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Tobt der „Krieg der Währungen“ auch im Depot des Privatanlegers?

Jörg Franzen
Jörg Franzen
Politiker, Ökonomen und Journalisten diskutieren derzeit heftig über einen sogenannten „Währungskrieg “ und dessen Folgen. Für den Vermögensverwalter ist die entscheidende Frage, ob und in wie weit der Privatanleger die Zusammensetzung seines Vermögens überdenken sollte.

Zunächst müssen wir festhalten: Die Situation ist weder neu, die Währungsschwankungen sind im historischen Vergleich nicht besonders hoch und zudem sehen wir bislang keine Interventionen am Währungsmarkt. Gibt es also den „Währungskrieg“ überhaupt?

Regierungen versuchen schon seit geraumer Zeit, ihre Währungen zu beeinflussen und abzuwerten, um die Wirtschaft anzukurbeln. Allen voran China. Japan hat die Diskussion um einen sogenannten „Währungskrieg“ aktuell nur neu entfacht, nachdem im November 2012 sicher war, dass Shinzo Abe mit seiner sehr wachstumsfreundlichen Politik Japans Wahlen gewinnen wird. Die gegenwärtige Situation ist jedoch nicht direkt auf Interventionen am Währungsmarkt oder Handelskriege zurückzuführen, sondern vielmehr das Ergebnis einer extremen Lockerung der Geldpolitik der großen Industrienationen.

Diese Staaten üben Druck auf Ihre Währungen aus, indem sie durch extrem niedrige Zinsen und durch zusätzliche unkonventionelle Maßnahmen (steigende Geldmenge) versuchen, ihre lahmende Wirtschaft anzukurbeln. Die jetzigen Währungsschwankungen sind, historisch gesehen, in keinster Weise extrem.

Also alles im grünen Bereich? Nein! Privatanleger müssen heute mehr denn je ihr Vermögen auch über verschiedene Hauptwährungsräume (US-Dollar, Euro, Britisches Pfund, Japanischer Yen und Schweizer Franken) gezielt verteilen, wenn sie ihre Risiken reduzieren und gleichzeitig ihre Ertragschancen wahren wollen. Dies erfolgt zum einen über die Aktienauswahl (Regionen) oder über Direktinvestitionen in die entsprechenden Währungen.

Einen Wirtschaftsraum zu bevorzugen, nur weil seine Währung am meisten abgewertet hat, greift in der Analyse zu kurz. Entscheidend ist, sowohl die Währung direkt als auch alle betroffenen Anlageklassen (wie Aktien) in diesem Währungsraum zu beurteilen. In der Analyse spielen vor allem folgende Faktoren eine Rolle: In wie weit führt eine Abwertung der Währung zu mehr gesamtwirtschaftlichen Wachstum (positiv für Aktienmarkt)? Welche Sektoren sind von einer Abwertung betroffen (exportsensitive Sektoren, wie zum Beispiel Industrie, Technologie oder Grundstoffe)? Welche Unternehmen profitieren von einer Abwertung (Export, Wettbewerbsfähigkeit)? Die Abwertung einer Hauptwährung belastet schließlich andere exportabhängige Länder, wie zum Beispiel Brasilien oder Südkorea oder verteuert den Import von Rohstoffen (z.B. Öl). Letzteres trifft dann auch die Unternehmen im „Abwertungsland“, wenn sie von Ölexporten oder anderen Rohstoffen abhängig sind.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Ob es einen „Währungskrieg“ gibt oder nicht, ist für den Privatanleger nicht relevant. Richtig und wichtig ist, dass er sein Vermögen auch auf verschiedene Währungen verteilt. Er muss in „Kriegs-“ wie in „Friedenszeiten“ die Auswirkungen der Währungsschwankungen auf die verschiedenen Anlageklassen regelmäßig überprüfen. Denn unbestritten ist, dass eine Abwertung unter den Hauptwährungen massive Ungleichgewichte auslösen kann. Auch im eigenen Depot.

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