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Trends im Robo-Advisory Wohin marschieren die Mensch-Maschinen der Vermögensverwaltung?

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Logische Entwicklung

Robo-Advisor traten ursprünglich mit dem Ziel an, neben den digitalen Elementen im Bereich des Portfoliomanagements auch bei Kundendialogen – wie dem Onboarding oder dem laufenden Zugang des Kunden zum Produkt – ausschließlich auf Online-Funktionen zu setzen. „Die Erfahrung der letzten fünf Jahre hat jedoch gezeigt, dass der Markt in diesem Bereich in der Breite noch nicht reif für ein vollständig digitales Angebot ist“, sagt Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung von Ebase, die mit Fintego im Robo-Advisor-Markt vertreten ist.

Ein neuer Mix aus Mensch und Maschine, die sogenannte hybride Beratung, sei daher die logische Weiterentwicklung. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass solche Lösungen in den nächsten fünf Jahren das populärste Modell in der Anlageberatung sein werden“, schätzt Deloitte-Partner Moosbrucker die künftige Situation ein.

Hybrides Modell

Quirion, eine Tochter der Berliner Quirin Privatbank, bietet Kunden bereits seit 2016 ein hybrides Modell an. „Viele Menschen wollen nicht immer mit einem Chat-Bot kommunizieren. Das gilt insbesondere für kritische Marktphasen oder bei sich ändernden Lebensverhältnissen. Zudem wird es noch lange finanzielle Fragen geben, die ein Robo-Advisor oder eine anders geartete künstliche Intelligenz nicht beantworten kann“, sagt Karl Matthäus Schmidt, Vorstandschef von Quirion und der Quirin Privatbank.

Auch Scalable Capital, mit über einer Milliarde Euro verwalteten Vermögens der Marktführer in Deutschland, setzt nun auf das hybride Konzept: „Bei hohen Anlagesummen wünschen sich manche Investoren eine persönliche Betreuung. Diesem Wunsch kommen wir seit November 2018 für Anleger ab einem zu verwaltenden Vermögen von 100.000 Euro nach“, erläutert Scalable-Geschäftsführer und Co-Gründer Erik Podzuweit. Für persönliche Betreuungstermine wollen die Mitarbeiter von Scalable Capital in regelmäßigen Abständen in zahlreiche deutsche Metropolen kommen und für die Beratung die Räumlichkeiten einer Co-Working-Firma nutzen.

Passendes Portfolio 

In Reinform sind Robo-Advisor meist auf den eigenständigen Einsatz beim Anleger abgestimmt und bieten Beratern daher kaum Mehrwert. Anders bei den bereits erwähnten hybriden Modellen. Denn dort kommen Mensch und Maschine jeweils in jenen Bereichen zum Zuge, für die ihre Fähigkeiten besonders gut geeignet sind.

„So können Robo-Advisor umfangreich bei der Risikoprofilierung von Anlegern unterstützen. Dabei können sie nicht nur die Risikoneigung abklopfen, sondern auch die Risikotragfähigkeit, sprich, wie viel ein Kunde bereit ist zu investieren und welchen Verlust er sich entsprechend seiner finanziellen Situation leisten kann“, erklärt Martin Hering, Vorstandsmitglied des Software-Entwicklers Finastra.

Ein Robo-Advisor kann zudem viel schneller ein passendes Portfolio mit relevanten Anlageprodukten auf Grundlage vordefinierter Kriterien zusammenstellen. Der Berater kann dieses darauf aufbauend ergänzen. Auch das Rebalancing kann er zu fest definierten Zeitpunkten vollautomatisch durchführen lassen. „Manuell wären diese Prozesse sehr zeitaufwendig und fehleranfällig“, so Hering.

Digitaler Vertriebskanal

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie Berater konkret profitieren: Der Maklerpool Netfonds hat mit Finfire Direct eine entsprechende Lösung sowohl für seine angeschlossenen 34f-Berater als auch für gebundene Agenten im Haftungsdach der Netfonds-Gruppe umgesetzt. „Hierbei handelt es sich zwar im Kern um einen Robo-Advisor, der jedoch vom Berater eingestellt, gelabelt und gesteuert wird. Konkret bestimmt der Berater die Konditionen, die Darstellung sowie die Vermarktung und ist für den Erfolg selbst verantwortlich“, erläutert Tom Wiese, Produktmanager bei NFS Netfonds.

Der Roboter wickelt so lediglich das Geschäft ab und ermöglicht dem Berater den Zugang zum digitalen Vertriebskanal. Zugleich könnten Berater aufgrund der Struktur des Robo-Advisors, der im Hintergrund im Rahmen einer Vermögensverwaltung das Investment platziert, von den geringeren regulatorischen Hürden profitieren, so Wiese. Eine gelungene Symbiose zweier Welten.

Und äußerst praktisch, wie die Resonanz bei dem Hamburger Maklerpool zeigt: Die Berater gewinnen Kunden über ihre Website oder eine Newsletter-Kampagne und nutzen dann einen standardisierten Prozess zur Abwicklung, indem sie ihren Kunden einen individuellen Link zum Eröffnungsprozess übergeben. „Der Kunde führt diesen allein oder gemeinsam mit dem Berater an einem Gerät durch. Der Ausdruck und das Hantieren mit unzähligen Seiten Papier werden obsolet“, sagt Wiese. Alle Angaben werden automatisch an die entsprechenden Zielsysteme weitergeleitet und führen zu sofortiger Depoteröffnung sowie Anlage in die ausgewählte Strategie.

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