Schlechtes Timing Warum Investoren bei Themenfonds oft den richtigen Zeitpunkt verpasst haben
Themenfonds haben seit der Coronakrise stark an Prominenz und Marktanteilen gewonnen: Seit 2018 haben diese Fonds ihr weltweit verwaltetes Vermögen mehr als verdoppelt. Doch Investoren haben hier oft kein gutes Händchen bei der Wahl des Kauf- und Verkaufzeitpunkts, wie eine Analyse von Morningstar ergeben hat.
In Zahlen ausgedrückt: Während die durchschnittliche Gesamtrendite der thematischen Fonds über den untersuchten Fünfjahreszeitraum bis zum 30. Juni 2023 bei 7,3 Prozent pro Jahr lag, erzielten die Anleger nur eine Rendite von 2,4 Prozent, wenn die Mittelzuflüsse und -abflüsse berücksichtigt werden. Das bedeutet eine jährliche Lücke von 4,9 Prozent, die auf falsch getimte Käufe und Verkäufe zurückzuführen ist, so das Fazit der Analysten.
„Buy-and-hold“-Investitionen hätte mehr Rendite erzielt
Diese Zahl ist dabei nicht nur in absoluten Zahlen hoch – also was die realen Dollarverluste für die Anleger in diesen Fonds betrifft -, sondern auch im Verhältnis zu der viel geringeren Anlagelücke von 0,5 Prozent, die die Anleger in allen Aktienfonds im gleichen Zeitraum hinnehmen mussten. Mit einer theoretischen „Buy-and-hold“-Investition im gleichen Zeitraum hätten die Anleger 7,3 Prozent durchschnittliche Rendite erzielen können. Mehr als zwei Drittel der Gesamtrenditen gingen so aufgrund eines unglücklichen Timings verloren.
Die größten Renditeeinbußen seien bei sehr zielgerichteten Fonds zu verzeichnen, die eine auffällige Wertentwicklung aufwiesen und hohe Nettomittelzuflüsse anzogen, bevor sie eine Trendwende erlebten.
Den Grund dafür sieht das Analysehaus in der Zusammensetzung der Fonds: Die sehr speziellen Themenfonds konzentrieren sich in der Regel auf ein einziges Thema, zum Beispiel Technologie, und halten weniger Aktien. Breit angelegte Themenfonds hingegen sind in der Regel stärker diversifiziert, halten mehr Aktien und investieren in eine Reihe von Themen. Sie werden daher häufiger als Kernbestand eines Portfolios verwendet.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Eine genauere Betrachtung zeigt laut Morningstar, dass die Lücke bei thematisch engen Fonds in den vergangenen fünf Jahren mehr als 5 Prozent betragen hat, während breiter angelegte Fonds nur eine Lücke von 1,1 Prozent verzeichnen mussten.
iShares Global Clean Energy ETF als abschreckendes Beispiel
Ein besonders deutliches Beispiel hierfür ist der iShares Global Clean Energy ETF: Während der nachgebildete Index in den letzten fünf Jahren bis zum 30. Juni 2023 eine jährliche Rendite von 17,6 Prozent erzielte, lag die jährliche Rendite der Anleger, die den Fonds im gleichen Zeitraum kauften, bei -5,5 Prozent. Damit klafft eine kolossale Lücke von 23 Prozentpunkten zwischen den Erträgen des Fonds und den Erträgen der Anleger, so die Analysten von Morningstar.
Die Anleger investierten während einer Phase starker Wertentwicklung um die Zeit von Joe Bidens Wahlsieg in den USA im dritten Quartal 2020 begeistert in den ETF. Die Strategie hat seither fast die Hälfte ihres Wertes verloren, sodass diejenigen, die in dieser Zeit gekauft haben, hohe Verluste hinnehmen mussten. In den drei Spitzenmonaten zwischen November 2020 und Januar 2021 nahm der ETF 5,8 Milliarden US-Dollar ein, mehr als in allen anderen Monaten des zurückliegenden Fünfjahreszeitraums zusammen. Diese Anlagen profitierten nicht von den großen Performancegewinnen der vorangegangenen Monate und waren dem anschließenden Wertverlust von 40 Prozent seit dem Höchststand der Zuflüsse im Januar 2021 ausgesetzt.
Daten aus einem Zeitraum von fünf Jahren
Die Analysten räumen jedoch ein: Bis zu einem gewissen Grad sind die großen Investitionslücken auf den für diese Studie gewählten Zeitraum zurückzuführen. Längere Untersuchungszeiträume sind für eine Studie besser. Die Analysten versichern allerdings, dass sie einen ausreichend großen Datensatz erfassen konnten, da die meisten thematischen Fonds in den letzten fünf Jahren aufgelegt wurden. Eine deutliche Erholung bei Technologie- und Wachstumstiteln würde die Renditeunterschiede in Zukunft wahrscheinlich verringern.