LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Alternative InvestmentsLesedauer: 4 Minuten

Thomas Böcher: „Nicht jammern, Chancen nutzen“

Seite 2 / 3


„Kritik ja, aber reflektiert“

Den Grund für die Regulierungswut sieht Böcher in der momentanen Schadenshäufigkeit vor allem bei Schiffsfonds: „Natürlich werden dort die Prognosen alles andere als eingehalten. Das liegt an zu euphorischen Fondskalkulationen, aber auch an der gesamtwirtschaftlichen Situation.“

>> Vergrößern
Und vielfach, so Böcher, dresche man in der Öffentlichkeit unreflektiert auf seine Branche ein: „Konstruktive Kritik finde ich gut, aber der geschlossene Fonds steht unter Generalverdacht. Und welcher Anleger verklagt eine Gesellschaft wie Q-Cells, deren Aktie mal 80 Euro gekostet hat und die heute insolvent ist? Oder stand schon mal ein Manager eines offenen Fonds vor Gericht, weil er nur noch 50 Prozent seines Einstandswerts hat?“

Zum Teil sind die Probleme der Emissionshäuser für Böcher jedoch auch hausgemacht. So vermittele der Fondsprospekt den Eindruck, dass die Perspektive eines Investments exakt darstellbar sei: „Wer will voraussehen, wohin genau ein Markt, die Zinssätze oder der Dollarkurs in den kommenden 15 Jahren gehen?

Eigentlich ist nur eins sicher: So wie im Prospekt wird es wohl ganz bestimmt nicht kommen.“ Die Branche müsse daran arbeiten, dass Berater und Kunden die Prognoserechnung als das verstünden, was sie sei: als unverbindliche Hochrechnung. Und der Vertrieb müsse sich schon die Mühe machen, relevante Informationen aus unabhängigen Marktberichten und der Analyse von Leistungsbilanzen zusammenzustellen – um sich so ein Bild von der Solidität und der langfristigen Managementleistung des Emissionshauses zu verschaffen. „Wenn man als einzige Recherche den Prospekt heranzieht, dann gute Nacht“, so Böcher.

Zudem bringen Momentaufnahmen laut Böcher nichts. Das zeige der Rückblick: „2003 war zum Beispiel die Mehrzahl der Schiffsfonds-Emittenten unter Wasser, ausgenommen NV und ein weiteres Haus. Dann kam der Boom, Charterraten und Kaufpreise explodierten. 2006 hatten alle die Rückstände aufgeholt und lagen wieder im grünen Bereich.“ In der Folge setzten vor allem die Bankpartner Böcher unter Druck, neue Schiffsfonds aufzulegen.

Nicht mit ihm: „Im überhitzten Markt müssen wir als Experten als Erste auf die Bremse treten und Anleger vor Fehlern bewahren. Viele hatten da weniger Skrupel, das war nicht unser Stil.“ Zu seinen Vorbildern zählt Böcher die Investoren-Legende Warren Buffett – und NV-Gründer Bernd Kortüm: „Ohne ihn wäre das Unternehmen nie so erfolgreich geworden. Sein Prinzip war, immer im Sinne des Kunden zu handeln. So waren alle Mitarbeiter gepolt. Das halten wir bei Paribus Capital genauso. Mit anders denkenden Leuten kann ich wenig anfangen.“
Tipps der Redaktion