

- Startseite
- ETFs & Indexfonds
-
Preisverfall am Ölmarkt – Kaufgelegenheit für ETF-Anleger?

Die Angst vor einer wirtschaftlichen Rezession hat den Ölpreis auf ein Vierjahrestief gedrückt. Seit Anfang April ist der Preis für die Nordseesorte Brent von etwa 75 US-Dollar auf zeitweise unter 60 US-Dollar je Barrel gefallen. Der Auslöser: Donald Trumps umfangreiche Zollankündigungen an seinem sogenannten „Liberation Day“ am 2. April. Zwar gab es inzwischen eine gewisse Gegenbewegung, aber ...
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Gratis-Zugang:
Um die Autorisierung über LinkedIn zu aktivieren, müssen Sie sich registrieren.
Um die Autorisierung über Google zu aktivieren, müssen Sie sich registrieren.
Die Angst vor einer wirtschaftlichen Rezession hat den Ölpreis auf ein Vierjahrestief gedrückt. Seit Anfang April ist der Preis für die Nordseesorte Brent von etwa 75 US-Dollar auf zeitweise unter 60 US-Dollar je Barrel gefallen. Der Auslöser: Donald Trumps umfangreiche Zollankündigungen an seinem sogenannten „Liberation Day“ am 2. April. Zwar gab es inzwischen eine gewisse Gegenbewegung, aber mit aktuell etwa 66 US-Dollar pendelt der Ölpreis immer noch rund 10 US-Dollar unter dem Niveau vor den Zollankündigungen.
Ist das jetzt eine günstige Einstiegsgelegenheit für Anleger? Oder der Beginn eines längeren Abwärtstrends?
Warum der Ölpreis so stark gefallen ist
Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein Blick auf die Ursachen für den Preisverfall bei Rohöl. „Wenn die beiden wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt, die zusammen mehr als ein Drittel des globalen Rohöls verbrauchen, auf einen Abschwung zusteuern, hat das natürlich einen erheblichen negativen Effekt auf die Ölpreise“, erklärt Cyrus de la Rubia, Ökonom der Hamburg Commercial Bank, in der „FAZ“. Hinzu kommt die Entscheidung des Ölkartells Opec, die Förderung wieder zu erhöhen – möglicherweise auf Druck der amerikanischen Regierung.
Die Experten von Goldman Sachs warnen entsprechend vor „großen Überschüssen“ am Ölmarkt: Für 2025 wird voraussichtlich eine Überproduktion von 800.000 Barrel pro Tag und für 2026 sogar von 1,4 Millionen Barrel pro Tag erwartet.
Sie haben Post!
Tipp: Nichts bekommen? Schauen Sie auch in ihrem Spam-Ordner nach.
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage drastisch gesenkt. Die Agentur sieht nun ein Wachstum der Nachfrage von nur 730.000 Barrel pro Tag für 2025 – fast ein Drittel weniger als noch vor kurzem angenommen. Für 2026 rechnet sie mit einem noch langsameren Wachstum von 690.000 Barrel pro Tag.
Langfristiger Ölbedarf bleibt bestehen
Trotz dieser kurzfristigen Schwäche ist die globale Rohölnachfrage immer noch hoch. Für das laufende Jahr rechnet die Opec weiterhin mit einem Anstieg der Ölnachfrage um 1,3 Millionen Barrel je Tag. Auch wenn sich der Bedarf langfristig abschwächt, bleibt Öl ein unentbehrlicher Rohstoff für die Weltwirtschaft.
Wichtig ist auch zu verstehen, dass Rohöl nicht nur im Energiesektor, sondern in zahlreichen anderen Bereichen eine zentrale Rolle spielt. Rund 6.000 Produkte des täglichen Lebens werden auf Basis von Rohöl hergestellt, darunter Sportartikel, Textilien, Elektronik sowie Körperpflege- und Haushaltsprodukte. In einer modernen Welt, die auf diese Produkte angewiesen ist, erscheint ein vollständiger Verzicht auf Erdöl in den kommenden Jahren und Jahrzehnten unrealistisch.
ETFs für europäische und globale Energieaktien
Für Anleger, die sich für Ölaktien interessieren und die Chance eines günstigen Einstiegs wittern, aber das Risiko von Einzeltiteln scheuen, gibt es eine Vielzahl von Exchange Traded Funds (ETFs), die sich hervorragend zur Diversifikation im Portfolio eignen.
