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Ratings: Mächtiger Buchstabensalat

Quelle: Fotolia
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Ende April spitzte sich Griechenlands Finanzsituation zu. Die Regierung musste zum ersten Mal öffentlich erklären, dass sie für ihre Anleihen kein Geld mehr auf den Kapitalmärkten bekommt. Standard & Poor’s hatte das Rating des Landes um drei Stufen auf BB+  abgewertet – in anderen Worten:  die Anleihen zu Ramsch erklärt. Einige Monate später folgte Moody’s, erkannte dem gebeutelten Euro-Land ebenfalls sein für die Geldaufnahme so wichtiges Investmentgrade ab und stufte Hellas-Anleihen damit als spekulativ ein. Die mächtigen drei Könige

S&P, Moody’s und Fitch sind die drei Großen im Rating-Geschäft, sie beherrschen über 90 Prozent des Markes. Ihre Meinung hat Macht, denn von der Bewertung hängt letztlich ab, wie teuer eine Anleihe den Emittenten kommt. Griechenlands Anleihen wiesen zwischenzeitlich Renditen von bis an die 10 Prozent aus – und hatten damit einen deutlichen Abstand (Spread) zu deutschen zehnjährigen Staatsanleihen, die zu derzeit mit rund 3 Prozent rentierten. Je schlechter das Rating ausfällt, desto höher die Risikoprämie, die der Emittent in Form eines höheren Kupons zahlen muss. Wie hoch der jährlich zu zahlende Zins tatsächlich ist, bestimmt jedoch nicht das Rating, sondern der Markt und das Zinsumfeld. Erste Ratings für die Eisenbahn

Vor rund 100 Jahren brauchten Eisenbahngesellschaften in den USA dringend Kapital. Unabhängige Bewertungen sollten Investoren ihr Investment erleichtern. John Moody gründete 1909 die erste Rating-Agentur und verkaufte den Investoren seine Einschätzungen. Standard & Poor‘s und Fitch folgen einige Jahre später. Bis heute bewerten Rating-Agenturen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Staaten und sonstigen Institutionen, die Geld – zum Beispiel über Anleihen – am Finanzmarkt einwerben wollen. Dazu nutzen sie sowohl öffentliche Daten als auch von den Emittenten zur Verfügung gestelltes Material sowie Informationen aus persönlichen Gesprächen mit Unternehmens- oder Regierungsvertretern.  Kritikpunkt: Emittenten zahlen Ratings

Zu Auskünften sind die Emittenten bereit, denn sie benötigen ein Rating, um überhaupt Chancen zu haben, eine Anleihe platzieren zu können. Tatsächlich zahlen heute nicht mehr die Investoren, sondern ein Rating erfolgt in der Regel auf Antrag des Emittenten, und er zahlt auch dafür - ein Schwachpunkt, der immer wieder kritisiert wird. Gerade in der jüngsten Krise sind die Agenturen stark unter Beschuss geraten. Zu viele strukturierte Finanzprodukte seien viel zu positiv bewertet worden. Reine Profitgier, lautet ein Vorwurf, der den Agenturen seitdem anhaftet. Das heilige Investmentgrade

Das Ergebnis der Bewertung  stellen die Rating-Agenturen mit Buchstaben dar. Die Skala reicht vom begehrten AAA (Moody’s: Aaa) bis zum D (Moody’s: C), das für die Zahlungsunfähigkeit des Emittenten steht. Ein wichtiger Schnitt im Buchstabensalat liegt bei BBB (Moody’s: Baa). Die so bewerteten Anlagen zählen gerade noch zum Bereich des Investmentgrade. Was danach kommt ab BB (Ba), ist spekulativ – und damit für viele Investoren tabu. So dürfen deutsche Versicherungen nicht spekulativ investieren. Auch viele Fonds dürfen solche Junk Bonds nur beimischen. Für Banken sind spekulative Anlagen kaum interessant: Je risikoreicher die Anlage, desto mehr Eigenkapital muss die Bank nach den Basel II-Vorschriften hinterlegen. Die USA machen ebenfalls in ihren Regulierungsvorschriften Investmentmöglichkeiten für Pensionsfonds und andere institutionelle Investoren von Ratings abhängig. Erfüllt eine Anlage nach Abwertung diese Vorgabe nicht mehr, muss sie verkauft werden. Dieser Verkaufsdruck schlägt sich zusätzlich auf den Kurs der ohnehin durch die Abwertung abgestraften Anleihe nieder.

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