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Solaranlagen-Desaster: Thomas Lloyd lässt Anleger bangen

Das Investmenthaus Thomas Lloyd steht vor einem erheblichen Rückschlag: Der potenzielle Verlust seiner Solaranlagen in Asien könnte weitreichende Konsequenzen haben. Rund 27.000 Privatanleger sind betroffen, die insgesamt 750 Millionen Euro in die Cleantech-Fonds des Unternehmens investiert haben, recherchierte das „Handelsblatt“ (Bezahlschranke).
Londoner Börsengang 2021: Der Anfang vom Ende für Thomas Lloyd
Thomas Lloyd präsentierte seinen Anlegern damals ein auf den ersten Blick überzeugendes Geschäftsmodell: Investitionen in Solaranlagen in Indien und auf den Philippinen, die nicht nur sauberen Strom produzieren, sondern auch attraktive Renditen versprechen sollten. Das Versprechen war verlockend: eine jährliche Einsparung von etwa 1,2 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid bei gleichzeitig lukrativen Erträgen. Die jüngsten Entwicklungen deuten jedoch darauf hin, dass das Geschäftsmodell zu scheitern droht.
Ende 2021 leitete eine komplexe Finanzoperation in London eine folgenschwere Wende ein. Thomas Lloyd transferierte seine Solarprojekte in einen neu geschaffenen britischen Trust, der anschließend an der Londoner Börse notiert wurde. Der Thomas Lloyd Energy Impact Trust zog rasch die Aufmerksamkeit namhafter Finanzakteure auf sich. Zu den Investoren zählten unter anderem das Private Banking der Credit Suisse, der Hedgefonds Brevan Howard und der Vermögensverwalter Liontrust Sustainable Investments. Bemerkenswert war auch die Beteiligung des britischen Außenministeriums, das rund 18,4 Prozent der Aktien zeichnete. Die Renditeziele des Trusts waren ambitioniert: In Präsentationen wurde eine jährliche Rendite von bis zu zwölf Prozent in Aussicht gestellt.
Thomas Lloyd's Millionen-Solaranlagen vor dem Aus
Die hochgesteckten Renditeerwartungen wurden jedoch bald von der Realität eingeholt. Im April 2023 führten Verzögerungen beim indischen Projekt namens Rums zur Aussetzung des Aktienhandels, da der Jahresabschluss nicht fertiggestellt werden konnte. Es folgten gegenseitige Anschuldigungen: Thomas Lloyd sah sich Vorwürfen der Informationszurückhaltung ausgesetzt, die das Unternehmen entschieden zurückwies. Nach einer gescheiterten Kampfabstimmung verlor er schließlich die Kontrolle über den Trust und wurde als Investmentmanager abgelöst.
Die Folgen für die Anleger sind gravierend: Im März 2024 brach der Aktienkurs des Trusts um 70 Prozent ein. Eine Liquidation steht bevor, bei der Thomas Lloyd voraussichtlich nur einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag zurückerhalten könnte. Die Zukunftsaussichten für die tausenden Kleinanleger, die auf nachhaltige Renditen gesetzt hatten, sind ungewiss.
Anleger bangen um Millionen
Trotz Beschwichtigungsversuchen von Europa-Chef Matthias Klein, der das Trust-Investment als "nicht strategisch und verhältnismäßig sehr klein" bezeichnet, wachsen die Sorgen der Anleger. Die Verzögerung bei der Veröffentlichung aktueller Jahresabschlüsse – bislang hat das Unternehmen nur Zahlen für 2021 präsentiert – rief das Bundesamt für Justiz auf den Plan, das nun Ordnungsgelder prüft. Klein führt die Verzögerungen auf komplexe Investmentstrukturen und unterschiedliche Rechnungslegungsstandards zurück.
Erst die ausstehenden Jahresabschlüsse für 2023 und 2024 werden Klarheit über die tatsächliche finanzielle Situation bringen. Bis dahin können die Anleger nur hoffen, dass ihr investiertes Kapital nicht gefährdet ist.