Tilmann Galler von J.P. Morgan AM
Substanz- oder Wachstumsaktien – die Wahl des richtigen Teams zählt
Tilmann Galler ist Marktstratege Deutschland, Österreich, Schweiz bei J.P.Morgan Asset Management. Foto: J.P.Morgan Asset Management. Foto: J.P. Morgan AM
Die Verwaltung von Anlagen ähnelt dem Management eines Fußballclubs, findet Tilmann Galler von J.P. Morgan Asset Management. Hier erläutert der Kapitalmarktstratege, wie er einen schlagkräftigen Aktien-Kader aufstellen würde.
Die Verwaltung von Anlagen ähnelt bisweilen dem Management eines Fußballclubs – man kann nicht einfach nur die vielversprechendsten, teuersten Spieler auswählen. Es ist deutlich besser, auch einige Spieler dabei zu haben, die den Zenit ihrer internationalen Karriere bereits überschritten haben. Sie sind in der Regel ein wenig günstiger, können aber noch über Jahre hinweg solide und zuverlässige Mitglieder des Teams sein. In einem Portfolio erfüllen sorgfältig ausgewählte Substanzaktien eine ganz ähnliche Rolle.
Wachstumswerte hingegen sind die potenziellen Stars von morgen. Ähnlich wie Nachwuchstalente im Fußball liegt in den kommenden Jahren noch einiges an Arbeit vor ihnen und sie haben...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Verwaltung von Anlagen ähnelt bisweilen dem Management eines Fußballclubs – man kann nicht einfach nur die vielversprechendsten, teuersten Spieler auswählen. Es ist deutlich besser, auch einige Spieler dabei zu haben, die den Zenit ihrer internationalen Karriere bereits überschritten haben. Sie sind in der Regel ein wenig günstiger, können aber noch über Jahre hinweg solide und zuverlässige Mitglieder des Teams sein. In einem Portfolio erfüllen sorgfältig ausgewählte Substanzaktien eine ganz ähnliche Rolle.
Wachstumswerte hingegen sind die potenziellen Stars von morgen. Ähnlich wie Nachwuchstalente im Fußball liegt in den kommenden Jahren noch einiges an Arbeit vor ihnen und sie haben viel Raum für Entwicklung. Allerdings sind sie auch mit größeren Risiken behaftet, da sie sich verletzen könnten, noch bevor sich die hohen Transfersummen bezahlt gemacht haben. Sie bieten hingegen auch das Potenzial, das Team in eine ganz andere Liga zu führen.
Manager sind stets bestrebt, ein Team zusammenstellen, das beide Arten von Spielern enthält. In den letzten Minuten eines hart umkämpften Spiels kann es jedoch empfehlenswert sein, eher auf Substanzspieler zu setzen, die ein wenig mehr Erfahrung haben und Dividenden zahlen können, wenn der Druck zunimmt.
Die Grundlagen
MSCI verwendet mehrere Kennzahlen, um eine Aktie der Kategorie „Substanz“ oder der Kategorie „Wachstum“ zuzuordnen, beispielsweise das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), das auf den Gewinn der kommenden zwölf Monate bezogene Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), die Dividendenrendite und das kurz- und langfristige Gewinn- und Umsatzwachstum. Substanzwerte – die konstanten Spieler – zeichnen sich durch ein im Vergleich zum Marktdurchschnitt niedrigeres KBV, ein geringeres KGV und eine höhere Dividendenrendite aus.
Wachstumsindizes weisen häufig eine Verzerrung zugunsten von Technologiewerten auf. Der Informationstechnologiesektor ist im MSCI World Growth Index derzeit mit 23 Prozent gewichtet (in Europa verteilt sich der Wachstumsindex gleichmäßiger auf die verschiedenen Sektoren). Es ist also nicht verwunderlich, dass sich der Wachstumsstil in Phasen, in denen Anleger von den potenziellen Renditen aus raschen technologischen Innovationen begeistert waren, besonders gut entwickelt hat, beispielsweise während des Technologie-Booms der 1990er Jahre. Im Zuge des während der 2000er Jahr verzeichneten Aufschwungs an den Aktienmärkten fiel der MSCI Growth Index jedoch zurück, da es hierbei weniger um technologische Innovationen, sondern vielmehr um Immobilien, Finanzen und Rohstoffe ging.
Die Zusammensetzung des Value-Index hat sich im Laufe der Zeit stärker verändert. Derzeit werden Value-Indizes durch den Finanzsektor dominiert, auf den beispielsweise 25 Prozent des MSCI World Value Index entfallen. Der Gesundheitssektor ist im Value-Index am zweitstärksten gewichtet, während im Wachstumsindex zyklische Konsumgüter an zweiter Stelle auf Technologiewerte folgen.