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Tiberius-Kommentar 1: Lügen die Renten- oder die Aktienmärkte?

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Angesichts dieser Risiken stellt sich die Frage, wer langlaufende deutsche Bundesanleihen auf diesem Kursniveau eigentlich kauft. Die Antwort liegt in den mittelfristig ausgerichteten Finanzierungsaktionen der Europäischen Zentralbank, die in zwei auf 18 Monate angelegten Zentralbankgeldemissionen (Long Term Refinancing Operation = LTRO) den europäischen Geschäftsbanken mehr als 1.000 Mrd. € frisches Zentralbankgeld zugeteilt hat.

Die europäischen Geschäftsbanken verwenden dieses Geld zumeist für die klassische Fristentransformation, indem sie langlaufende europäische Staatsanleihen kaufen, die sie mit dem anderthalbjährigen Zentralbankkredit finanziert haben.

Für die italienischen, spanischen und portugiesischen Geschäftsbanken macht dieser Trade durchaus Sinn, da die Staatsanleihen ihrer Heimatländer vor wenigen Wochen noch hohe Risikoaufschläge zu Zentralbankgeld und Bundesanleihen boten, die durch die Käufe der Banken zuletzt erheblich zusammengeschnurrt sind. Und sollten die Bonds der Heimatländer wider Erwarten nicht überleben, wäre ein separates Überleben des nationalen Bankensystems ohnehin unwahrscheinlich.

Für die Banken, die deutsche Staatsanleihen kaufen, ist dieses Vorgehen aber extrem unattraktiv. Die Prämie für 10-jährige Bundesanleihen gegenüber Zentralbankgeld beträgt weniger als einen Prozentpunkt. Sollte sich die Bewertung nur im Hinblick auf einen der oben genannten Negativfaktoren normalisieren, sind bei zehnjährigen Anleihen in zwei bis drei Monaten leicht Kursverluste zwischen 5% und 10% möglich. Die Banken, die diesen Carry versucht haben, müssten dies auch “mark to market“ bilanzieren.

Ähnliches gilt für die amerikanischen Geschäftsbanken, für die die amerikanische Notenbank einen starken Anreiz für den Carry zwischen kurz -und langlaufenden Anleihen geschaffen hat, indem sie die Preise für 10-jährige Anleihen durch ihre Käufe zu unterstützen versucht. Die Zinsdifferenz zwischen lang und kurz ist mit knapp 2% in den USA einen vollen Prozentpunkt attraktiver als in Deutschland.

Die Grundproblematik bleibt aber dieselbe. In die Fristentransformation sehen sich vor allem die Geschäftsbanken gedrängt, die in anderen Geschäftszweigen kein valides Geschäftsmodell vorweisen können, also vor allem vom öffentlich rechtlichen Sektor gehaltene Banken.

Der Schluss daraus liegt auf der Hand: Die nächste Bankenkrise wird gerade jene Banken treffen, die in der Fristentransformation zu große Positionen in langlaufenden Anleihen eingegangen sind, die sie dann in einem definierten Baissetrend wieder veräußern müssen.

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Quelle: Tiberius

Das technische Marktbild an den Bondmärkten zeigt unseres Erachtens klare Top-Formationen. Eine starke Abwärtsbewegung an den Märkten für amerikanische und deutsche Bundesanleihen steht unserer Meinung nach unmittelbar bevor.

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