Von der kleinen App zum europäischen Finanzgiganten: Der Neobroker Trade Republic hat seine Expansion auch 2024 fortgesetzt und vermeldet beeindruckende Zahlen: Binnen eines Jahres konnte Trade Republic seine Kundenzahl auf acht Millionen verdoppeln und das verwaltete Vermögen auf 100 Milliarden Euro ausbauen. Damit hat sich das 2015 gegründete Fintech endgültig in der ersten Liga der europäischen Finanzdienstleister etabliert.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Wachstum in den vergangenen zwölf Monaten“, sagt Trade-Republic-Mitgründer Christian Hecker im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Vor allem Ende des Jahres habe die Dynamik noch einmal deutlich zugenommen. „Der Monat Dezember und die ersten Tage im Januar waren die besten in der Geschichte von Trade Republic.“

Kein Interesse an Börsengang

Trotz der rasanten Entwicklung erteilt das mit 5,4 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen einem möglichen Börsengang vorerst eine Absage. „Wir denken darüber überhaupt nicht nach - weder kurz- noch mittelfristig“, sagte Hecker der „Financial Times“. Die Investoren, darunter Sequoia Capital und Peter Thiels Founders Fund, würden einen „langfristigen Ansatz“ verfolgen.

Das Unternehmen sieht sich für weiteres Wachstum auch ohne zusätzliches Kapital gut gerüstet. „Der Großteil der bisher eingesammelten 1,3 Milliarden US-Dollar ist noch nicht investiert“, erklärt Hecker. „Wir sehen so viele Wachstumsmöglichkeiten in Europa.“

Herausforderungen bleiben

Allerdings steht Trade Republic auch vor Herausforderungen. Ab 2026 tritt in der EU das Verbot des sogenannten „Payment for Order Flow“ in Kraft – ein Geschäftsmodell, das bisher rund ein Drittel der Einnahmen ausmacht. Dabei erhalten Broker Rückvergütungen von Handelspartnern für die Weiterleitung von Kundenorders.

Hecker zeigt sich dennoch zuversichtlich: Das Unternehmen verfüge über zwei weitere solide Einnahmequellen: Handelsgebühren und Provisionen von ETF-Anbietern trügen jeweils ein weiteres Drittel zum Umsatz bei. „Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema“, so Hecker. „Wir werden sicherstellen, dass dies nicht zum Nachteil unserer acht Millionen Kunden ist.“

Die Kritik am zeitweise überlasteten Kundenservice bezeichnet Hecker als „Wachstumsschmerzen“, die man mittlerweile durch Auslagerung und Aufstockung des Service-Teams in den Griff bekommen habe. 2024 investierte das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag in diesen Bereich.

 

Internationale Expansion wird vorangetrieben

Um das weitere Wachstum abzusichern, treibt Trade Republic die internationale Expansion voran. Nach der deutschen Vollbanklizenz hat das Unternehmen nun auch Lizenzen in Italien, Spanien und Frankreich für eigene Bankniederlassungen erhalten. Während bisher zwei Drittel der Kunden aus Deutschland stammen, sollen die anderen europäischen Märkte künftig stärker zum Wachstum beitragen.

Um das Wachstum von Trade Republic besser einzuordnen, lohnt ein Blick auf die Mitbewerber. Die Direktbank-Tochter Comdirect der Commerzbank, die seit drei Jahrzehnten am Markt ist, kommt auf drei Millionen Kunden und verwaltet 135 Milliarden Euro. Scalable Capital hat mehr als eine Million Kunden und verwaltet mehr als 27 Milliarden Euro auf der Plattform.