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Fonds-Strategie Timo Buss von Covesto: „Ich habe nicht den Anspruch, originell zu sein“

Timo Buss von Covesto setzt für seinen Fonds auf ein fokussiertes Portfolio
Timo Buss von Covesto setzt für seinen Fonds auf ein fokussiertes Portfolio | Foto: Timo Buss / Montage: DAS INVESTMENT

DAS INVESTMENT: Herr Buss, sind Sie ein geduldiger Mensch?

Timo Buss: Die Frage kann ich selbstbewusst mit „Ja“ beantworten. Für mich ist Geduld eng mit dem Investieren verbunden. Alle guten Dinge brauchen Zeit. Denn am Ende gewinnt nicht notwendigerweise die klügste Person, sondern die mit der höchsten emotionalen Stabilität. Dafür ist Geduld entscheidend.

Warum ich frage: Sie sind hauptverantwortlich für den Patient Capital Fonds, zu deutsch: Geduldiges Kapital. Das ist gewissermaßen ein Fonds der Extreme: Rund 40 Prozent des Vermögens stecken konzentriert in den 5 größten Positionen. Was haben Sie gegen breites Streuen?

Buss: Zugegeben, die Konzentration meines Portfolios ist verglichen mit vielen anderen deutschen Fonds-Produkten sehr hoch. Doch sie ist für mich kein Selbstzweck. In Krisensituationen, wo ganze Sektoren abrauschen und viele Aktien günstig werden, würde ich eine breitere Streuung wählen. Denn in so einem Umfeld bietet eine hohe Konzentration keinen Mehrwert. Aber in der Regel befinden wir uns in Marktphasen, in der die meisten Akteure gute, rationale Entscheidungen treffen. Um gegenüber einem breiten Index höhere Renditen zu erzielen, braucht es eine gewisse Konzentration.

Eine hohe Konzentration ist ein zweischneidiges Schwert.

Buss: Das stimmt. Die meisten Vermögen auf der Welt entstanden durch hohe Konzentration. Aber die größten Vermögen wurden auch durch hohe Konzentration verloren, eben weil die Leute nicht rechtzeitig gestreut und ihr Vermögen diversifiziert haben.

Und Sie glauben, diesen Punkt immer rechtzeitig zu finden?

Buss: Ich versuche immer, einen Schritt vor dem Konsens zu sein. Ich muss differenzieren, wann sich eine hohe Konzentration noch lohnt und wann strukturelle Risiken kommen, die noch nicht in den Kursen eingepreist sind. Und dann eben auch entschieden reagieren.

Was bedeutet bei Ihnen entschiedenes Handeln?

Buss: Ich bin kein Fan davon, Positionen stückweise zu reduzieren, wenn ich denke, die Lage hat sich geändert. Ich handle sehr digital: Entweder ist eine Aktie zu günstig und ich glaube an das Unternehmen. Oder ich sehe erste Probleme. Dann gibt es später nicht selten einen strukturellen Verfall, deshalb handle ich lieber schnell und entschlossen.

 

Blicken wir genauer auf Covesto. Derzeit bieten Sie drei Fonds. Wie hängen diese zusammen und was ist Ihr Ansatz?

Buss: Covesto ist ein kleiner Asset Manager aus Hamburg. Wir sind kein Family Office, sondern verwalten Geld von externen Investoren. Das können Privatleute sein, aber auch kleinere institutionelle Investoren. Wir haben drei Fonds als Haupt-Produkte, zwei davon sind Mischfonds und der dritte wird seit 2020 von mir beraten.

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Wie unterscheidet sich Ihr Patient Capital Fonds von den anderen beiden?

Buss: Ich verfolge einen anderen Ansatz als meine Kollegen: Das Portfolio ist konzentriert, Long-only und global ausgerichtet. Meine Kollegen haben diversifiziertere Portfolios, zum Teil stärker eventgetrieben, mit höherem Turnover. Mein Vorgehen erfordert viel Recherche und sehr viel Detailarbeit.

Wie viel Assets under Management haben Sie?

Buss: Bei Covesto verwalten wir insgesamt ein Vermögen von circa 100 Millionen Euro. Mein Fonds macht etwa 4,6 Millionen Euro aus. Der ist noch sehr klein, bislang habe ich über das Produkt aber auch noch nicht viel geredet und noch keinen aktiven Vertrieb gemacht.

Kommen wir noch einmal auf die Top 5 Positionen zu sprechen. Ihre Top-Positionen sind Visa, Microsoft, Alphabet und Activision Blizzard, dazwischen findet sich das mexikanische Unternehmen Fomento Económico Mexicano, abgekürzt Femsa. Eine ungewöhnliche Mischung. Was steckt dahinter?

Buss: Femsa hat drei Kernbeteiligungen: Dem Konzern gehören 15 Prozent von Heineken, sie sind zugleich der größte Bottler von Coca-Cola in Lateinamerika. Das größte Asset ist eine Kiosk-Kette in Mexiko unter der Marke Oxxo. Sie besitzen circa 20.000 Läden und sind eine der größten Retail-Ketten der Region. Das Wachstum ist sehr konstant. Nun expandiert das Unternehmen auch nach Brasilien. Pro Jahr werden dort 300 neue Läden eröffnet.

Wie kamen Sie auf das Unternehmen?

Buss: Das ist ein sehr komplexer Case, denn es gibt verschiedenste Geschäftsmodelle innerhalb der Holding. Man muss die Bewertung von Heineken verstehen, von Coca-Cola Femsa und man muss das Retail-Geschäft filigran auseinanderdividieren, um die Wertsteigerung einschätzen zu können. Aber Komplexität ist in diesem Falle gut. Viele Leute machen sich nicht die Arbeit, Unternehmen wirklich zu verstehen. Hinzu kommt: Mexiko wird wirtschaftlich häufig falsch eingeschätzt, denn über die letzten 10 Jahre hatte das Land im Schnitt etwa 4 Prozent Inflation pro Jahr. Das ist weit entfernt von einer Hyperinflation, wie sie etwa in Argentinien vorherrscht. Die Aktie lief sehr lange seitwärts, dabei wuchs das Business immer weiter. Heißt im Umkehrschluss: Die Bewertung ist in den 10 Jahren immer weiter gefallen. Das macht das Unternehmen in meinen Augen sehr spannend.

 

Warum glauben Sie, ein Potenzial erkannt zu haben, welches andere mit riesigen Research-Teams nicht sehen?

Buss: So ein Geschäftsmodell kann man nicht vom Schreibtisch aus verstehen. Man muss mit den Händlern vor Ort sprechen - nicht nur in den Touristenorten, sondern auch im Landesinneren. Man muss kritisch mit Produktentwicklern sprechen und auch mit denjenigen, die die Expansion in Brasilien vorantreiben. Diesen Aufwand scheuen doch die meisten Fonds-Manager. Man darf nie davon ausgehen, dass alle Leute in jedem Segment bis in die Tiefe buddeln.

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