

1980 hatten neun der zehn Unternehmen mit der größten Börsenkapitalisierung ihren Sitz in den USA, sechs davon waren Ölkonzerne. Die Inflation kam zum Stillstand, nachdem sie 15 Jahre parallel zu den Ölpreisen gestiegen war. Zu verdanken war der Inflationsstopp den US-Ölkonzernen, die in den Jahren zuvor hohe Summen in die Explorationn neuer Quellen investiert hatten.
1990 verzeichnete die japanische Wirtschaft dann eine beeindruckende Erholung, die den Boden für eine der extremsten Immobilien- und Finanzblasen aller Zeiten bereitete. Büroimmobilien wechselten für Quadratmeterpreise jenseits der 200.000 US-Dollar den Besitzer, das Kurs-Gewinn-Verhältnis der gesamten Tokioter Börse lag bei über 60 und sündhaft teure Van Gogh-Gemälde zierten japanische Banken und die Villen japanischer Milliardäre. Acht der zehn weltweit größten Unternehmen kamen aus Japan, sechs davon waren Banken.
Der Tech-Sektor dominiert – steht eine Verschiebung bevor?
Im Jahr 2000 war das Internet noch zu 100 Prozent amerikanisch und brachte die ganze Welt zum Träumen. Die Märkte beurteilten den neuen Sektor nach den mittelfristigen Umsatzkennzahlen. Unter den zehn Unternehmen mit der größten Börsenkapitalisierung waren sieben US-Unternehmen, darunter vier aus dem Technologiesektor. Dazu kamen zwei japanische Unternehmen und ein deutsches aus dem Telekommunikationssektor. Drei Jahre später erfuhren Technologietitel einen erheblichen Wertverlust. Amazon büßte 95 Prozent seines Wertes ein; zu dem Titan, den man heute kennt, wuchs das Unternehmen erst später.
Und wer erinnert sich noch an Lucent Technologies, das damals neuntgrößte börsennotierte Unternehmen, das vor zehn Jahren in Nokia aufgegangen ist?
2010 war es vorstellbar, dass China die führende Weltmacht wird; eine Ölgesellschaft und zwei Banken waren unter den Top 10. Aber dann begann eine langjährige Underperformance der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern, die bis heute anhält.
2023 dominieren wie 2020 erneut die USA und Technologiekonzerne. Der Hauptantrieb dieser Dynamik ist die künstliche Intelligenz. Neben den US-Champions konnten sich nur TSMC aus Taiwan und Tencent aus China einen Platz sichern – am Ende der Top-10-Tabelle.
Aufschwung für Value-Werte außerhalb der USA?
Studien des Marktbeobachters Gavekal Research zufolge werden innerhalb eines Zehnjahreszyklus zwei Machtwechsel stattfinden: Ein Machtwechsel zwischen den USA und dem Rest der Welt und eine Verschiebung zwischen Wachstumsthemen und zyklischeren beziehungsweise Value-Themen. Kurz gesagt: Die Vermutung liegt nahe, dass das nächste Markthoch nicht den USA zu verdanken sowie zyklischer Natur sein wird.
Welches Szenario könnte dazu führen, dass zyklische oder Value-Unternehmen außerhalb der USA im laufenden Jahrzehnt begünstigt werden?
Analogie zu vergangenen Jahrzehnten
Die Antwort findet sich im Jahr 1972. In diesem Jahr erreichten die US-amerikanischen Growth-Aktien – die „Nifty Fifty“, die seit Ende der 1950er-Jahre den Rest der US-Aktiengesellschaften mit weitem Abstand übertrafen, – ihren Höchststand. Während der Inflation zwischen 1965 und 1969 erfuhren sie jedoch eine deutliche Korrektur, um dann wieder bis Ende 1972 abzuheben, als eine erneute Inflationswelle, ausgelöst vom Ölpreisschock von 1973, der Übermacht der „Nifty Fifty“ ein plötzliches Ende setzte.
Ersetzen wir die Vorherrschaft der „Nifty Fifty“-Aktien in den 1960er-Jahren durch die der FAANG-Aktien in den 2010ern; die Aktien von Facebook (Meta), Amazon, Apple, Netflix und Google (Alphabet). An die Stelle der Inflationswelle von 1965 bis 1969, die die kräftige Korrektur der „Nifty Fifty“ verursachte, setzen wir die Inflation von 2020 bis 2022, die zum starken Rückgang der FAANG-Aktien im Jahr 2022 führte. Tauschen wir schließlich die Rally von 1969 bis 1972 durch die von 2023 bis 2024 aus, wird eine interessante Parallele deutlich: Eine zweite Inflationswelle könnte auf uns zukommen.
Gleichzeitig würde sich zum einen ein Machtverlust der USA zugunsten des Rests der Welt vollziehen. Zum anderen wäre ein Übergang von Wachstumsthemen zu Value-Themen zu erwarten.
Ein neuer Inflationsschock könnte dem hochbewerteten US-Markt zusetzen
Eine zweite Inflationswelle würde durch ihre Auswirkungen auf die langfristigen Zinsen letztlich die hohen Bewertungen in Bedrängnis bringen und den US-Markt stärker belasten, da dieser den Großteil aller wachstumsstarken und hoch bewerteten, nicht zyklischen Unternehmen weltweit umfasst.
Das wiedererstarkte Japan, die erwartete Erholung Chinas, das dynamische Wachstum Indiens, die komplizierte Energieversorgung und der ausufernde US-Haushalt können den Blick auf Themen und Regionen lenken, die Alternativen zu den US-amerikanischen Mega Caps aus dem Tech-Sektor bieten, aber gleichwohl zum Inflationsdruck beitragen würden.
Die Dollarschwäche infolge der US-Haushaltslage dürfte eine Neubewertung von nichtamerikanischen Aktien begünstigen. Eine mögliche Schlussfolgerung, dass die US-amerikanischen Mega Caps bis Ende dieses Jahrzehnts von Unternehmen aus anderen Ländern überholt werden, geht unseres Erachtens einen Schritt zu weit. Denn angesichts ihres technischen Vorsprungs und ihrer soliden finanziellen Verfassung sind US-Tech-Unternehmen in einer beneidenswerten Position, um sich erfolgreich der sich abzeichnenden weltweiten Konjunkturverlangsamung zu stellen.
Thematische und geografische Diversifizierung angebracht
Die Möglichkeit einer zweiten Inflationswelle – eine Hypothese, die nicht von der Hand zu weisen ist – erscheint uns indes wahrscheinlich und folgenreich genug, um in einer globalen Portfoliostrategie berücksichtigt zu werden. Anleger sollten schrittweise eine thematische und geografische Diversifizierung in Richtung der Sektoren der „Old Economy“ und bislang vernachlässigter geografischer Regionen vornehmen.
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