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  • Ali Masarwah zu Themen-ETFs: Darum sind sie so gefährlich

Von Aktualisiert am in ETFs & FondsLesedauer: 7 Minuten
Ali Masarwah neben Roboter und Windrädern
Ali Masarwah: „Ich befürchte, dass viele Anleger in Clean-Energy-ETFs mit Verlust verkauft haben.“ | Foto: Envestor; Collage: Christin Jahns mit Canva-KI
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DAS INVESTMENT Academy: Herr Masarwah, Sie haben sich in der Vergangenheit kritisch zu Themenfonds geäußert. Können Sie uns erklären, was Sie von Themen-ETFs halten und warum Sie diese gerade für Privatanleger als potenziell gefährlich einstufen?

Ali Masarwah: Gerne, aber lassen Sie mich zunächst klarstellen, dass es wichtig ist, zwischen dem Produkt an sich und dem Verhalten der Anleger zu unterscheiden. Um es etwas provokant zu formulieren:

Waffen töten nicht per se, aber in den falschen Händen können sie gefährlich werden. Ähnlich verhält es sich mit Themen-ETFs.

Diese Finanzprodukte konzentrieren sich in der Regel auf spezifische Marktsegmente, die oft aufgrund ihrer jüngsten Performance besonders attraktiv erscheinen. Das klingt zunächst einmal vielversprechend, birgt aber auch Risiken. Das Hauptproblem liegt darin, dass viele Anleger erst dann in diese Fonds einsteigen, wenn die Kurse bereits stark gestiegen sind.

Warum ist das Timing des Einstiegs so entscheidend?

Masarwah: Das ist eine ausgezeichnete Frage, die uns direkt zum Kern des Problems führt. Wir Menschen haben leider die Tendenz, vergangene Renditen zu jagen. Wir sehen, dass etwas gut gelaufen ist, und wollen unbedingt dabei sein. Bei Themen-ETFs führt das oft dazu, dass Anleger einsteigen, wenn die Performance schon ziemlich gut war.

 

Das Problem dabei ist, dass diese Vergangenheitsrenditen eben genau das sind – Vergangenheit. Wenn die Kurse bereits stark gestiegen sind, bleibt oft nur noch das Risiko übrig. Und hier kommt der zweite Teil der Problematik ins Spiel: Wenn dann die Kurse fallen, was nach einem starken Anstieg nicht ungewöhnlich ist, bleiben viele Anleger auf Verlusten sitzen.

Schlechtes Timing: Clean-Energy-ETFs als Paradebeispiel

Können Sie das an einem konkreten Beispiel verdeutlichen?

Masarwah: Nehmen wir den Clean-Energy-ETF als Paradebeispiel. Als das Thema der sauberen Energie aufkam, lief es an der Börse eine Zeit lang außerordentlich gut. Daraufhin wurden ETFs aufgelegt, um dieses spannende Thema abzubilden. Klingt zunächst einmal großartig, oder?

Aber hier liegt der Haken: Zu dem Zeitpunkt, als diese ETFs auf den Markt kamen, waren die Kurse der zugrunde liegenden Unternehmen schon weit gelaufen. Dann kamen die russische Invasion in der Ukraine, die Energie-Krise und die im Zuge der Inflation stark gestiegenen Rohstoff-Preise. Das hat das Geschäft der Windkraft- und Solarenergieunternehmen negativ beeinflusst, und deren Aktien, die, sozusagen, auf Perfektion getrimmt waren, in den Keller geschickt. Diesen Pfad hatte zwar kein Anleger vorhersehen können, aber teure Aktien sind korrekturanfälliger als günstige.

Das größte Risiko besteht also darin, dass Anleger zum falschen Zeitpunkt einsteigen.

Viele Anleger kaufen, wenn die Kurse hoch sind, und verkaufen oft in Panik, wenn sie fallen. Selbst wenn das Thema langfristig vielversprechend ist – und saubere Energie ist sicherlich ein wichtiges Zukunftsthema – haben viele Anleger nicht die Geduld oder die finanzielle Ausdauer, Verluste von 30 oder 40 Prozent über Jahre auszusitzen. Ich befürchte, dass viele Anleger in Clean-Energy-ETFs mit Verlust verkauft haben.

Was raten Sie Anlegern, die bereits in solche Themenfonds investiert haben und nun unsicher sind?

Masarwah: Das ist in der Tat eine schwierige Situation, in der sich viele Anleger wiederfinden. Mein Rat wäre, einen Schritt zurückzutreten und die Situation nüchtern zu analysieren. Zunächst sollte man überprüfen, ob die ursprünglichen Annahmen, die zur Investitionsentscheidung geführt haben, noch gültig sind.

