Tops & Flops 2015 Die Franken-Freigabe hinterlässt Spuren
Betriebswirtschaftler nennen so etwas eine klassische Win-win-Situation: Als die Schweizerische Nationalbank vergangene Woche den Kurs des Franken vom Euro abkoppelte, marschierte der Goldpreis innerhalb weniger Tage von 1.230 auf 1.300 Dollar. Goldminenaktien zogen aufgrund der Hebelwirkung entsprechend stärker an. Vollzog sich dieser Prozess dann auch noch in der gegenüber Dollar oder Euro abgesicherten Fondswährung Schweizer Franken, war der Freudensprung im Anteilspreis programmiert.
Zu besichtigen sind diese Zusammenhänge an jenen drei Fonds, die zum Stichtag 21. Januar die Liste aller zum Vertrieb in Deutschland zugelassenen Investmentfonds anführen. Ein großer Teil der exzellenten Wertentwicklung von 40 beziehungsweise 37 Prozent geht auf die Franken-Absicherung zurück. Das zeigt der Chart des zweitplatzierten Blackrock World Gold Fund CHF Hedged: Im gleichen Zeitraum stieg die auf US-Dollar lautende Anteilsklasse nur um 23 Prozent, die gegen Euro abgesicherte Tranche sogar nur um 18 Prozent.
Quelle: FWW
Das Problem: Kaum ein Anleger dürfte die Turbo-Tranchen im Portfolio haben. So verwaltet Blackrock im World Gold Fund zwar über 15 Anteilsklassen hinweg mehr als 2 Milliarden Euro. Das meiste Geld davon – offizielle Zahlen teilt die Gesellschaft nicht mit – dürfte jedoch auf Dollar- und Euro-Basis investiert sein. Wobei es auch dort feine Unterschiede gibt, die bei vielen Anlegern bis heute Verwirrung stiften. So existieren neben der explizit gegen Euro gehedgten Anteilsklasse noch weitere auf Euro lautende Tranchen, die sich aber genauso wie das in Dollar notierte Original entwickeln.
Doch auch ohne Rückenwind vom Schweizer Franken schafften drei Goldminenfonds den Sprung über die 30-Prozent-Marke – davon zwei aus dem Hause Stabilitas. Indirekt profitierten natürlich auch diese Fonds vom abrupten Kurswechsel der Schweizerischen Nationalbank, wie Stabilitas-Chef Martin Siegel im Interview mit DAS INVESTMENT.com bestätigt. Vor dem Hintergrund der aktuellen EZB-Politik erwartet Siegel, dass der Goldpreis bis Ende 2015 auf 1.800 Euro steigt. Für die von ihm betreuten Fonds und andere Goldminenprodukte wäre es der zweite Anlauf in diese Richtung: Auch 2014 zählten Minenaktien im Januar zu den ganz großen Gewinnern, fielen dann aber im Laufe der folgenden Monate wieder zurück.
Neben weiteren gegen Schweizer Franken gehegten Anteilsklassen wie dem Neuberger Berman US Real Estate Securities CHF oder dem Pictet Biotech CHF findet sich in den Top 20 mit dem DB X-Trackers SMI Short auch ein in Franken notierender ETF, der vom Kurssturz an der Zürcher Börse profitierte. Die meisten Schweizer Aktienfonds – egal, ob sie auf Euro oder Schweizer Franken lauten – kamen jedoch glimpflich davon: Was deren Schwergewichte wie Nestlé oder Roche im Zuge der Freigabe an Wert verloren, konnten auf der anderen Seite Währungsgewinne mehr als kompensieren. Kalt erwischt hat es mit dem UBAM Swiss Equity lediglich das aktuelle Schlusslicht der Tabelle: Dort sorgte die Währungsabsicherung – in diesem Fall gegen Euro – dafür, dass der Anteilspreis seit Anfang Januar mit 14 Prozent im Minus liegt.