 2007 doch reichlich.

Boersma:
Die großen Spekulationsblasen in den vergangenen 30 Jahren äußerten sich immer auf den Aktienmärkten und führten zu verzerrten Indizes. Indem sich der Templeton Growth dort heraushielt, erreichte er seine Outperformance, wenn die Blase platzte. Die globale Finanzkrise ist aber anders, weil sie sich nicht auf die Aktienmärkte auswirkte, sondern zu Übertreibungen am US-Immobilienmarkt führte. Immerhin hatten wir 2008 die betroffenen Investmentbanken wohlweislich untergewichtet. Aber die überteuerten Teile des Aktienmarktes hatten im globalen Index kein Übergewicht erreicht. Dasselbe gilt auch für Rohstoffaktien und China, die 2008 zweifellos aufgeblasen waren. Aber sie nahmen eben nie eine extreme Position im Index ein. Und seitdem gibt es den bereits erwähnten Druck auf Value-Titel. Nein, die Periode nach der Finanzkrise war kein typischer Pro-Templeton-Bärenmarkt.



Sir John Templeton sagte, dass man gegen den Strom schwimmen muss, wenn man erfolgreich sein wolle. Gegen welchen Strom schwimmen Sie gerade?

Boersma:
Gegen einige. Im weitesten Sinne gegen die Trends, dass Aktien generell nicht allzu beliebt sind, aktives Management auch nicht und Value-Titel sowieso nicht. Auf Branchenebene haben wir weiter Gegenwind bei Energie-Aktien und einige individuelle Komplikationen bei IT- und Konsumwerten. Nichtsdestotrotz werden wir weiter Aktien kaufen, die aus der Mode gekommen sind und deren Gewinnaussichten nicht ausreichend im Kurs enthalten sind.

Im Herbst 2014 mochten Sie europäische Aktien sehr gern.

Boersma:
Das ist noch immer der Fall. Sicherlich wirken die kurzfristigen Bewertungen schon etwas hoch. Dafür notieren europäische Aktien in Hinblick auf die meisten zyklusübergreifenden Kennzahlen noch immer niedriger als ihre amerikanischen Vergleichswerte. Zu Unrecht. Wenn man die verschiedenen Stadien von Wirtschaft, Gewinnen und Geldpolitik in den USA und Europa vergleicht, müssten eigentlich europäische Aktien mit einem Aufschlag notieren.

Können Sie bitte Einzelheiten nennen?

Boersma:
Die Gewinne von Unternehmen in der Eurozone haben sich seit dem Frühling deutlich verbessert. Auch auf Makro-Ebene sieht es gut aus: Einkaufsmanagerindex, Vertrauen in die Wirtschaft und Ifo-Index sind vielversprechend. Das Wachstum der Geldmenge M1, ein zuverlässiger Frühindikator, stieg vergangene Woche stark an. Und das Kreditwachstum ist derzeit so stark wie seit vier Jahren nicht mehr. Das ist sehr wichtig für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung.

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