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Fraktionierung von Vermögenswerten „Tokenisierung macht Investments für mehr Menschen zugänglich“

Max Heinzle, Gründer und Geschäftsführer des Fintechs 21.finance AG
Max Heinzle, Gründer und Geschäftsführer des Fintechs 21.finance AG | Foto: 21.finance AG

der fonds: Herr Heinzle, ein Teil der Produkte auf area2invest sind sogenannte tokenisierte Assets, also solche, die über die Blockchain abgebildet werden. Wie profitieren Anleger hiervon?

Max Heinzle: Anleger profitieren zum einen von der sogenannten Fraktionierung, also der Möglichkeit, Wertpapiere zu stückeln. In der Schweiz wurde das Aktienrecht erst kürzlich reformiert, dort kann der Mindestwert mittlerweile sogar bei nur 0,00001 CHF liegen. In Deutschland beträgt bei der aktuellen Rechtslage der Mindestnennwert einer Aktie jedoch 1 Euro, eine kleinere Stückelung ist nur mit Token auf der Blockchain durchführbar. So ist es dann möglich, Token zu kaufen, die Bruchteile eines bestimmten Vermögenswertes darstellen, was diese einer breiteren Investorenbasis zugänglich machen kann. Nehmen wir das Beispiel der Amazon-Aktie, die mittlerweile über 3.000 US-Dollar steht. Wird eine solche Aktie mittels Wertpapier-Token fraktioniert, können Anleger auch für deutlich weniger Geld, zum Beispiel für 10 US-Dollar, bereits Bruchteile davon kaufen und sich entsprechend am Unternehmen beteiligen.

Gleichzeitig erlaubt die Blockchain einen Handelsmarktplatz, der an allen sieben Tagen der Woche rund um die Uhr verfügbar ist. Aus Anlegersicht ist das eine einmalige Möglichkeit, jederzeit Zugriff zum Kapitalmarkt zu haben. Die zugrundeliegende Technologie von Blockchain und Smart Contracts beschleunigt den Eigentumswechsel außerdem radikal und minimiert das Gegenpartei-Risiko, da bei der Blockchain kein Finanzintermediär als Zwischenpartei nötig ist.

Und welche Vorteile bringt die Tokenisierung für Emittenten?

Heinzle: Auf der Emittentenseite sehe ich vor allem zwei Vorteile. Zum einen die schnellere Emission von Finanzinstrumenten, sobald das entsprechende Prospekt erstellt wurde. Zum anderen bietet sich eine tiefere Liquidität, da aus meiner Sicht blockchain-basierte Handelsplätze in Zukunft Kaufs- und Verkaufsorder viel einfacher zusammenbringen werden. Grund dafür ist die Vereinheitlichung der Registerführung über die Grenzen und Unternehmen hinweg.

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Zudem sehe ich vor allem im Small-Cap-Bereich neue und alternative Zugangsmöglichkeiten zur Kapitalbeschaffung, da auf dem Zweitmarkt bisher lediglich der Mid- und Large-Cap-Bereich genügend Liquidität und Effizienz zur Verfügung stellt. Zur Zeit des ICO(Initial Coin Offering)-Hypes vor einigen Jahren haben wir bereits Emissionen von Unternehmenstoken und direktes Listing auf Kryptobörsen gesehen. Analog dazu sehe ich für den regulierten Markt zukünftig Start-ups und Kleinunternehmen, die dank tokenisierter Werte unkompliziert Zugang zu Liquidität erhalten.

Sie bieten auf Ihrer Plattform mittlerweile auch Investmentprojekte an, die den Fokus auf Nachhaltigkeit legen, zum Teil ebenfalls als tokenisierte Produkte. Könnten Sie Beispiele nennen? Worum geht es da konkret?

Heinzle: Ein Beispiel ist der Green-Ship-Token. Dabei geht es um ein digitales Wertpapier in Form von qualifiziert nachrangigen Genussrechten, die tokenisiert sind. Das gezeichnete Kapital wird vom Emittenten, der Reederei Vogemann, genutzt, um sogenannte Handysize-Bulker der neuesten Generation anzuschaffen. Das sind Frachtschiffe, die aufgrund ihrer Größe und Ausstattung besonders flexibel eingesetzt werden können. Im Fokus stehen hierbei besonders emissionsarme Handysize-Bulker, die rund 40 Prozent Treibstoff einsparen, bei gleichzeitig gesenktem CO2-Ausstoß. Derzeit gibt es weltweit erst genau zwei solcher Schiffe, welche schon heute die CO2-Emissionsanforderungen der International Maritime Organisation erfüllen, die erst ab 2029 verbindlich werden. Neben der Reduzierung der CO2-Emissionen achtet die Reederei aber auch auf die Reduktion von Schwefelemissionen, einen schonenden Umgang mit Ballastwasser und generell Treibstoff- und Energieeffizienz bei ihren Schiffen. Investoren können sich durch den Green-Ship-Token also direkt am Ausbau einer solchen modernen und emissionsarmen Flotte beteiligen.

Haben Sie noch ein weiteres Beispiel von Ihrer Plattform?

Heinzle: Ein anderes Beispiel mit Nachhaltigkeitsfokus ist der Finka-Token, ein Wertpapier-Token, der Schweizer Anlegern einen Anteil an den jährlichen Einnahmen der Rinderfarm La Pradera im bolivianischen Santa Cruz gewährt. Dieser Token kombiniert also die Blockchain-Technologie mit Terminkontrakten über zukünftige Einnahmen in der traditionellen Rinderzucht. Die La Pradera Ranch arbeitet unter strengen Umweltstandards. So werden zum Beispiel keine Hormone oder Antibiotika verwendet, die Weiden werden ohne Düngemittel natürlich gedüngt. Besonders spannend ist hier auch, dass die Freilandhaltung von Rindern entgegen der landläufigen Meinung tatsächlich umweltfreundlich ist. Netto-CO2-Emissionen von Rindern, die auf offenen Weiden grasen, sind negativ.

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