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Aktualisiert am 07.03.2018 - 09:37 Uhrin Berufsbild BeraterLesedauer: 5 Minuten

Portfoliochef von Ethenea „Wir haben dazugelernt“

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Ist eine ganzheitliche Sicht denn ein Nachteil?

Herbert: Nehmen Sie die Rentenseite. Bei einer 30-jährige Dollar-Anleihe von AT&T mit einem 4,5-prozentigen Kupon muss man die aktuellen Währungskosten von 2,6 Prozent berücksichtigen. Währungsbereinigt geht es also um 1,9 Prozent. Finden Portfoliomanager einen Kupon interessant, sollten sie ihre Investmententscheidung nicht mit einer Entscheidung für oder gegen eine Währung verbinden. Marktchancen und -risiken behandeln wir mit einem anderen Prozess.

Wichtig ist uns zudem, dass wir sehr liquide sind, denn als aktiver Manager wollen wir schnell reagieren können – trotz der Größe des Fonds. Insbesondere die Aktien-Allokationen spielen wir deswegen seit einiger Zeit verstärkt über Futures. In der Allokation zeigt sich das dann als Cash, da wir Teile der Aktienseite synthetisch aufnehmen, dabei aber niemals das Portfolio hebeln.

Verwirrt das nicht einige Anleger?

Herbert: Im Gegenteil. Es ist allerdings wichtig, dass wir unseren Ansatz erklären. Es erschließt sich sicherlich nicht jedem Anleger automatisch, warum Morningstar 20 Prozent Kasse beim Ethna-Aktiv ausweist und wir selbst angeben, dass wir zu 93 Prozent investiert sind. Dahinter versteckt sich aber auch ein Großteil des Charmes der Strategie. Aktiv liquide zu sein heißt, dass wir uns ein bisschen vom physischen Underlying lösen und viel stärker ins Overlay-Management gehen.

Mit einem ausgewogenen Mischfonds ist man nicht gerade wenig vom Renditepotenzial der Rentenmärkte abhängig. Ein Problem?

Herbert: Die Aussage, dass man mittlerweile mit Anleihen kein Geld mehr verdienen kann, hält sich hartnäckig, ist aber falsch. In Zeiten niedriger Zinsen lässt sich ein Rentenportfolio nicht mehr wie früher managen, als man Bundesanleihen, Pfandbrief und Unternehmensanleihe über die Kasse kaufte und verkaufte. Heutzutage kommt es verstärkt auf Allokationsentscheidungen an: Schichte ich aus einer zehnjährigen Telekom-Anleihe in einenfünfjährigen Bundesanleihe um oder halte ich am ursprünglichen Kupon fest und sichere mein Zinsrisiko mit Futures ab? Wir müssen uns im Klaren sein, was die Ertragskomponenten des Anleiheportfolios sind. In dem Fall also reines Bonitätsrisiko bezogen auf den Emittenten.

Bond-Picking also.

Herbert: Genau. Das war auch einer der Bereiche, in dem wir mehr Personal brauchten und uns entsprechend verstärkt haben. Mittlerweile unterstützen uns auf der Rentenseite vier erfahrene Portfoliomanager.

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