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Tiberius-Kommentar 3: Iran-Risiko nur bei Rohöl, nicht bei Aktien?

in MärkteLesedauer: 2 Minuten
Markus Mezger, Gründungsgesellschafter und Investmentchef <br> von Tiberius.
Markus Mezger, Gründungsgesellschafter und Investmentchef
von Tiberius.
Selten einmal haben wir Preisentwicklung und News Flow so stark auseinanderfallen sehen wie derzeit bei Rohöl. Die fundamentalen Nachrichten sind nahezu durchgehend negativ: die globale Nachfrage musste bei IEA und EIA zuletzt nach unten revidiert werden (im Backtesting ein sehr gutes Verkaufssignal), während gleichzeitig das OPEC-Angebot, namentlich aus Libyen und dem Irak deutlich zulegen konnte.

Im Ergebnis ist 2012 ein signifikanter Rohölmarktüberschuss zu erwarten. Gleichzeitig sind die US-Märkte durch die starken Produktionssteigerungen in North Dakota (Bakken) und Kanada überversorgt, was für einen hohen Preisabschlag für kanadisches Öl (Western Canada Select) von mehr als 30 USD je Barrel gesorgt hat.

Die deutlich höheren Preise im Mittleren Westen der USA geben den nordamerikanischen Produzenten starke Anreize, Rohöl an den Lieferpunkt für WTI, Cushing, einzuliefern, wodurch die Lagerbestände dort bereits stark zu steigen begonnen haben. Die Produktnachfrage in den USA ist schwach und die Lager sind ausreichend. Kurzum, einen fundamental guten Grund, Öl zu kaufen, gibt es unserer Ansicht nach derzeit nicht.

Dass die Preise dennoch mehr als 10 USD je Barrel zulegen konnten, ist der Angst vor einer Eskalation des Iran-Konflikts geschuldet. Sowohl Israel als auch die USA haben sich militärische Operationen offen gelassen, wobei insbesondere Israel die Rhetorik und die Drohgebärden gegenüber dem Iran deutlich verschärft hat.

Der Iran wiederum hat angedroht, unter Einsatz militärischer Gewalt die Straße von Hormuz zu blockieren. Diese ist für den Ölhandel ein eminent wichtiger Seeweg, durch den täglich knapp ein Fünftel des globalen Ölangebots transportiert wird. Dementsprechend geistert durch die Köpfe vieler Anleger der Super-GAU eines hohen Angebotsausfalls, der den Ölpreis in kurzer Zeit auf 150 bis 200 USD je Barrel treiben könnte.

Wir halten eine derartige Bewegung für möglich, jedoch für sehr unwahrscheinlich. Das erste Argument bezieht sich auf die Risikowahrnehmung anderer Assetmärkte. Das oben geschilderte Szenario würde mit größter Sicherheit einen Einbruch der Konjunktur und gleichzeitig steigende Inflationsraten, also eine Stagflation auslösen, was sowohl für Aktien- als auch für die Rentenmärkte Gift wäre.

Die steigende Risikoprämie bei Rohöl hat aber nicht gleichzeitig zu steigenden Risikoprämien an diesen Märkten geführt. Der Rohölmarkt besitzt den Iran Super-GAU also exklusiv. Vor den US-Wahlen im Herbst 2012 ist eine größere militärische Operation im Iran aber sehr unwahrscheinlich. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass ähnlich wie im Mai 2011 kurzfristig 15 USD je Barrel Luft aus den Rohölpreisen WTI und Brent entweicht.
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