Finanzexpertin Hetal Mehta
Mit diesem Instrument will die EZB die Wirtschaft stützen
Hetal Mehta arbeitet als Ökonomin bei der Anlagegesellschaft Legal & General Investment Management. Foto: Legal & General Investment Management
Um die Wirtschaft zu stabilisieren, hat die Europäische Zentralbank das sogenannte Transmissionsschutzinstrument eingeführt. Finanzexpertin Hetal Mehta von Legal & General Investment Management erklärt, wie es funktioniert.
Noch nicht geklärt ist ebenfalls, wie die EZB TPI durchführen wird: Einige Details, darunter die Frage, wie die die Auswirkungen des Programms auf die Wirtschaft der Euroländer neutral gehalten werden soll, wurden absichtlich zurückgehalten. In Punkto Transparenz schneidet das TPI weniger gut ab. Allerdings hat die EZB mehr über Fragmentierungsrisiken kommuniziert und einige etablierte Rahmenwerke als Bezugspunkt hervorgehoben, so dass das TPI weder eine „Black Box“ wie das SMP ist, noch ist es so klar wie die sehr strengen Überwachungs- und Rahmenprotokolle des OMT.
Rechtliche Herausforderung
Die EZB musste sich immer wieder gegen Anfechtungen ihres geldpolitischen...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Noch nicht geklärt ist ebenfalls, wie die EZB TPI durchführen wird: Einige Details, darunter die Frage, wie die die Auswirkungen des Programms auf die Wirtschaft der Euroländer neutral gehalten werden soll, wurden absichtlich zurückgehalten. In Punkto Transparenz schneidet das TPI weniger gut ab. Allerdings hat die EZB mehr über Fragmentierungsrisiken kommuniziert und einige etablierte Rahmenwerke als Bezugspunkt hervorgehoben, so dass das TPI weder eine „Black Box“ wie das SMP ist, noch ist es so klar wie die sehr strengen Überwachungs- und Rahmenprotokolle des OMT.
Rechtliche Herausforderung
Die EZB musste sich immer wieder gegen Anfechtungen ihres geldpolitischen Instrumentariums zur Wehr setzen, was ihr bisher vergleichsweise gut gelungen ist. Einige Kritiker meinten, SMP verstoße gegen die EU-Vertragsklausel, die die Finanzierung von Regierungen verbietet, sowie gegen die „No-Bailout-Klausel“ des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Das OMT wurde inzwischen vom deutschen Verfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof geprüft. Das Risiko, dass das TPI rechtlich angefochten wird, dürfte durch den Verweis auf die Verhältnismäßigkeit des Instruments und die Einhaltung der Emittentengrenzen, die für andere Instrumente gelten, gesunken sein.
Marktreaktion
Im Großen und Ganzen sind wir der Meinung, dass der TPI gegenüber OMT gut abschneidet. Aber was sagen die Märkte? Die Reaktion war recht verhalten, die Spreads der italienischen zehnjährigen Staatsanleihen (BTP) blieben in der Woche seit der Vorstellung des TPI weitgehend unverändert. Wahrscheinlich hat das Auseinanderbrechen der italienischen Regierung am selben Tag eine positive Marktreaktion über die Bereitstellung eines umfangreichen und flexiblen Instrumentariums durch die EZB konterkariert. Wir halten es aber für möglich, dass der Markt die Standhaftigkeit der EZB im September anlässlich der vorgezogenen Wahlen in Italien testen wird. Zudem liegt der Fokus der Märkte auf dem dritten Faktor des EZB-Trilemmas: dem Wirtschaftswachstum.
Wir denken, dass der Euroraum derzeit in eine Rezession abrutscht, da die Energiepreise und Versorgungsengpässe ihren Tribut fordern. Kurzfristig wird sich die EZB unserer Meinung nach weiterhin darauf konzentrieren, die Inflation und die Inflationserwartungen zu senken, indem sie die Zinssätze in den kommenden Monaten weiter anhebt.
Unsere Schlussfolgerung: TPI sollte es der Zentralbank ermöglichen, die Zinsen schneller zu erhöhen. Allerdings liegt das Trendwachstum im gesamten Euroraum nur bei etwa einem Prozent, so dass es für die EZB schwieriger ist als für andere Zentralbanken weltweit, die galoppierende Inflation unter Kontrolle zu bringen, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Wir gehen davon aus, dass die EZB die Zinssätze noch weiter anheben wird – aber letztlich weniger als die anderen Zentralbanken.
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