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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 10 Minuten

Thorsten Polleit Steigende Zinsen in den USA beflügeln den Goldpreis

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Eine flache Zinskurve macht es für Banken weniger attraktiv, Kredite zu vergeben: Sie verdienen weniger (oder gar nichts mehr) aus der Fristentransformation, das heißt von der Vergabe langlaufender Kredite, die mit kurzlaufenden Mitteln finanziert werden. Ebbt aber der Zustrom von neuen Bankkrediten ab, so gerät die Konjunktur ins Straucheln. Schließlich ist sie abhängiger denn je von einem fortwährenden Zuwachs der Kredit- und Geldmengen, bereitgestellt zu sehr niedrigen Zinsen.

Anders gesprochen: Treten die Banken auf die „Kreditbremse“, ist der Aufschwung gefährdet, wird es an den Finanzmärkten ungemütlich.

Störfaktor Zins

Der Zins nimmt auf vielen Wegen Einfluss auf das Wirtschafts- und Finanzmarktgeschehen. Zwei seien beispielhaft hervorgehoben.

(1) Senkt die Zentralbank den Zins stark ab, wird die Kreditfinanzierung attraktiver. Auf Pump finanzierte Konsumund Investitionsausgaben nehmen zu, und das erhöht die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Die Konjunktur zieht an.

(2) Fällt der Zins, steigen zudem die Barwerte und damit die Preise von zum Beispiel Aktien, Häusern und Grundstücken. Die Marktakteure fühlen sich „reicher“. Zusätzlich verbilligen hohe Aktienkurse die Eigenkapitalfinanzierung für Unternehmen, und das erleichtert den Firmen das Finanzieren von risikoreichen Investitionen.

Doch der „Boom“, den die Zentralbanken durch das künstliche Absenken des Zinses anstoßen, ist in der Regel zeitlich begrenzt. Früher oder später offenbaren sich die Fehllenkungen von Kapital, die der verzerrte Zins verursacht. Beispielsweise bemerken Unternehmen, dass die Investitionen nicht die erhofften Gewinne einspielen – entweder weil ihre Verwirklichung teurer wird als vorgesehen (aufgrund von knappen Inputfaktoren), oder weil die erhoffte Nachfrage nach den neuen Erzeugnissen hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Unternehmen liquidieren ihre Investitionen, und die zuvor geschaffenen Arbeitsplätze gehen verloren.

Geht der Boom seinem Ende entgegen, so ist es üblicherweise so, dass nicht nur einige wenige Branchen mit ihren Investitionen Schiffbruch erleiden, sondern die Probleme erfassen nahezu alle Branchen. Der verzerrte Zins sorgt nämlich für Fehlentscheidungen auf breiter Front. Deshalb zieht der Bust, der auf den Boom folgt, auch üblicherweise die gesamte Volkswirtschaft in Mitleidenschaft. Vor allem auch der Bankensektor gerät unter Druck, wenn der Boom zum Bust wird: Kreditinstitute erleiden Kreditausfälle, die rasch ihre dünne Eigenkapitaldecke aufzehren können.

Vertrauensverluste in den Märkten tragen ein Übriges dazu bei, Banken in finanzielle Bedrängnis zu bringen. Das geldpolitische Beeinflussen des Zinses durch die Zentralbank erweist sich also als Störfaktor. 

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