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Thorsten Polleit
Sind Zentralbanken wirklich unabhängig?

Thorsten Polleit
Der amerikanische Präsident Donald Trump nörgelt unverhohlen an den Entscheidungen der US-Zentralbank (Fed) herum: Sie habe mit ihrer Zinserhöhung im Dezember 2018 das Wirtschaftswachstum gebremst und den Aktienkursen einen Dämpfer versetzt, obwohl die Inflation nach wie vor sehr gering sei. Die Hauptstrom-Ökonomen hat das aufgeschreckt: Trump untergrabe die Unabhängigkeit der Fed, sagen sie. Auch andernorts drohe nun, dass die Unabhängigkeit der Zentralbanken in Frage gestellt wird. Und da die Regierungspolitiker nur eines wollen, und zwar immer mehr Kredit und Geld zu immer...
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Der amerikanische Präsident Donald Trump nörgelt unverhohlen an den Entscheidungen der US-Zentralbank (Fed) herum: Sie habe mit ihrer Zinserhöhung im Dezember 2018 das Wirtschaftswachstum gebremst und den Aktienkursen einen Dämpfer versetzt, obwohl die Inflation nach wie vor sehr gering sei. Die Hauptstrom-Ökonomen hat das aufgeschreckt: Trump untergrabe die Unabhängigkeit der Fed, sagen sie.
Auch andernorts drohe nun, dass die Unabhängigkeit der Zentralbanken in Frage gestellt wird. Und da die Regierungspolitiker nur eines wollen, und zwar immer mehr Kredit und Geld zu immer niedrigeren Zinsen, sei nun Inflationsgefahr im Verzug.
Wenn heutzutage davon gesprochen wird, dass die Zentralbanken unabhängig seien, so ist damit gemeint, dass die Zentralbankräte nicht auf Weisungen von Dritten hören dürfen, sondern dass sie vielmehr penibel dem Auftrag zu gehorchen haben, der ihnen per Gesetz vorgegeben ist: Inflation niedrig halten, Konjunktur stützen, Finanzmarktstabilität sichern.
Doch hält die Idee, die Unabhängigkeit der Zentralbanken müsse gewahrt bleiben, einer Unbedenklichkeitsprüfung stand? Die Antwort fällt negativ aus: Die Unabhängigkeit, die da beschworen wird, gibt den Zentralbanken den Schein der Überparteilichkeit, umgibt sie mit der Aura, dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein – und eröffnet damit den Zentralbankräten erst recht weitgespannte Handlungsspielräume für ihr inflationäres Geschäft.
Die Zentralbankräte weiten die Geldmenge in der Volkswirtschaft per Kreditvergabe immer weiter aus (meist wird dabei geradezu übersteigert von „Geldschöpfen“ gesprochen, als handele es sich um einen göttlichen Akt). Ihre wichtigsten Kunden erhalten dabei eine Vorzugsbehandlung: Banken und Regierungen. Sie sind in der Regel die Erstempfänger des neuen, „aus dem Nichts“ geschaffenen Geldes und gewinnen folglich am stärksten von der inflationären Kredit- und Geldmengenvermehrung – die auf Kosten der Bevölkerungsmehrheit geht.
Zudem verursachen die Zentralbanken auch noch Wirtschaftsstörungen in Form von „Boom-und-Bust-Zyklen“, und sie führen die Menschen geradewegs in eine chronische Schuldenwirtschaft und -kultur.
Systemtreue Hauptstrom-Ökonomen arbeiten eifrig daran, dass die Wahrheit über das inflationäre Zentralbankgeschäft nicht zutage tritt. Beispielsweise verteidigen sie das offizielle Ziel der Zentralbanken, die „Preisstabilität“ zu sichern, und dass Preisstabilität mit einem Anstieg der Konsumgüterpreise von nicht mehr als 2 Prozent pro Jahr gleichzusetzen sei. Das ist natürlich völlig absurd: Wenn die Güterpreise jedes Jahr um 2 Prozent steigen, bleiben sie natürlich gerade nicht stabil!
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