Die Zahlen sind beeindruckend: Der Gesamtwert der 100 wertvollsten Marken der Welt ist laut dem aktuellen Brand-Report von Kantar innerhalb eines Jahres um fast 30 Prozent auf 10,7 Billionen US-Dollar gestiegen – das stärkste Wachstum in der 20-jährigen Geschichte der Studie. Und das trotz geopolitischer Unsicherheiten, Inflation und KI-Disruption.

Es lohnt sich offenbar, in volatilen Zeiten in starke Marken zu investieren. Während die großen Fondsanbieter riesige Teams beschäftigen, um aktuelle und künftige Top-Marken zu identifizieren, fliegt ein Vermögensverwalter aus Köln unter dem Radar der meisten Anleger an die Performance-Spitze: Der Top Global Brands von Albrech & Cie. schaffte in den vergangenen fünf Jahren – trotz Corona-Krise – eine durchschnittliche Rendite von 9,91 Prozent per annum (Stand: 12.06.2025).

Höchste Zeit, sich mit den Verantwortlichen über starke Marken und ihre Strategie zu unterhalten.

DAS INVESTMENT: Frau Hentig, Herr Bienbeck, der neue Kantar Brand-Report zeigt ein Rekordwachstum bei den wertvollsten Marken. Weshalb erscheint es so, dass es nicht so viele Überschneidungen zu den Positionen in Ihrem Top-Global-Brands-Fonds gibt?

David Bienbeck: Das ist relativ naheliegend. Wenn Sie sich die großen Fonds von Morgan Stanley und Co. anschauen, dann gehen die meisten von oben nach unten durch die Liste: Apple, Google, Microsoft, Amazon, Nvidia, Facebook. Das ist relativ nah am Mainstream. Und Mainstream kann funktionieren – hat es in den letzten Jahren ja auch. Aber ist es replizierbar?

Wir verfolgen einen anderen Ansatz. Mit Unternehmen wie Action – einem niederländischen  Einzelhandelsunternehmen, das über die Beteiligungsfirma 3i (WKN: A0MU9Q) investierbar ist – können wir unkonventionell sein und das Feld von hinten aufrollen. Wir fragen uns: Welche Marke entwickelt sich dynamisch?

Wenn ich Ihnen die Wahl gebe zwischen einer Aktie, die im Mittelfeld ist und sich dynamisch nach vorne entwickelt mit viel Luft nach oben, oder einer, die schon überall bekannt ist, aber wo das Wachstum ausgeschöpft ist – für welche entscheiden Sie sich?

Sarah Hertig und David Bienbeck auf dem private banking kongress in Köln
Sarah Hertig und David Bienbeck auf dem private banking kongress in Köln © privat

In Ihren Top-Ten-Positionen finden sich auch Siemens Energy und Scout24. Was haben solche Unternehmen in einem Global-Brands-Fonds zu suchen?

Bienbeck: Bei Siemens Energy kommt vieles zusammen: Kursmomentum, die Wahrnehmung am Markt ist da, das operative Wachstum ist da, der ganze Sektor hat Rückenwind. Wenn Sie ein Kraftwerks- oder Netzbetreiber sind und sich für einen Zulieferer entscheiden müssen – wen nehmen Sie dann? Das ist kein reiner Konsumfonds. Es geht um Business-Kunden – und auch ein Business-Kunde entscheidet sich eher für die Marke, bei der er weiß, was er bekommt.

Bei Scout24 ist die Story ziemlich gut: Wenn Sie eine Wohnung verkaufen möchten, gehen Sie zu ebay-kleinanzeigen.de oder zu Immoscout? Sie gehen auf die größte Plattform, wo Sie wissen, dass jeder dort ist. Die haben die ganze Wertschöpfungskette verlängert und in diesem Kosmos Immobilie ein – ich will nicht sagen Monopol – aber es geht in die Richtung. Sie kommen an denen nicht vorbei.

Sarah Hentig: Der Name unseres Fonds bedeutet nicht, dass wir uns nur globale Top-Marken ansehen, sondern auch Marken, die in ihrem Sektor oder Markt besonders stark sind. Kantar selbst sagt: Markenstärke entsteht durch Differenzierung und Salienz. Kommt mir die Marke in den Sinn? Wenn ich eine Immobilie suche, wo gucke ich als erstes? Im deutschen Bereich ist es Immoscout. Das zeigt: Es müssen nicht nur die großen globalen Marken sein.

