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Underberg-Chef Mocken: „Unser Firmenzustand ist besser als das Rating“

Wilfried Mocken ist zugleich Chef von Semper Idem Underberg<br>und Valensina
Wilfried Mocken ist zugleich Chef von Semper Idem Underberg
und Valensina
DAS INVESTMENT.com: Herr Mocken, welche Sorte Fruchtsaft Ihrer Marke Valensina steht bei Ihnen auf dem Frühstückstisch?

Wilfried Mocken: Oh, ich trinke sehr gerne Blutorange.

DAS INVESTMENT.com: Jetzt haben Valensina und Underberg beinahe gleichzeitig über Anleihen am Kapitalmarkt Kredite aufgenommen. Ihre Hausbanken dürfte das nicht allzu sehr gefreut haben.

Mocken: Einige Banken halten das für den richtigen Weg und haben uns bestärkt. Andere finden das nicht gut, weil ihnen Geschäft verloren geht. Das Verhältnis der beiden Lager liegt etwa bei fünfzig-fünfzig.

DAS INVESTMENT.com: Lohnt es sich finanziell für Sie?

Mocken: Noch ist es kein allzu großer Unterschied. Wir zahlen jetzt vielleicht etwas mehr als für einen kurzfristigen Kredit. Ich bin aber sicher, dass die Kreditzinsen für den Mittelstand dramatisch steigen werden. Ich erwarte bis zum Jahresende noch eine Inflationsrate und Lohnsteigerungen von über 3 Prozent in Deutschland. Dann haben wir es mit unserem festen Zinssatz sehr gut.

DAS INVESTMENT.com: Der hätte aber noch tiefer sein können als die 7,375 beziehungsweise 7,125 Prozent. Schließlich waren beide Anleihen fünffach überzeichnet.

Mocken: Sicherlich hätten wir auch mehr Geld einsammeln oder den Zinssatz tiefer ansetzen können. Aber wir hatten alles fest geplant und haben nun eine klare Finanzstruktur. Daran werden wir nicht rütteln.

DAS INVESTMENT.com: Inwieweit unterscheidet sich der Aufwand einer Emission vom klassischen Kreditgeschäft mit ihrer Hausbank?

Mocken: Zu Beginn ist mehr zu erledigen als bei einem Kredit. Sie brauchen Rechtsanwälte und müssen börsenfähig werden. Da sind einige Mitarbeiter bei uns kräftig ins Rotieren gekommen. Aber ich sehe es auch positiv: Wir haben alle viel gelernt. Ab und zu muss man auch mal neue Wege gehen.

DAS INVESTMENT.com: Viele Mittelständler wenden sich an den Kapitalmarkt, weil sie von Banken nur noch schwer oder gar keine Kredite mehr bekommen.

Mocken: Ich sehe mich schon seit ein paar Jahren immer wieder nach neuen Wegen um, um die Unternehmen zu finanzieren. Wir hatten auch schon einige andere Modelle genutzt, wie etwa die Preferred Pooled Shares, kurz: Preps. Bei diesem Modell hatte die Hypovereinsbank Anleihen herausgegeben und das eingenommene Kapital auf mehrere Unternehmen verteilt.

Ein anderes Finanzierungsmodell war das Markenleasing, bei dem Sie eine Marke befristet verkaufen und zugleich zurückleasen. Doch das ist alles nicht mehr aktuell. Jetzt wird das Bankwesen wegen der Finanzkrise 2008 stärker reguliert. Kredite bekommen fast nur noch Unternehmen, die ein Dreifach-A als Rating haben.

DAS INVESTMENT.com: Wozu Sie aber nicht gehören.

Mocken: Genau. Dann las ich in der Zeitung, dass Mittelständler an der Stuttgarter Börse erfolgreich Anleihen herausbringen. Ich wandte mich also an die Börse in Düsseldorf, um etwas Ähnliches aufzuziehen. Die fanden das sehr interessant und wollten das ausprobieren.
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