LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in NewsLesedauer: 5 Minuten

In Zeiten des Wandels Wie aktive Anleger die Welt von morgen mitgestalten

Taipeh, die Hauptstadt Taiwans
Taipeh, die Hauptstadt Taiwans: Ein Angriff Chinas auf den knapp 200 Kilometer östlich des Landes gelegenen Inselstaat ist ein wesentliches Risiko für die Weltwirtschaft. | Foto: Imago Images / Panthermedia
Dirk Zabel
Dirk Zabel © TBF

Technologisch, demografisch und vor allem geopolitisch: Die Welt befindet sich in vielerlei Hinsicht in einem tiefgreifenden Wandel. Wie also wird die Wirtschaft in zehn Jahren aussehen? Und wie können sich Unternehmen und Investoren auf die Veränderungen einstellen und auch dann noch erfolgreich sein? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmer in der ersten Diskussionsrunde des Think Tanks Active Investing am 25. September, einer gemeinsam von TBF Global Asset Management und Donner & Reuschel ins Leben gerufenen Denkfabrik.

Ein Fazit: Gerade in Zeiten des Umbruchs spielt das Engagement aktiver Investoren eine wichtige Rolle. Das betonten sowohl Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel, als auch Peter Dreide, Gründer und CIO von TBF. „Aktive Anleger können die Welt von morgen mitgestalten und den Hebel in die richtige Richtung legen“, sagte Mumm. Und Dreide ergänzte: „Mit breiten Indexinvestments haben Anleger alle Sektoren im Portfolio – auch wenn sie sie gar nicht haben wollen.“ 

Taiwan-Frage als zentrales Risiko

Wie kompliziert die Weltlage aus geopolitischer Sicht ist, erläuterte Jan F. Kallmorgen, Managing Partner und Gründer der Unternehmensberatung Berlin Global Advisors sowie Autor des Buchs „Das geopolitische Risiko. Unternehmen in der neuen Weltordnung“, den 950 Teilnehmern, die virtuell oder direkt am Hamburger Ballindamm mit dabei waren.

Der Ukrainekrieg wird nach Kallmorgens Einschätzung kein schnelles Ende finden und die Rivalität zwischen den USA und China könnte sich aus seiner Sicht noch verschärfen. Er beobachtet im Reich der Mitte eine zunehmende Repression im Inneren und Versuche des Landes, seinen Einfluss auf der politischen Landkarte zu vergrößern. 

Im Zentrum steht aus seiner Sicht die Frage, was mit Taiwan passiert und ob – sowie falls ja wann und in welcher Form – China seinen Griff um die Inselrepublik straffen wird. „Es gibt Beobachter, die in 24 bis 36 Monaten mit verstärktem Zugriff rechnen“, erläuterte Kallmorgen. Dabei müsse es nicht zwingend Krieg geben. Denkbar seien unter anderem auch Cyberattacken. Aus seiner Sicht jedenfalls ist das „Risiko größer, als es in Deutschland wahrgenommen wird.“

Kehrt Trump ins Weiße Haus zurück?

Und die USA? Die derzeit größte Volkswirtschaft der Welt reagiert auf das zunehmende Streben Chinas nach globaler Dominanz wiederum mit Exportkontrollen, Handelsrestriktionen und der Beschränkung von Investitionen in China, wie Kallmorgen beschrieb. Im Fokus stünden dabei insbesondere Technologien wie Halbleiter und Künstliche Intelligenz. Das harte Vorgehen sei in Washington unumstritten: „Wir sehen eine massive Polarisierung in der US-amerikanischen Politik – in ihrer Haltung gegenüber China sind sich aber alle grundsätzlich einig.“

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Dabei könnte mit Donald Trump bald ein neuer alter Bewohner ins Weiße Haus einziehen. Nach Einschätzung des Experten liegt die Chance einer Rückkehr nach der Wahl im kommenden Jahr bei 50 Prozent – „so absurd das scheinen mag“, wie er mit Blick auf die zahlreichen Gerichtsverfahren sagte. In diesem Fall müsste sich die Welt auf eine Einschränkung der Hilfe für die Ukraine, ein geringeres Engagement in der NATO oder gar einen Austritt aus der Organisation sowie weniger Mittel für den Klimaschutz einstellen. Kurzum: „Es könnte heftig werden.“

Anleger Unternehmen aktiv begleiten 

Was bedeuten die zahlreichen Unsicherheiten und Risiken nun für Anleger? Die Teilnehmer des Think Tanks Active Investing waren sich einig: Um erfolgreich zu investieren, müssen sich Investoren aktiv mit den Unternehmen, ihrer jeweiligen Strategie und ihrem Risikomanagement beschäftigen. Das betonte in der an den Vortrag von Jan F. Kallmorgen anschließenden und von Leila Summa, Gründerin & Geschäftsführerin der Transformationsberatung Play to Change GmbH moderierten Diskussionsrunde Sabine Hampel, Head of Portfoliomanagement Equities beim Vermögensverwalter EB-SIM GmbH: „Man muss mit dem Unternehmen sprechen: Wie stellt es sich auf Risiken ein? Das geht nur mit aktivem Management.“

Auch für Carsten Mumm ist besonders in Zeiten des Umbruchs aktives Investieren gefragt. „Viele Dinge, an die wir uns gewöhnt haben, ändern sich. Das Geschäftsmodell Deutschlands war perfekt auf die Situation der letzten 30 Jahre eingestellt. Es gab die Friedensdividende und günstige Energie. Die lohnintensive Arbeit wurde nach Asien ausgelagert und gleichzeitig wurden neue Absatzmärkte erschlossen.“ Jetzt ist die Lage eine andere und die Unternehmen müssen sich anpassen: „Die Spreu wird sich vom Weizen trennen. Investoren müssen die Firmen finden, die auch in Zukunft erfolgreich sind.“ 

Ziele setzen, Maßnahmen definieren

Damit Unternehmen auch in einigen Jahren noch gute Geschäfte machen, müssen sie sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Oft fällt ihnen das jedoch schwer: „Oft reagieren sie erst, wenn es nicht mehr anders geht“, hat Christine Kirbach, Chief Human Resources Officer (CHRO) bei der Elektrobit Automotive GmbH, beobachtet. Das habe seine Gründe in der menschlichen Psyche: Es sei schwierig, Maßnahmen zu ergreifen, deren Auswirkungen sich erst längerfristig zeigen würden, erläuterte die Autorin der Bücher „33 Werkzeuge für das digitale Zeitalter” und „Zukunft (mit) Personal“. Mumm plädiert daher für eine Zielbild. Man müsse sich fragen, wo man hinwolle. „Davon ausgehend kann man überlegen, wie man dahinkommt, und konkrete Maßnahmen ergreifen.“

Apropos konkrete Maßnahmen: Was gilt es nun in Deutschland zu tun, um nicht den Anschluss zu verlieren? Peter Dreide hat eine konkrete Forderung an die Politik: „Alles wird in der Schule unterrichtet – Finanzwesen aber nicht.“ Das müsse sich ändern. Christine Kirbach plädiert ebenfalls für „Bildung, Bildung, Bildung – nicht nur im Bereich der Kapitalmärkte.“ Und für Sabine Hampel könne jeder seinen Teil zu einer positiven Zukunft beitragen. Dass etwas mehr Optimismus nicht schaden könne, betont Carsten Mumm: „Menschen mögen solche Transformationsphasen nicht. Wir müssen uns aber bewegen – und sollten positiv auf neue Technologien und in die Zukunft blicken.“


Über den Autor: Dirk Zabel ist Geschäftsführer von TBF Global Asset Management.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.
Tipps der Redaktion