Viele Top-Marken wie Apple oder Nvidia findet man in Ihrem Fonds gar nicht. Weshalb?

Bienbeck: Ehrlich gesagt wundert es uns nicht, dass Apple in absoluten Zahlen oben steht. Die Marke ist extrem wertvoll. Was mich aber wundert, ist, dass sie – laut Report – in der Popularität noch weiter zugenommen hat. Denn operativ sieht man das nicht. Apple hatte Quartale ohne Umsatzwachstum, sogar mit rückläufigen Absatzzahlen. Die Marke ist populär, aber das Wachstum ist nicht da.

Hentig: Ich nutze Apple überall, auch privat. Aber wenn man sich Firmen anschaut – zumindest in Deutschland – arbeiten die wenigsten mit Apple, die meisten mit Microsoft. Im Privaten sieht das anders aus, aber es ist ein anspruchsvolles Preissegment. Für ein neues iPhone Pro Max muss man fast 2.000 Euro auf den Tisch legen. Das ist eine Hausnummer. Man merkt auch: Wenn die neuen iPhones rauskommen, der Hype ist nicht mehr so groß. Es ist für uns im Moment kein Investment.

Tabelle der Top-Ten-Positionen des Top Global Brands Fonds zum 31.05.2025
Auffällig im Top-Marken-Fonds von Albrech & Cie: Scout 24, Siemens Energy und die 3i Group © Factsheet Monega

Bislang ist die Strategie für mich wenig greifbar. Andere Fonds haben sich auf Luxusmarken spezialisiert – Sie nicht. In der Fondsbeschreibung steht: „Eine bedeutsame Rolle bei der Titelauswahl spielt die historische Markenwertentwicklung“ – erklären Sie Ihre Titelauswahl bitte mal genauer.

Bienbeck: Das genaue Rezept kann ich nicht bis ins Detail preisgeben. Unser Prozess ist mehrdimensional und weitgehend systematisch – das ist wichtig für die Replizierbarkeit. Wir schauen erstmal: Schafft es die Marke, operatives Wachstum zu erzeugen in Umsätzen und Gewinnen? Die zweite Dimension ist die technische Stärke: Ist die Aktie am Markt populär? Beide Dimensionen müssen übereinstimmen. Wenn nur eine passt, ist sie im Mittelfeld. Wenn beide schlecht sind, ist sie im Bodensatz.

Dafür bedienen wir uns verschiedener Datensätze, der Kantar-Report gehört auch dazu. Wir haben Unternehmen wie Hilton sehr früh im Portfolio gehabt, bevor sie im Kantar-Report als Aufsteiger auftauchten. Man kann diese wachsende Popularität teilweise vorher schon messen. Wenn man auf den Report wartet, ist man oft zu spät dran.

Um es greifbarer zu machen: Bei welchem Titel ist Ihre Strategie aufgegangen und wo lagen Sie falsch – und warum?

Hentig: Spotify war sehr erfolgreich. Das nutzt jeder, hört jeder – egal ob Podcast, Musik, Hörspiel für Kinder. Darüber kriegst du alles. Wir sind da schon eine Weile drin.

Das Gegenteil ist Porsche. Wir waren bis August 2023 investiert. Da war es wirklich gut, dass wir den Ausstieg gemacht haben. Wir sind vom Kursrückgang nicht ganz verschont geblieben, aber wir haben rechtzeitig die Kurve bekommen. Das ist auch etwas, was unser System uns signalisiert und worauf wir uns verlassen.

Bienbeck: Porsche ist an sich ein schönes Beispiel, weil das weltweit eine Marke ist – da wird niemand widersprechen. Aber es war einfach kein gutes Investment, obwohl die Zahlen nicht so schlecht waren. Der Kurs war schlecht. Manchmal funktioniert der Kurs wie ein Frühwarnsystem: Diese eine Dimension hatte schon alle Kaufargumente pulverisiert. Am Ende ist die zweite Dimension nachgekommen – operativ sieht man mittlerweile auch ein paar Problemchen bei Porsche.

Quelle Fondsdaten: FWW 2025

Ihren Fonds gibt es schon über zehn Jahre, in heutiger Form seit Oktober 2019. Die Performance ist durchaus beeindruckend: Auf Fünf-Jahres-Sicht sind es fast 10 Prozent per annum. Weshalb liegt das Fondsvolumen bei gerade mal 17 Millionen Euro?