 

Nehmen wir wieder das Beispiel Clean Energy: Wenn Sie weiterhin davon überzeugt sind, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind und die Unternehmen in diesem Sektor langfristig profitieren werden, dann könnte es sogar sinnvoll sein, nachzukaufen. Die Einstiegskurse sind jetzt möglicherweise attraktiver als bei der ersten Investition.

Andererseits, wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass die Investition ein Fehler war – vielleicht weil Sie realisieren, dass Sie mehr der Euphorie gefolgt sind als einer fundierten Analyse – dann sollten Sie konsequent handeln und verkaufen. Es ist ein Privileg, klüger zu werden, auch wenn das Erwachen manchmal unangenehm ist.

„Investieren soll auch Spaß machen“

Gibt es eine Strategie, wie Anleger trotzdem von Themen-ETFs profitieren können, ohne zu große Risiken einzugehen?

Masarwah: Absolut. Ich empfehle, Themenfonds mit „Spielgeld“ zu bestücken – in Anführungszeichen, wohlgemerkt. Stellen Sie sich vor, Sie haben 95 Prozent Ihres Aktienportfolios in soliden Kernpositionen wie den MSCI World investiert. Die restlichen 5 Prozent können Sie dann in Ihr Lieblingsthema investieren. Selbst wenn Sie damit Schiffbruch erleiden, haben Sie nicht Ihr gesamtes Portfolio gefährdet. Es kann sogar eine lehrreiche Erfahrung sein.

Investieren sollte auch ein bisschen Spaß machen und nicht nur eine freudlose, systematische Angelegenheit sein.

Sie erwähnten den MSCI World. Viele Anleger fixieren sich auf diesen einen Index. Was halten Sie davon?

Masarwah: Diese Fixierung auf eine Ein-Produkt-Lösung halte ich für völlig unsinnig. Es gibt keinen Zwang, alles in einen einzigen ETF zu investieren. Mit den heutigen günstigen Handelskosten kann man problemlos in mehrere ETFs investieren und so ein wirklich diversifiziertes Portfolio aufbauen. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan des MSCI World ex USA, kombiniert mit einem separaten USA-Baustein. So können Anleger ihren USA-Anteil flexibel gestalten, anstatt die rund 70 Prozent US-Aktien zu akzeptieren, die im normalen MSCI World enthalten sind.

Wie könnte ein solch diversifiziertes Portfolio konkret aussehen, wie viele ETFs braucht man dafür?

Masarwah: Mehr als einen, aber auch nicht endlos viele. Man könnte beispielsweise mit fünf oder sechs ETFs ein gut ausbalanciertes Portfolio erstellen: Large Caps und Small Caps jeweils für Developed Markets und Emerging Markets. Im DM-Teil einen MSCI World ex USA und einen separaten USA-ETF, bei EM kann man sich überlegen, einen Large Cap-ETF für EM ex China und einen China-ETF zu allokieren. Das wäre nur ein Beispiel. Das ist nicht hyperkomplex, sondern mit etwas Überlegung für jeden nachvollziehbar. So hat man ein wirklich diversifiziertes Portfolio mit sich gegenseitig ergänzenden Bausteinen.

Geschicktes Rebalancing: Transaktionskosten ganz einfach vermeiden

Der zusätzliche Aufwand hält sich auch in Grenzen, da sich ein solches Depot durch Sparpläne automatisch befüllen lässt. Viele Broker bieten kostenlose Sparpläne an, sodass Sie regelmäßig in alle Ihre ETFs investieren können, ohne jedes Mal Gebühren zu zahlen. Und auch wenn es um das Rebalancing geht, also das Wiederherstellen der ursprünglichen Gewichtung, müssen Sie nicht unbedingt verkaufen. Sie können einfach bei Ihren nächsten Investitionen mehr in die Bereiche investieren, die relativ schlecht gelaufen sind. Das spart Transaktionskosten und vermeidet möglicherweise steuerliche Konsequenzen.

Der vielleicht wichtigste Vorteil ist, dass diese Strategie Ihnen mehr Kontrolle und Flexibilität gibt. Sie können Ihre Allokation viel genauer an Ihre persönlichen Überzeugungen und Ihre Risikotoleranz anpassen.

Das klingt nach einer überzeugenden Strategie. Vielen Dank für diese aufschlussreichen Einblicke, Herr Masarwah.

Masarwah: Gerne. Denken Sie immer daran: Es geht nicht darum, den einen perfekten ETF zu finden, sondern eine für Sie passende Strategie zu entwickeln. Bleiben Sie flexibel und scheuen Sie sich nicht, Ihr Portfolio mit mehreren, sich ergänzenden Bausteinen aufzubauen.

>> Mehr zu Themen-ETFs erfährst du auch in der vierten Folge der zweiten Staffel von Expedition Investment! 

Über den Interviewten

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer der Plattform Envestor.

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