Geldanlage Wann nachhaltige Investments Überrenditen abwerfen
Bei der Suche nach renditestarken Anlagen sind Investments mit sozialer Wirkung eine zeitgemäße Alternative zur herkömmlichen Geldanlage. Wer breit diversifiziert und mit attraktiven Renditen anlegen will, hat allerdings weniger Optionen als das riesige Angebot an nachhaltigen Anlage-Produkten – je nach Abgrenzung gibt es allein mehr als 2.300 nachhaltige Fonds in Deutschland – zunächst suggeriert.
Denn viele Märkte fallen mit strengen Vorgaben bei den Ausschlusskriterien schnell weg, da keine passenden Fondsalternativen mehr übrigbleiben. Mit der neuen Taxonomie-Verordnung, die auch Atomenergie als nachhaltig einstuft, wird es vermutlich auch nicht einfacher. Wer Nachhaltigkeit und kontroverse Themen ernst nehmen will, muss sein Portfolio also noch sorgfältiger bauen.
Für unseren Robo Advisor my sustainable impact (My-si) haben wir hierzu ein Musterportfolio aufgestellt, das das Thema Nachhaltigkeit nach klar definierten Kriterien für die Bereiche Environment, Social, Governance (ESG) in Form eines Best-In-Class-Ansatzes umsetzt. Ziel ist es, mit der Auswahl nachhaltiger Fonds zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise beizutragen, aber auch auskömmliche Renditen bei angemessenem Risiko zu erzielen. So berücksichtigt das Musterportfolio nur Fonds mit einem ESG-Fondsrating von mindestens vier der fünf möglichen Sterne der Institutional Shareholder Services group of companies (ISS).
95 Prozent Aktien – 5 Prozent Anleihen
Nehmen wir eine Anlagesumme von 500.000 Euro als Beispiel, die nachhaltig langfristig investiert werden soll. Die chancenorientierte Risikoklasse 5 definiert das Rendite-Risiko-Profil. Da wir risikoorientiert steuern wollen, legen wir eine Risikobandbreite nach einer definierten Risikokennzahl fest. In unserem Fall ist das die Kennzahl value-at-risk equivalente Volatilität (VeV) mit einem unteren Schwellenwert von 13 Prozent. Die Aktienquote beziehungsweise Allokation des Portfolios ist also das Ergebnis der Risikosteuerung und nicht deren Vorgabe. Das Portfolio soll damit eine prozentual zweistellige Rendite pro Jahr, höher als die Benchmark, erreichen.
Um diese Rendite-Risiko-Relation nachhaltig zu erzielen, könnte ein Portfolio mit einem Anlagevolumen von 500.000 Euro aktuell so aussehen: 95 Prozent werden in Aktienfonds investiert: Davon je 11 Prozent in Schwellenländer und Europa, 14 Prozent Japan, 13 Prozent China, je 12 Prozent USA, Welt und Welt Technologie, ergänzt um 10 Prozent Indien. Die übrigen 5 Prozent werden Corporate Bonds weltweit mit hoher Bonität investiert.
Hinter dieser Allokationslogik steckt der sogenannte „Equal Risk Contribution“ Ansatz, der die einzelnen Sub-Anlageklassen so gewichtet, dass jede den gleichen Beitrag zum Gesamtrisiko des Portfolios beisteuert. Je nach Marktentwicklung muss diese Allokation im Zeitverlauf natürlich angepasst werden, um die Risikovorgaben laufend einzuhalten.
Bei der Fondsauswahl lässt sich mit einer geschickten Kombination von ESG- und Finanzrating viel erreichen. In unserem Fall sind dies das ISS ESG-Rating und F-fex Fondsrating. Mit der Vorgabe, dass alle Fonds im Portfolio in beiden Ratings mindestens vier, besser fünf Sterne haben müssen, stellen wir sicher, dass wirklich nur Top-Fonds einsetzt werden. Das hat bisher auch sehr gut funktioniert: Mit einem Portfolio mit Anlagesumme von 500.000 Euro erzielen Anleger in der Risikoklasse 5 in den vergangenen drei Jahren eine durchschnittliche Rendite von 17,3 Prozent pro Jahr!
Nachhaltigkeit und attraktive Renditen vereinbar
Mit diesem Selektionsmechanismus lassen sich also nachhaltige Anlage UND attraktive Renditen sehr gut vereinen. Doch was kann man mit einem solchen Portfolio bezüglich Nachhaltigkeit und sozialem Engagement tatsächlich bewirken? Im Vergleich zu einem Portfolio ohne Nachhaltigkeitsvorgabe hat unser Musterportfolio immer hin 4,2 Ratingsterne, während das Vergleichsportfolio ohne Nachhaltigkeitsvorgaben nur auf 3,4 von insgesamt 5,0 möglichen ESG-Sternen kommt.
Die Auswertung über die Zielerreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele zeigt allerdings, dass auch bei einem nachhaltig ausgerichteten Portfolio, keine hundertprozentige Erfüllung der Ziele möglich ist. Nahezu jede wirtschaftliche Aktivität bringt in irgendeiner Form für das eine oder andere UN-Nachhaltigkeitsziel keine positiven, oder sogar negative Auswirkungen mit sich, selbst wenn die Aktivität insgesamt einen großen positiven Nachhaltigkeitsbeitrag liefern sollte.
Insofern ist eine Verbesserung bei den Wirkungsquoten als Erfolg zu bewerten. Im Beispiel des hier dargestellten Portfolios gelingt es immerhin, den Anteil der positiven Wirkungen relativ zum Vergleichsportfolio (ohne Nachhaltigkeitsvorgaben) um mehr als 10 Prozent zu verbessern. Im Gegenzug werden die negativen Wirkungen in nahezu gleichem Umfang gemindert.