Thomas Wüst „Ich würde kurzfristig nicht auf den Dollar wetten“
Thomas Wüst ist Geschäftsführer der Valorvest Vermögensverwaltung.
Gute Einstiegskurse am Aktienmarkt sieht nach dem Dax-Kursrutsch infolge der EZB-Ratssitzung am Donnerstag der Stuttgarter Vermögensverwalter Thomas Wüst. Im Interview mit DAS INVESTMENT.com beantwortet er seine selbst aufgestellte Frage, ob die US-Notenbank Fed die Börsen auf eine weitere Talfahrt schicken wird:
#EZB#FED#DAX Draghis Weihnachtsgeschenk: Dt. #Aktien purzeln um ca. 500 Punkte wieder auf günstigeres Niveau. Legt Yellen am 16.12. nach?
— Thomas Wüst (@Thomas_Wuest) 3. Dezember 2015
DAS INVESTMENT.com: Wie erklären Sie sich die Turbulenzen an den Märkten nach der jüngsten Sitzung des EZB-Rats?
Thomas Wüst: Es hatte sich im Vorfeld wohl sehr viel Erwartungspotenzial aufgebaut. Doch dann kam es zu einer großen Enttäuschung für kurzfristig orientierte Anleger, die auf einen fallenden Euro gewettet hatten. In der Folge hat der US-Dollar seine fundamentale Überbewertung gegenüber dem Euro wieder ein wenig abgebaut.
DAS INVESTMENT.com: Welche Folgen hatte das für Anleger, die auf deutsche Aktien setzen?
Wüst: Damit ist jetzt ein besserer Zeitpunkt, um am deutschen Aktienmarkt einzukaufen, als vor der EZB-Sitzung. Das gilt auch für Großanleger wie uns, die bei stärkeren Rückschlägen ein Rebalancing vornehmen können. Denn zum Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Staatsanleihen und Immobilien sind Aktien, speziell in der Eurozone, noch immer vernünftig bewertet. Aber die Luft wird auch dort dünner.
DAS INVESTMENT.com: Ein großer Teil der Nachfrage am Aktienmarkt ist auf die lockere Geldpolitik der weltweiten Notenbanken zurückzuführen. Was bedeutet in diesem Zusammenhang der bald anstehende Zinsschritt der Fed?
Wüst: Ich bin mir gar nicht so sicher, dass die Fed wirklich bereits im Dezember die Zinsen wieder anheben wird. Die Zentralbanken kündigen heute eine Maßnahme zwar an, halten sich den Zeitpunkt aber offen. Aktuell hat die Fed die Chance, auf Zeit zu spielen. Denn die Rohstoffpreise sind im Keller. Das nimmt den Inflationsdruck aus der US-Wirtschaft heraus.