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in FinanzberatungLesedauer: 5 Minuten

„Top-Qualifikation für alle Vertriebsmitarbeiter ist illusorisch“

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König: Ein Anlageberater berät zwar im Interesse des Kunden, hat aber eben auch eine Vertriebsfunktion. Sein Zulieferer ist die Bank als Broker oder als Zertifikate-Emittent oder eine Fondsgesellschaft. Die Zuwendung sieht hier dann so aus, dass ein Teil der Verwaltungsgebühr eines Fonds an den Vertrieb als Provision gezahlt wird, und der Berater muss dem Kunden die Informationen über die Zuwendungen zur Verfügung stellen. In der Anlageberatung entscheidet aber am Ende der Kunde noch selbst ob die Vorschläge des Beraters umgesetzt werden.
Bei einer Vermögensverwaltung oder auch in einem Fonds hat der Kunde jedoch diese Entscheidung an den Fondsmanager delegiert. Der Fondsmanager ist gegenüber dem Kunden also stärker in der Entscheidungsbefugnis als der Anlageberater. Damit kann man durchaus begründen, dass für Portfoliomanager die Unabhängigkeit immer vorgeschrieben wird, für Anlageberater aber nur die Offenlegung.

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: Ist denn mit den neuen Regeln zur Verprovisionierung zukünftig eine bessere Qualität der Anlageberatung sichergestellt?

König
: Nein, zunächst nur die Unabhängigkeit. Die künftige Unterscheidung zwischen dem unabhängigen Berater einerseits und dem Bankberater mit Vertriebsfunktion andererseits ist deshalb schon wichtig. Es fehlen aber noch Anforderungen an die Qualifikation des unabhängigen Beraters als Gütesiegel. Denn unabhängig bedeutet ja nicht von alleine dasselbe wie gut. Für einen einfachen Verkauf von Medikamenten müssten Ärzte vielleicht nicht über besondere Qualifikationen verfügen, für das Untersuchen der Gesundheit ihrer Patienten hingegen schon.
Der unabhängige Finanzcheck mit einem genau dafür qualifizierten Berater wäre geeignet um den Kunden bei Finanzfragen zu analysieren und ihm dann erst die richtigen Finanzmedikamente zu verschreiben, bei entsprechendem Bedarf. Allerdings müssten die Kunden für diese Art der Beratung auch bezahlen, Qualität hat auch in der Finanzbranche ihren Preis.

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: Das Image der Branche insbesondere der Banken liegt am Boden. Was kann man noch tun, um hier wieder an Boden zu gewinnen?

König: Es existieren wohl einige Bereiche, wo man über positive Vorschläge oder Selbstverpflichtungen nachdenken müsste, eben beim Thema Verprovisionierung oder auch bei Vergütungen. Grundsätzlich würde auch eine proaktive Einstellung der Branche zu solchen Punkten in Politik und Gesellschaft besser ankommen als immer nur in Abwehrstellung und Konfrontation zu verharren. Die Politik geht indes auch nicht optimal vor. So werden die Fristen zu Konsultationen immer kürzer, so dass man oft nicht mehr ausgewogen Fachmeinungen einholen kann.
Die heutige Komplexität in der Finanzbranche und die Fragen der Regulierung lassen sich aber durch Aussage und Gegenaussage nicht bewältigen, das sieht man ja auch am gegenwärtigen Stand in diesen Themen nach jetzt fünf Jahren. Eine Alternative wäre ein kontinuierliches Zusammenarbeiten in Fachkommissionen, das wäre besser für die Ergebnisse und damit auch für das Image aller Beteiligten.

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