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Jakob Tanzmeister: Worauf es bei Multi Asset ankommt (2024)

Den „Free Lunch“ gibt es bekanntermaßen nicht an den Börsen. Aber wenn ihm etwas nahekommt, dann ist es „Diversifikation“, sagt Jakob Tanzmeister in der neuen Ausgabe unseres Podcasts The Portfolio People. Der gebürtige Österreicher ist seit 17 Jahren als Multi-Asset-Spezialist bei J.P. Morgan Asset Management tätig und beschäftigt sich mit der Zusammenstellung von Portfolios über verschiedene Anlageklassen hinweg. Dabei hat er die Bedeutung der breiten Streuung schätzen gelernt: „Um mehr Rendite zu erzielen, muss ich mehr Risiko nehmen. Den einzigen Free Lunch, den es aber sehr wohl gibt, ist Diversifikation.“
Das Jahr 2022 mit dem zeitgleichen Einbruch von Aktien und Anleihen habe diese These auf den Prüfstand gestellt und Multi-Asset-Fonds „bis ins Mark erschüttert“, so Tanzmeister. Doch mittelfristig werde sich die Streuung des Risikos über mehrere Anlageklassen wieder auszahlen - davon ist der Experte überzeugt.
Chancen bei Anleihen und Dividendentiteln
Trotz des schwierigen Vorjahres blickt Tanzmeister optimistisch nach vorne - vor allem für Anleihen: „Was für einen Anleihe-Investor unterm Strich übrigbleibt ist der laufende Ertrag und die Kursveränderung. Je höher der laufende Ertrag als Ausgangspunkt ist, desto unwahrscheinlicher ist ein Verlust“, erklärt er. Bei US-Hochzinsanleihen etwa lägen die Renditen aktuell bei über 7 Prozent. Das sei ein ordentlicher Puffer.
Auch Dividendentitel stuft Tanzmeister positiv ein: Viele dividendenstarke Unternehmen hätten von den gestiegenen Zinsen profitiert und könnten ihre Ausschüttungen noch steigern. „Es gibt ordentlich Luft nach oben für diese Unternehmen, ihre Ausschüttungsquoten zu erhöhen und die Dividenden selbst in einem schwierigeren Umfeld stabil zu halten“, so der Experte.
Vorsicht bei Immobilien und Kryptowährungen
Bei Immobilien mahnt Tanzmeister hingegen zur Vorsicht: Der Sektor sei von den stark gestiegenen Finanzierungskosten hart getroffen worden und bei den Preisen gebe es durchaus noch Korrekturpotenzial - auch wenn er keinen Crash erwarte.
Und wie steht es nach der jüngsten Rally um Bitcoin & Co? „Die Bewertung von Vermögenswerten macht man, indem man die Cashflows, die sie abwerfen, diskontiert. Und das kann ich bei Kryptowährungen schwer“, gibt der Multi-Asset-Profi zu bedenken. Deswegen könne er beim Bitcoin-Kurs keine seriöse Prognose abgeben. „Wenn man ein Bewertungsmodell dafür ansetzt, dann sollte man sich eher bei der Bewertung von Gemälden, Kunst oder anderen Sammlerstücken orientieren.“
Hier gibt es den Podcast auf
Gold - Diversifikator für den Extremfall
Beim Edelmetall Gold wiederum sieht Tanzmeister durchaus einen Platz im Portfolio - allerdings nur als Beimischung und Absicherung: „Langfristig kann man Gold hauptsächlich als Diversifikator für Inflationsschocks oder als Hedge gegen ein Szenario einsetzen, in dem die Notenbanken die Kontrolle über die Inflation verlieren“, meint er. In solch einem Extremfall könne Gold einen Teil des Depots absichern.
Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg
Was aber zeichnet einen guten Multi-Asset-Manager abseits der Asset-Allokation aus? Für Tanzmeister ist vor allem eines entscheidend: Flexibilität. „Weil ich so viele bewegliche Teile im Portfolio habe, ist es wichtig, dass ich wirklich globale Expertise habe und die Ressourcen, mit den ganzen Anlageklassen umzugehen, sie zu einem stimmigen Portfolio zusammenzubringen und flexibel zu verwalten.“
Für den Anleger wiederum gelte: Langfristig investieren und antizyklisch umschichten, um die Gewichtung zwischen den Anlageklassen auszubalancieren. Tanzmeister rät zu einer ausgewogenen Mischung - gerade aufgrund der attraktiven Renditeaussichten etwa bei Anleihen. „Ein statisches, ausgewogenes Mischportfolio, das Sie vor fünf Jahren begonnen haben, würde heute eine ziemliche Aktienunwucht haben“, warnt er. Deshalb sein Rat: Das Rebalancing nicht vergessen.
Wie Jakob Tanzmeister sonst noch auf Multi-Asset im Jahr 2024 blickt und welche Sache er morgen in der Finanzbranche ändern würde, wenn er könnte, hören Sie in der neuen Ausgabe des Podcasts The Portfolio People.