SPDR MSCI Europe Energy ETF
Anleger, die sich angesichts der geopolitischen Situation auf europäische Branchenvertreter konzentrieren wollen, können einen genaueren Blick auf den SPDR MSCI Europe Energy ETF werfen. Der ETF bildet den MSCI Europe Energy 20/35 Capped Index ab. Dieser Index misst die Wertentwicklung von Aktien mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus 15 europäischen Industrieländern und bündelt damit die prominentesten Akteure der Branche in einem Produkt. Das Gewicht der größten Position im Index ist auf 35 Prozent begrenzt, das aller anderen auf 20 Prozent. Mit einem verwalteten Vermögen von rund 800 Millionen Euro gehört der ETF von SPDR zu den größeren Energie-ETFs auf dem Markt. Über fünf Jahre kommt der ETF auf eine Performance von 82,4 Prozent. Im laufenden Jahr ging es allerdings bereits um knapp 7 Prozent bergab – womit ein ETF-Anteil aktuell verhältnismäßig günstig zu haben ist.
Der ETF reinvestiert die Dividenden in das Fondsvermögen. Zu beachten: Das Produkt enthält insgesamt nur elf Aktien und eignet sich daher eher als Beimischung zu einem ansonsten bereits gut diversifizierten Portfolio. Die laufenden Kosten liegen bei 0,18 Prozent jährlich.
Den mit Abstand größten Anteil am Portfolio hat Shell mit einer Gewichtung von über 34 Prozent. Auf Platz zwei folgt Total Energies mit 19,3 Prozent vor BP mit 17 Prozent.
Xtrackers MSCI World Energy ETF
Eine globale Alternative zum Europa-Energie-ETF von State Street bietet der Xtrackers MSCI World Energy (ISIN: IE00BM67HM91). Dieser bildet MSCI World Energy Total Return Net Index nach. Die größten Positionen im globalen Index sind Exxon Mobil mit einem Gewicht von 18,6 Prozent, Chevron (10,2 Prozent), Shell (7,9 Prozent) und Total Energies (5 Prozent). Bei den Ländern dominieren Unternehmen aus den USA mit einem Anteil von 64,4 Prozent vor kanadischen Firmen (13,1 Prozent) und Konzernen aus Großbritannien (11,1 Prozent).
Die Kosten des ETFs liegen bei 0,26 Prozent. Über fünf Jahre kommt der Xtrackers-ETF auf eine Wertentwicklung von 138,2 Prozent, über drei Jahre sind es allerdings nur 8,8 Prozent Plus und im laufenden Jahr steht ein Minus von 4,8 Prozent in der US-Dollar-Variante zu Buche.
Die Chancen und Risiken von Ölaktien
Ob die zuletzt gefallenen Kurse für eine günstige Kaufgelegenheit sprechen oder die Preise angesichts einer drohenden Rezession sogar noch weiter nach unten gehen könnten, das muss jeder Anleger für sich abwägen. Als Entscheidungshilfe haben wir im Folgenden noch einmal die Vor- und Nachteile von Ölaktien zusammengefasst.
Vorteile
- Dividendenrendite: Ölunternehmen bieten oft attraktive Dividendenrenditen, die regelmäßige Einnahmen für Anleger generieren können.
- Inflationsschutz: In Zeiten steigender Inflation können Ölaktien eine Absicherung bieten, da sie von höheren Rohstoffpreisen profitieren.
- Nachfrage: Die weltweite Nachfrage nach Energie bleibt insgesamt hoch, da fossile Brennstoffe nach wie vor den Großteil des Energieverbrauchs ausmachen.
- Diversifikation: Ölaktien können in einem Portfolio eine Diversifikation bieten, da sie sich nicht immer parallel zu anderen Aktienmärkten bewegen.
- Technologische Weiterentwicklung: Einige Ölunternehmen investieren verstärkt in erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien, was langfristiges Wachstumspotenzial bietet.
Nachteile
- Preisvolatilität: Ölpreise sind starken Schwankungen unterworfen, was zu Unsicherheit und Risiko für Ölaktieninvestoren führen kann.
- Umweltauswirkungen: Ölunternehmen sind mit Umweltbedenken und regulatorischem Druck konfrontiert, was zu strengeren Vorschriften und Haftungsrisiken führen kann.
- Abhängigkeit von Rohstoffpreisen: Das Geschäft von Ölunternehmen hängt stark von den Preisen für Rohöl und Erdgas ab, die schwer vorhersehbar sind. Mehr zu den Gefahren von Rohstoff-ETFs finden Sie hier.
- Energieübergang: Die weltweite Verschiebung zu erneuerbaren Energien kann langfristig die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen reduzieren und Ölaktien negativ beeinflussen.
- Geopolitische Risiken: Ölunternehmen sind in vielen Ländern tätig, und geopolitische Ereignisse, Konflikte oder Sanktionen können die Geschäftsaktivitäten beeinträchtigen.
- Drohende Überproduktion: Analysten warnen vor einem globalen Überangebot an Öl in den kommenden Jahren, was den Preis weiter unter Druck setzen könnte.



