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Nachhaltiges Bauen Wie die Zukunft der gebauten Umwelt aussehen wird

Hotel in Graubünden, Schweiz
Hotel in Graubünden, Schweiz: Die Teilnehmer des The Klosters Forum waren sich einig, dass die gebaute Umwelt wieder mit der Natur verbunden werden muss. | Foto: Imago Images / GFC Collection

In der Debatte über den Klimawandel sind Immobilien sprichwörtlich der „Elefant im Raum“ – ein offensichtliches, aber unausgesprochenes Problem. Unsere Wohnungen, Büros, Geschäfte und Freizeiträume – die physische Infrastruktur, die für den Wohlstand und das Wohlbefinden der Menschen entscheidend ist – verursachen rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Darüber hinaus ist die bebaute Umwelt auch für zahlreiche andere ökologische Probleme verantwortlich, wie übermäßiger Wasserverbrauch, Stromverbrauch und Abfall in ähnlicher Größenordnung.

Die Frage, wie sich der ökologische Fußabdruck der Immobilienbranche reduzieren lässt, stand im Mittelpunkt des diesjährigen The Klosters Forum, das sich mit der Gestaltung und dem Aufbau einer regenerativen Zukunft befasste. Auf der dreitägigen Veranstaltung im Juni nahmen die Teilnehmer an eingehenden Diskussionen teil, bei denen Themen wie nachhaltiges Bauen, regenerative Verfahren, innovative Gebäudedesigns und Baustoffe sowie die Rolle der Natur zur Sprache kamen.

Zur Einführung in die Debatte zu der Frage, wie sich die 40-Prozent-Herausforderung im Immobiliensektor bewältigen und eine klimaresiliente Zukunft aufbauen lässt, erläuterten Vertreter der Pictet-Gruppe, warum die Bewertung des Umweltprofils von Immobilien mit Schwierigkeiten behaftet ist.

Zsolt Kohalmi

Zsolt Kohalmi, Global Head of Real Estate und Deputy Chief Executive Officer, Pictet Alternative Advisors, verwies auf den „Zeitwert der CO2-Emissionen“ als Beispiel für die Komplexität, mit der Immobilienunternehmen und Investoren bei der Umstellung auf nachhaltigere Praktiken konfrontiert sind. Bei einem Gebäude mit durchschnittlicher Lebensdauer, so Kohalmi, entstehen bis zu 45 Prozent der Gesamtemissionen in den ersten Jahren, also während der Bauphase eines Projekts, das die Gewinnung der Rohstoffe, die Herstellung, den Transport, die Installation und die Abfallentsorgung umfasst.

Diese sogenannten „grauen Emissionen“ (engl. „Embodied Carbon“) sind weitaus höher als die operativen Emissionen, also die Menge an CO2, die jährlich ausgestoßen wird, sobald ein Gebäude bewirtschaftet wird.

Zsolt Kohalmi, Deputy CEO & Global Head of Real Estate: „Die gebaute Umwelt muss wieder mit der Natur verbunden werden.“

Die Teilnehmer des The Klosters Forum, darunter Architekten, Stadtplaner, Start-ups für grünes Bauen, Materialwissenschaftler und Investoren, tauschten persönliche Erfahrungen aus und gaben Einblicke, wie man die Umweltproblematik im Immobiliensektor angehen könnte.

Gebäude müssen wieder mit der Natur verbunden werden

Einige Themen waren besonders interessant. Eines davon ist die Rolle der Natur in der gebauten Umwelt. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die gebaute Umwelt wieder mit der Natur verbunden werden muss. Das erfordert eine Reihe neuartiger Bauweisen, wie die Integration natürlicher und regenerativer Elemente in die Gebäudeplanung, das Experimentieren mit innovativen biobasierten Baustoffen wie Holz und Algen sowie die strategische Wiederaufforstung, Aufforstung und andere Methoden der Kohlenstoffabscheidung.

 

„Wie der (italienische Botaniker) Stefano Mancuso sagt, leben wir in einer Natur- und Pflanzenblindheit. Wir müssen die Natur in unsere Kultur integrieren; Kultur ist keine Antithese zur Natur“, sagte Mikolaj Sekutowicz, Teilnehmer und bei dem deutschen Resort-Entwickler Therme Group als Partner für die strategische Entwicklung und die kulturelle Ausrichtung des Unternehmens verantwortlich.

Das Rewilding von Städten – die Sicherung renaturierter Ökosysteme – könnte ebenfalls dazu beitragen, die Umweltauswirkungen von Gebäuden zu reduzieren. Zu den prominentesten Projekten gehört Bosco Verticale, der vertikale Wald an einem Hochhauskomplex in Mailand. Die 111 Meter und 76 Meter hohen Zwillingstürme sind mit 20.000 Bäumen, Sträuchern und Stauden begrünt, die Smog absorbieren, Sauerstoff produzieren, den Energieverbrauch senken und Kohlenstoff binden. Zudem sind die Bewohner des Gebäudes überaus zufrieden mit dem Komfort und erfreuen sich an ihrer grünen Umgebung. Das ist ein Paradebeispiel für biophile Architektur, die Mensch und Natur miteinander verbindet.

Aber selbst der Bau neuer Gebäude mit nachhaltigen Methoden sei kein Allheilmittel, erfuhren die Teilnehmer des The Klosters Forum. In den Industrieländern wurden in den letzten Jahrzehnten vielfach Gebäude gebaut, wo ein Umbau von Bestandsgebäuden in energieeffiziente Gebäude sinnvoller gewesen wäre, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.