Hentig: Wenn wir den Fonds rückblickend betrachten: Vor zwei Jahren waren wir bei einem Volumen von 5 Millionen Euro. Wir haben also durchaus einen Sprung gemacht. Sie dürfen nicht vergessen, dass Albrech & Cie. im Vergleich zu den Branchenriesen ein kleiner Vermögensverwalter ist.

Um Aufmerksamkeit zu bekommen, müssen wir kreativ sein. Zum Beispiel haben wir, als wir die 15 Millionen geknackt hatten, auf Linkedin ein Foto von unserem Bürohund mit der Nachricht gepostet. Das kam sehr gut an und hat uns viel Reichweite beschert.

Dog-Content statt Cat-Content …

Bienbeck: Wie Sarah sagt: Es ist ein Stück weit das Thema Awareness. Es wird ja nicht immer die beste Performance gekauft, sondern die Fonds, die bekannt sind: 95 Prozent des Vermögens gehen in 3 bis 4 Prozent der Fonds. Das ist total konzentriert. Wir haben einfach nicht die Marketing-Budgets, aber in unserer Peer Group fühlen wir uns ganz wohl. Über eine Dekade wird man das auch erkennen.

Der Global-Brands-Fonds von Morgan Stanley ist 20,8 Milliarden US-Dollar schwer und dominiert den Themenbereich. Wie überzeugen Sie Anleger von Ihrem Fonds?

Bienbeck: Ein Vermögensverwalter hat uns mal gesagt: „Euren Fonds muss man eigentlich nie wieder verkaufen.“ Das Thema wird immer funktionieren. Vielleicht sind es in fünf Jahren nicht mehr Hilton, sondern Marriott oder Airbnb. Aber was läuft und Rückenwind hat, wird sich in unserem systematischen Ansatz immer wieder nach oben spülen. Wir stehen mit dem Kescher da und schauen, was in Oberflächennähe ist.

Der Ansatz ist skalierbar. Wir haben nicht das Problem wie manche Small-Cap-Fonds. Wenn Sie uns morgen 100 Millionen auf den Tisch legen, können wir das unterkriegen. Die Titel sind liquide.

In turbulenten Zeiten sehnen sich Anleger nach Sicherheit. Weshalb sind Top-Marken krisenresistenter als andere Unternehmen?

Hentig: In Krisenzeiten greift man auf das zurück, was man kennt, wo man gute Erfahrungen gemacht hat. Man will nichts Neues ausprobieren. Wenn ich Durst auf eine Cola habe, dann will ich nicht Pepsi oder sonst was – dann will ich Coca-Cola. Große Marken haben auch größere Budgets und können in solchen Zeiten agiler reagieren.

Bienbeck: Operativ haben Markenunternehmen oft höhere Margen. Wenn alle Gegenwind haben und Sie büßen von 10 Prozent Nettogewinn-Marge 5 Prozent ein, sind Sie immer noch profitabel. Wer nur 5 Prozent Marge hat und 5 einbüßt, arbeitet defizitär.

Aber vielleicht ist der größte Vorteil auch psychologisch: Wenn es hoch hergeht und die Anleger ins Portfolio schauen, haben sie Vertrauen in die Strategie. Ich könnte meiner Oma Fonds mit Github oder anderen Tech-Werten zeigen – sie würde fragen: „Was ist das?“ Bei bekannten Marken weiß man: Die laufen, die kommen durch die Krise.

Über David Bienbeck und Sarah Hentig

David Bienbeck (Jahrgang 1981) ist seit Juli 2019 bei Albrech & Cie. Vermögensverwaltung, verantwortet dort das Fondsmanagement und ist seit Januar 2024 im Vorstand. Der studierte Betriebswirt bringt langjährige Erfahrung aus dem Asset Management mit.

Sarah Hentig (Jahrgang 1996) startete im Oktober 2021 bei Albrech & Cie. im Portfoliomanagement und ist seit Januar 2025 im Fondsvertrieb tätig. Die Kölnerin studierte an der Hochschule für Ökonomie & Management und ist zertifizierte Portfoliomanagerin.

Über Albrech & Cie. Vermögensverwaltung

Die Kölner Vermögensverwaltung Albrech & Cie. wurde 1996 gegründet und verwaltet aktuell rund 200 Millionen Euro, den überwiegenden Teil davon in Privatmandaten. Das Haus führt zwei Publikumsfonds: Neben dem Top Global Brands (ISIN: DE000A2PEMK8) mit aktuell 17 Millionen Euro managt das Team auch den Optiselect (ISIN: LU0107901315), der 2025 sein 25-jähriges Jubiläum feiert.